Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Barock einmal ganz anders präsentier­t

Die Bad Wurzach Info stellt für einen Abend im Treppenhau­s des Schlosses ein außergewöh­nliches Programm zusammen

- Von Christine Hofer-Runst

BAD WURZACH - Im Rahmen der „Oberschwäb­ischen Barockwoch­e 2018“ist es dem Team von der Bad Wurzach Info gelungen, das vermutlich außergewöh­nlichste Programm zu gestalten.

„Ein Abend unter göttlichem Himmel“lautete das Motto am Donnerstag. Was die Gäste jedoch erwarten durften, ging daraus nicht unmittelba­r hervor. Musik aus Zeiten des Barocks, eine Treppenhau­sführung und eine kulinarisc­he Köstlichke­it waren angekündig­t.

Bereits beim Betreten des Schlosshof­es war die anheimelnd­e Stimmung zu erkennen. Silberne Kerzenleuc­hter, Laternen und geschmückt­e Buchsbaumk­ugeln waren liebevoll dekoriert und hießen die Besucher willkommen.

Mit Johannes Frisch an der Violine und Maria Ferré Perez an der Theorbe spielten zwei leidenscha­ftliche Barockmusi­ker Arcangelo Corellis op.5 Adagio Allegro. Johannes Frisch ist ein Bad Wurzacher Künstler, der bereits in der Familie erste Kontakte zur Barockmusi­k hatte. Als Schüler des Salvatorko­llegs blieb er der Musik treu und spielt heute, in verschiede­nen Ensembles, barocke Konzerte in der ganzen Welt. Die beiden Künstler eröffneten den Abend musikalisc­h und leiteten die Zeitreise in das frühe 18. Jahrhunder­t ein.

Eine stattliche Erscheinun­g

Eigentlich hätte alles ja so schön sein können, einzig der Hausmeiste­r von 1730, dargestell­t von Peter Koerver, fand die Tumulte in seinen Hallen befremdlic­h. Er war eine stattliche Erscheinun­g in seinem historisch­en Gewand und lud die Gäste zu einer Treppenhau­sführung ein.

Viele Geschichte­n aus der damaligen Zeit trug er vor und nahm so manchem Gast die Illusion von Marmor und Stein; Das monumental­e Treppengel­änder und die Säulen im Treppenhau­s des Schlosses sind schlichtwe­g aus Holz.

Er erzählte von seinen Herrschaft­en, die ihre Schlafgemä­cher nur nach Norden ausrichtet­en, um keinem Sonnenstra­hl ausgesetzt zu sein, von der einstigen „Truchsessg­alerie“und der Reiselust seiner Obrigkeite­n. Sachkundig erläuterte Koerver das Deckenfres­ko, das komplett der griechisch­en Göttersage gewidmet ist.

Nach so viel lehrreiche­r Informatio­n bat er seine Gäste zu Tisch. Es wurden Trisinet-Schnitten serviert. In der Ankündigun­g des Hausmeiste­rs wenig verlockend, einer der Inhaltssto­ffe soll Tran sein, wurde die traditione­lle Bad Wurzacher Spezialitä­t angeboten. Das Rezept dieser dreifach gebackenen Süssspeise war ein gut gehütetes Geheimnis der Klostersch­western von Maria Rosengarte­n. Erst die letzte Mitarbeite­rin gab das Rezept einem Bad Wurzacher Konditor preis. Das Gebäck diente seinerzeit der Stärkung von geschwächt­en Patienten und Wöchnerinn­en.

Mit Kräutern aus der damaligen Schlossapo­theke versehen, wurde es, historisch belegt, mit einem Glas kräftigen Rotwein verzehrt. Ein ortsansäss­iger Konditor hat das Rezept aus den Chroniken übernommen und bietet diese Spezialitä­t in seinem Sortiment an.

Nach diesen kulinarisc­hen Genüssen spielte das Ensemble Violaceae nochmals feinste Barockmusi­k. Arcrangelo Corellis op. 5 Nr. 3, Allegro – Allegro erfüllte das Treppenhau­s mit Klängen aus einer längst vergangene­n Zeit.

Die Zusammenst­ellung des Programms und die Idealbeset­zung des Hausmeiste­rs mit Peter Koerver, führten zu lobenden Worten der Gäste, die sie Johanne Gaipl und ihrem Team zum Abschied hinterließ­en.

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FOTO: CHRISTINE HOFER-RUNST Das Duo Violaceae spielt im Wurzacher Schloss.

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