Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Barock einmal ganz anders präsentiert
Die Bad Wurzach Info stellt für einen Abend im Treppenhaus des Schlosses ein außergewöhnliches Programm zusammen
BAD WURZACH - Im Rahmen der „Oberschwäbischen Barockwoche 2018“ist es dem Team von der Bad Wurzach Info gelungen, das vermutlich außergewöhnlichste Programm zu gestalten.
„Ein Abend unter göttlichem Himmel“lautete das Motto am Donnerstag. Was die Gäste jedoch erwarten durften, ging daraus nicht unmittelbar hervor. Musik aus Zeiten des Barocks, eine Treppenhausführung und eine kulinarische Köstlichkeit waren angekündigt.
Bereits beim Betreten des Schlosshofes war die anheimelnde Stimmung zu erkennen. Silberne Kerzenleuchter, Laternen und geschmückte Buchsbaumkugeln waren liebevoll dekoriert und hießen die Besucher willkommen.
Mit Johannes Frisch an der Violine und Maria Ferré Perez an der Theorbe spielten zwei leidenschaftliche Barockmusiker Arcangelo Corellis op.5 Adagio Allegro. Johannes Frisch ist ein Bad Wurzacher Künstler, der bereits in der Familie erste Kontakte zur Barockmusik hatte. Als Schüler des Salvatorkollegs blieb er der Musik treu und spielt heute, in verschiedenen Ensembles, barocke Konzerte in der ganzen Welt. Die beiden Künstler eröffneten den Abend musikalisch und leiteten die Zeitreise in das frühe 18. Jahrhundert ein.
Eine stattliche Erscheinung
Eigentlich hätte alles ja so schön sein können, einzig der Hausmeister von 1730, dargestellt von Peter Koerver, fand die Tumulte in seinen Hallen befremdlich. Er war eine stattliche Erscheinung in seinem historischen Gewand und lud die Gäste zu einer Treppenhausführung ein.
Viele Geschichten aus der damaligen Zeit trug er vor und nahm so manchem Gast die Illusion von Marmor und Stein; Das monumentale Treppengeländer und die Säulen im Treppenhaus des Schlosses sind schlichtweg aus Holz.
Er erzählte von seinen Herrschaften, die ihre Schlafgemächer nur nach Norden ausrichteten, um keinem Sonnenstrahl ausgesetzt zu sein, von der einstigen „Truchsessgalerie“und der Reiselust seiner Obrigkeiten. Sachkundig erläuterte Koerver das Deckenfresko, das komplett der griechischen Göttersage gewidmet ist.
Nach so viel lehrreicher Information bat er seine Gäste zu Tisch. Es wurden Trisinet-Schnitten serviert. In der Ankündigung des Hausmeisters wenig verlockend, einer der Inhaltsstoffe soll Tran sein, wurde die traditionelle Bad Wurzacher Spezialität angeboten. Das Rezept dieser dreifach gebackenen Süssspeise war ein gut gehütetes Geheimnis der Klosterschwestern von Maria Rosengarten. Erst die letzte Mitarbeiterin gab das Rezept einem Bad Wurzacher Konditor preis. Das Gebäck diente seinerzeit der Stärkung von geschwächten Patienten und Wöchnerinnen.
Mit Kräutern aus der damaligen Schlossapotheke versehen, wurde es, historisch belegt, mit einem Glas kräftigen Rotwein verzehrt. Ein ortsansässiger Konditor hat das Rezept aus den Chroniken übernommen und bietet diese Spezialität in seinem Sortiment an.
Nach diesen kulinarischen Genüssen spielte das Ensemble Violaceae nochmals feinste Barockmusik. Arcrangelo Corellis op. 5 Nr. 3, Allegro – Allegro erfüllte das Treppenhaus mit Klängen aus einer längst vergangenen Zeit.
Die Zusammenstellung des Programms und die Idealbesetzung des Hausmeisters mit Peter Koerver, führten zu lobenden Worten der Gäste, die sie Johanne Gaipl und ihrem Team zum Abschied hinterließen.