Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Ein Wettkampf für echte Kerle
Highländgames in Wilhelmskirch begeistern so viele Zuschauer wie noch nie
HORGENZELL - Schon die Aufgaben lassen erahnen, dass es sich bei den „Oberschwäbischen Highländgames“um einen Wettkampf für echte Kerle handelt: Steinstoßen, Baumstammwerfen, Fassrollen, Strohsackwerfen, Mostschöpfen und Schottenwäsche. Und das alles in praller Sonne und bei brütender Hitze. 32 Männer fühlten sich dafür Manns genug und traten am Samstag in Wilhelmskirch gegeneinander an, alle stilecht gekleidet im Schottenrock.
Zwei Männer bildeten jeweils ein Team, einen „Clan“. Diese trugen so fantasievolle Namen wie „McKatzer“, „Fish & Spätzle“, „Firlefanz“, „Woize Hoizer“, „Pink Ladies“oder einfach nur „Ach du Scheiße“. Echte Ladies, also Frauen, waren nur am Spielfeldrand zu sehen, wenn sie mit selbst gemalten Plakaten ihre Mannen anfeuerten. „So viele Zuschauer hatten wir noch nie“, sagt Frank Brielmaier vom Musikverein Wilhelmskirch, der die Highländgames dieses Jahr zum siebten Mal veranstaltete. In mehreren Reihen drängten sich die Zuschauer hinter der Absperrung um das Spielfeld herum. Am Anfang waren sie etwas zögerlich, doch nach einer Aufwärmphase fieberte das Publikum begeistert mit, quittierte Fehlversuche mit einem enttäuschten „Oooohhh“und erfolgreiche Würfe oder Zweikämpfe mit Jubel und Klatschen.
Nicht nur Kraft war bei den Wettkämpfen gefragt, sondern auch Technik. Die ganze Muskelkraft nutzt nichts, wenn im letzten Augenblick der 15-Kilo-Stein von der Hand rutscht oder der Strohsack zwar in die Höhe fliegt, aber nicht über den Balken. Auch um ein Whiskyfass um sechs Holzpfosten herumzurollen, ohne die darauf stehenden Whiskybecher herunterzuwerfen, braucht es Geschicklichkeit. Beim Mostschöpfen war Teamarbeit gefragt. Zum Glück war es kein echter Most, sondern Wasser. Denn die Aufgabe bestand darin, das Wasser mit einem Eimer zu schöpfen und über eine Holzwand an den Clankollegen weiterzugeben, der dort auf der anderen Seite mit seinem Eimer wartete. Manch einer bekam dabei eher eine Dusche von seinem Teamkollegen ab, als dass viel Wasser in seinem Eimer landete.
Auch bei der Schottenwäsche durften die Wettkämpfer nicht wasserscheu sein. Ein Balken war über einem großen Wasserbecken aufgebaut. Zwei Kämpfer, jeweils mit einem nassen Strohsack bewaffnet, traten gegeneinander an. Ziel war es, entweder die Mitte des Balkens zu übertreten oder den Gegner ins Wasser zu stoßen. Gewonnen hatte, wer als Erster die Mittellinie überquerte oder als Letzter auf dem Balken stand.
Gut vier Stunden dauerten die Highländgames, doch langweilig wurde es nie. Je zwei Wettkämpfe fanden parallel statt, nur die Schottenwäsche und das „Sheaf Toss“, englisch für Strohsackwerfen, wurden einzeln durchgeführt. In den Umbaupausen sorgten eine Vorführung im Schafehüten und die „Highland Pipes & Drums of Waldsee“mit ihrer Dudelsackmusik für schottisches Flair. Auch kulinarisch fühlte man sich auf die britische Insel versetzt, in der Whisky-Lounge konnte man Whisky probieren, am Stand von „Little Britain“Spezialitäten aus Großbritannien kaufen. Im Festzelt gab es Burger und dazu die üblichen schwäbischen Spezialitäten, Käsespätzle, Steaks und Rote. Das Besondere war, dass man zu jedem Getränk oder Essen eine silberne Marke bekam. Was bei anderen Festen die Pfandmarke ist, war bei den Highländgames eine Art Stimmzettel. Die Marke konnte man in die Sammeldose des Clans werfen, der einem am besten gefiel. Eine Wand mit den Dosen samt Bilder der Clans war am Zelteingang aufgebaut. Ein kleines Mädchen wählte zielstrebig „The Wallace-Boys“für ihre Marke aus. „Ihr gefällt, dass sie blau angezogen sind“, vermutete ihre Mutter.
The Wallace-Boys siegten
Der Clan „Hydro Power“mit Guido Ibele und Manuel Nägele bekam im Laufe des Tages am meisten Marken und wurde abends zum „Lieblingshighländer“gekürt. Auch bei der Gesamtwertung war der Clan vorne mit dabei und schaffte es auf Platz zwei. Platz eins und damit den Titel „Highländer 2018“errangen Daniel Jehle und Manuel Mahler vom Clan „The Wallace-Boys“. Daniel Jehle hatte sich besonders beim Strohsackwerfen hervorgetan. Mit einer Heugabel warf er den Strohsack am höchsten hinauf: stolze 8,50 Meter hoch in die Luft. Ein echter Highländer.