Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
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Bayern-Boss Uli Hoeneß fordert nach WM-Aus tiefgreifende Veränderungen im DFB
BERLIN (dpa) - Die Rufe nach radikalen Veränderungen in der Nationalmannschaft und beim DFB werden lauter. Joachim Löw will den Verbandschefs zwar am Freitag in München die Konsequenzen aus dem noch immer schmerzenden WM-Debakel präsentieren. Uli Hoeneß hat jedoch schon vorher weitreichende Maßnahmen gefordert. Das Vorrunden-Aus in Russland sei „ein Alarmzeichen“gewesen, erklärte der Präsident des deutschen Branchenführers FC Bayern und regte drastische und auch ungewöhnliche Schritte an.
Die Nationalmannschaft solle „vielleicht aus dem Deutschen Fußball-Bund herausgelöst“und mit einem „professionellen Management“ausgestattet werden, sagte Hoeneß im TV-Sender Sky. „Denn der Geldgeber für den DFB ist ja die Nationalmannschaft.“Die DFB-Führung um Präsident Reinhard Grindel könne als Aufsichtsrat fungieren.
Löw habe angesichts eines laufenden Vertrages bis zur nächsten WM 2022 in Katar und wegen der vorangegangenen Erfolge als Bundestrainer eine Chance zum Neubeginn verdient, betonte Hoeneß: „Er hatte einen Bonus.“Aber auch der in Russland gestürzte Weltmeistercoach Löw müsse „sich hinterfragen, ob nicht das eine oder andere schiefgelaufen ist. Und es müssen klare Zeichen gesetzt werden in den nächsten zwölf Monaten, ob die Konsequenzen aus dem Debakel gezogen wurden“, sagte Hoeneß.
„Ich finde es klug, dass man zuerst in Ruhe die Analyse macht“, betonte der Weltmeister von 1974. Der 58 Jahre alte Löw müsse aber auch schnell wieder erfolgreiche Arbeit leisten. Der DFB könne „immer noch reagieren“, ergänzte der Bayern-Boss: „In zwei Jahren ist eine Europameisterschaft, bis dahin muss er die Mannschaft wieder in Schwung gebracht haben.“Ansonsten geht der BayernPräsident davon aus, dass Löw dann selbst entsprechende Konsequenzen ziehen würde. „Er wird jetzt hart arbeiten und sonst sagen: Arrivederci!“
Verbandschef Reinhard Grindel gibt bereits vor dem Auftritt von Löw die Prämissen vor. Weg mit dem künstlichen Brimborium rund um das Nationalteam, mehr Stolz auf das Auswahltrikot, eine klare Philosophie auf dem Rasen.
„Ich habe dem Bundestrainer signalisiert, dass es aus meiner Sicht tiefgreifender Veränderungen bedarf“, sagte der Verbandspräsident in der „Bild am Sonntag“und schloss an: „Mehr Einsatz, mehr Bereitschaft, alles zu geben. Gepaart mit einer nachvollziehbaren Spielidee.“Der ehemalige DFB-Teamchef Rudi Völler stimmte zu: „Bei Kroatien hat man gespürt, dass alle von Beginn an wollten. Jeder kämpfte. Das fehlte bei der Nationalmannschaft.“
Zugleich müsse das DFB-Team wieder näher an die Fans heranrücken, forderte der DFB-Präsident: „Ich denke da an mehr öffentliche Trainingseinheiten, niedrigere Ticketpreise“. Auch der von vielen als künstlich empfundene Begriff „Die Mannschaft“soll auf den Prüfstand kommen, kündigte Grindel an. Genauso ist zu definieren, wie die Rolle von DFB-Direktor und Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff künftig aussehen wird. Entlastung soll es geben. Bierhoff müsse „ansonsten in den nächsten Monaten selbst überprüfen, ob er das alles leisten kann“.
Fehler räumte Grindel im Umgang mit Mesut Özil ein. Einen eigenen Rücktritt schließt der DFB-Präsident aber aus. „Ich hätte mich angesichts der rassistischen Angriffe an der einen oder anderen Stelle deutlicher positionieren und vor Mesut Özil stellen müssen“, sagte Grindel. „Solche Angriffe sind völlig inakzeptabel. Dass er sich da vom DFB im Stich gelassen fühlte, tut mir leid.“