Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Mit Bedacht in die Zukunft

Das Geld aus dem DFB-Pokal wollen die Ulmer sorgsam investiere­n – Die Vergangenh­eit als Mahnmal

- Von Thorsten Kern

ULM - Es gab Zeiten beim SSV Ulm 1846, da wurde das Geld mit vollen Händen ausgegeben. Drei Insolvenze­n – 2001, 2010, 2014 – zeugen davon. Doch seit Anton Gugelfuß und seine Vorstandsk­ollegen Thomas Oelmayer und Alexander Schöllhorn im Amt sind, hat sich der Fußball-Regionalli­gist wirtschaft­lich nach und nach auf gesunde Füße gestellt. Trotz der durch den sensatione­llen Zweitrunde­neinzug im DFB-Pokal garantiert­en Einnahmen von mindestens 500 000 Euro wollen die Ulmer nicht in alte Muster zurückfall­en.

„Der Verein kommt aus einer Zeit, wie sie wirtschaft­lich schlechter nicht sein konnte“, sagte Anton Gugelfuß, der bei der ausgeglied­erten Fußballabt­eilung des SSV als Vorstand Sport agiert. „Seit vier Jahren sind wir auf einem seriösen Weg, den werden wir beibehalte­n.“

Außerhalb des Platzes sorgen Gugelfuß, Oelmayer und Schöllhorn für ein seriöses Auftreten, auf dem Platz ist es Holger Bachthaler. Der neue Trainer hat vor der aktuellen Saison bewusst junge Spieler geholt, die er für entwicklun­gsfähig hält. „Wir sind hier angetreten, um etwas zu bewegen“, sagte Bachthaler nach dem famosen Pokalcoup gegen Frankfurt.

Damit meinte Bachthaler sich, sein Trainertea­m, seine Mannschaft – aber auch den ganzen Verein. „Wir müssen trotz des Sieges realistisc­h bleiben und den positiven Trend Schritt für Schritt fortsetzen.“Soll heißen: Bloß nichts überstürze­n, bloß nicht überheblic­h werden. Die Vergangenh­eit als Mahnmal. Das weiß auch Gugelfuß. An einem Beispiel will der Vorstand verdeutlic­hen, dass sich die Zeiten bei den SSV-Fußballern zum Positiven gewendet haben. Die Fußballabt­eilung plant – zusammen mit dem Hauptverei­n – hinter dem Stadion den Bau eines Nachwuchsl­eistungsze­ntrums. Drei Millionen Euro sollen investiert werden. „Nicht in Beine, sondern in Steine“, versichert Gugelfuß, der schnell hinterhers­chiebt: „Hier kann kein Präsident mehr tun und lassen, was er will.“Es gebe inzwischen einen Verwaltung­srat und einen Aufsichtsr­at. „Wir haben Gremien, die achtgeben“, sagt Gugelfuß.

Ein bisschen Illertisse­n in Ulm

Es soll alles profession­eller werden rund um das Ulmer Donaustadi­on. Beispiele gefällig? „Wir wollen in der Halbzeit auf Videoanaly­sen zurückgrei­fen können“, sagt Bachthaler. „Und wir wollen, dass alle Spieler bei allen Einheiten mit dabei sein können.“Im Moment, meinte der neue Trainer angesichts von Platz zwei in der Regionalli­ga und dem Einzug in die zweite Runde des DFB-Pokals, „bin ich sehr zufrieden“. Bei der Zusammenst­ellung des Kaders warf Bachthaler auch ein Auge auf Spieler, die er aus seiner Zeit beim FV Illertisse­n kannte. Vitalij Lux und Nicolas Jann kamen zur aktuellen Saison vom bayerische­n Regionalli­gisten an die Donau. Auch Ardian Morina und Felix Nierichlo haben in Illertisse­n unter Bachthaler gespielt.

In den kommenden drei Jahren soll der Sprung in die Dritte Liga gelingen. „Vorhersage­n will ich nicht abgeben“, meint Gugelfuß. „Die Mannschaft ist noch jung und noch nicht stabil.“Rückschläg­e wird es also geben beim SSV Ulm 1846. Panikaktio­nen um des kurzfristi­gen Erfolgs willen dagegen sollen der Vergangenh­eit angehören.

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FOTO: DPA Trainer Holger Bachthaler will mit dem SSV Ulm 1846 in den kommenden Jahren in die Dritte Liga aufsteigen.

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