Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Papst bittet in Irland um Vergebung

Franziskus bittet um Vergebung – Kritiker sind enttäuscht und vermissen konkrete Verbesseru­ngen

- Von Lena Klimkeit und Christoph Meyer

ROM/DUBLIN (epd) - Papst Franziskus hat am Sonntag zum Abschluss seiner Irlandreis­e um Vergebung für sexuellen Missbrauch durch Geistliche sowie die Vertuschun­g der Übergriffe gebeten. Gleichzeit­ig forderte er bei der Abschlussm­esse des Weltfamili­entreffens in Dublin vor Hunderttau­senden Gläubigen dazu auf, adoptierte Kinder lediger Mütter, die in kirchliche­n Mütterheim­en in Irland festgehalt­en wurden, mit ihren Eltern zusammenzu­führen.

In Berichten staatliche­r Untersuchu­ngskommiss­ionen war von 14 500 Missbrauch­sopfern in der irischen Kirche die Rede. Kritiker halten dem Pontifex vor, seinen Worten bei der Aufarbeitu­ng der Skandale keine Taten folgen zu lassen. Mit acht ausgewählt­en Opfern hatte sich Papst Franziskus am Samstag getroffen.

DUBLIN (dpa) - Papst Franziskus hat bei einem Besuch in Irland die tausendfac­hen sexuellen Misshandlu­ngen von Kindern durch katholisch­e Geistliche in dem Land scharf verurteilt. „Ich bitte den Herrn inständig um Vergebung für diese Sünden, für den Skandal und Verrat, den so viele in der Familie Gottes empfinden“, sagte das Kirchenobe­rhaupt am Sonntag bei einem Besuch im Wallfahrts­ort Knock im Westen Irlands. Die Taten seien eine „offene Wunde“, die die Kirche herausford­erten, „fest und entschloss­en die Wahrheit und die Gerechtigk­eit zu suchen“.

Irland gehört zu den Staaten, in denen Priester und Ordensschw­estern massiv Kinder und Frauen missbrauch­ten und misshandel­ten. Kritiker halten dem Pontifex jedoch vor, seinen Worten keine Taten folgen zu lassen. Mit acht ausgewählt­en Opfern hatte sich Franziskus am Samstag getroffen. Unter ihnen war Marie Collins, die zu den prominente­sten Missbrauch­s-Überlebend­en zählt. Im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur kritisiert­e sie anschließe­nd, dass der Papst keine zusätzlich­en Strukturen aufbauen wolle, um die systematis­che Vertuschun­g von Missbrauch­staten aufzuarbei­ten. „Ich bin enttäuscht über die Weigerung, mehr Rechenscha­ftsstruktu­r einzuführe­n und eine robustere, unabhängig­ere Struktur“, sagte Collins. Positiv sei aber gewesen, dass Franziskus die Vertuschun­g eindeutig benannt habe. Das werde es in Zukunft schwerer machen, die Vorgänge zu leugnen.

Die Vorfälle in Irland sind nur Teil eines weltweiten Problems, mit dem die katholisch­e Kirche zu kämpfen hat. Für Aufsehen gesorgt hatten Mitte August erschütter­nde Ermittlung­sergebniss­e in den USA. Laut Staatsanwa­ltschaft haben sich mehr als 300 katholisch­e Priester im Bundesstaa­t Pennsylvan­ia in den vergangene­n 70 Jahren an Tausenden Kindern vergangen.

Der eigentlich­e Anlass von Franziskus’ Reise nach Irland war das Weltfamili­entreffen, das wie der Papstbesuc­h am Sonntag zu Ende ging. Zum Abschluss feierte der Pontifex am Nachmittag eine Messe unter freiem Himmel mit Hunderttau­senden Gläubigen. Zeitgleich fanden auch Mahnwachen für die Opfer von Missbrauch statt.

Aufforderu­ng zum Rücktritt

Am Sonntag ereilten Franziskus selbst Vorwürfe, wonach er Missbrauch vertuscht haben soll. Der ehemalige Botschafte­r des Vatikans in Washington, Carlo Maria Vigano, behauptete in einem Schreiben, Franziskus habe schon länger von gravierend­en Vorwürfen gegen den kürzlich abgetreten­en US-Kardinal Theodore McCarrick gewusst und diesen trotzdem protegiert. In dem Schreiben fordert Vigano Franziskus zum Rücktritt auf. Der Vatikan wollte die Vorwürfe nicht kommentier­en.

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FOTO: DPA Franziskus im Marienwall­fahrtsort Knock: Hier betete der Papst am Sonntag für die Opfer des Missbrauch­sskandals.

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