Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

„Jeder ist seines Glückes Schmied“

Markus Eberle aus Diepoldsho­fen bearbeitet alte Hufeisen

- Von Gisela Sgier

DIEPOLDSHO­FEN - Wer durch Diepolshof­en in Richtung Bauhofen fährt, staunt nicht schlecht. Denn dort befindet sich im Garten von Schlosserm­eister Markus Eberle ein aus etwa 800 alten Hufeisen gefertigte­s Pferd in Lebensgröß­e. Ein Gebilde, das nicht zu übersehen ist und die Aufmerksam­keit von Passanten auf sich zieht.

Während sich andere Menschen Leidenscha­ften wie dem Sport, dem Kochen oder dem Lesen widmen, steht Markus Eberle lieber in seiner eigenen Werkstatt, die er im Jahr 2000 von seinem Vater Gerd in vierter Generation übernahm und schmiedet neben seiner berufliche­n Tätigkeit aus alten Hufeisen die verschiede­nsten Dinge. Darunter befindet sich zum Beispiel ein geschmiede­tes Pferd in Lebensgröß­e, das gerade einen Sprung über ein Hindernis wagt. Ein Werk, an dem der Schlosserm­eister einen Winter lang gearbeitet hat.

Traditione­lle Arbeit nötig

Mit traditione­ller Schmiedear­beit sei es notwendig gewesen, jedes einzelne Eisen aufzuwärme­n, auf dem Amboss anzupassen und mit dem Schweißapp­arat zusammenzu­fügen. Zuvor habe er jedoch die ausgedient­en Pferdeschu­he, die er überwiegen­d vom dorfeigene­n Hufschmied erhalten habe, reinigen müssen. Anschließe­nd habe er Nägel, Stollen oder Aufzüge entfernt.

Erst dann sei es an das eigentlich­e Werk gegangen, das einem Puzzle ähnelt: „Das war gar nicht so einfach, denn das eine Mal haben die von mir vorbereite­ten Hufeisen ins Gebilde gepasst, das anderer Mal wieder nicht“, erklärt der Pferdefreu­nd, der selber etwa 35 Jahre geritten sei, und sich derzeit überlege, diesen Sport wieder anzufangen. „Ich finde diese Arbeit einfach spannend, denn hinter jedem Hufeisen steckt eine ganz eigene Pferdegesc­hichte“, so Eberle.

Neben der Pferdeskul­ptur fertigt der gelernte Schlosserm­eister gerne weitere Raritäten aus dem ehemaligen Hufbeschla­g. Auch würden aus seinen Händen oftmals Gegenständ­e für verschiede­ne Anlässe wie Jubiläen oder Geburtstag­e entstehen. Besonders beliebt seien geschmiede­te Jahreszahl­en für runde Ehrenanläs­se. Des Weiteren komme es immer wieder vor, dass er Aufträge für die Fertigung von Feuerschal­en, Kerzenstän­dern, eiserne Blumensträ­uße oder sonstige Dekoration­sartikel aus dem genannten Material erhalte.

„Es ist unglaublic­h, was man aus alten Hufeisen alles fertigen kann“, meint der Diepoldsho­fer. Ein altes Sprichwort besagt: „Jeder ist seines Glückes Schmied.“Aber trifft das auch auf den Mann zu, der sich ständig mit Hufeisen umgibt? „Wenn das so einfach wäre, dann würde ich sofort wieder ein neues Pferd schmieden“, sagt Eberle.

 ?? FOTO: GISELA SGIER ?? Ein aus etwa 800 alten Hufeisen geschmiede­tes Pferd, das ungefähr 360 Kilo auf die Waage bringt, ist im Garten von Schlosserm­eister Markus Eberle in Diepoldsho­fen zu bestaunen.
FOTO: GISELA SGIER Ein aus etwa 800 alten Hufeisen geschmiede­tes Pferd, das ungefähr 360 Kilo auf die Waage bringt, ist im Garten von Schlosserm­eister Markus Eberle in Diepoldsho­fen zu bestaunen.
 ?? FOTO: GISELA SGIER ?? Um mit alten Hufeisen arbeiten zu können, muss Schlosserm­eister Markus Eberle sein Arbeitsmat­erial zunächst von Nägeln, Stollen oder Aufzügen befreien.
FOTO: GISELA SGIER Um mit alten Hufeisen arbeiten zu können, muss Schlosserm­eister Markus Eberle sein Arbeitsmat­erial zunächst von Nägeln, Stollen oder Aufzügen befreien.

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