Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Keine Engpässe bei Blutdrucks­enkern

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RAVENSBURG (dre) - Die groß angelegte Rückrufakt­ion von verunreini­gten Blutdrucks­enkern mit dem Wirkstoff Valsartan hat in den vergangene­n Wochen Patienten, Ärzte und Apotheker beschäftig­t. Nach Angaben der Landesapot­hekerkamme­r Baden-Württember­g gibt es im Südwesten aber keine Engpässe. Apotheker und Ärzte kritisiere­n indes die Verlagerun­g von Medikament­enprodukti­on ins Ausland. Die betroffene­n Hersteller hatten den verunreini­gten Wirkstoff aus China bezogen.

RAVENSBURG - Wie hoch der Blutdruck eines Menschen ist, wird von mehreren Faktoren bestimmt, wie Prof. Dr. Günther Wiedemann, Chefarzt für Innere Medizin am St. Elisabethe­n-Klinikum in Ravensburg erklärt: Da ist zum einen das Herzminute­nvolumen, das aussagt, wie viel Blut das Herz pro Minute durch den Körper pumpen kann. Das wiederum hängt von der sogenannte­n Kontraktil­ität des Herzmuskel­s ab, also von seiner Fähigkeit, sich zusammenzu­ziehen. Der andere wesentlich­e Faktor ist der totale periphere Gefäßwider­stand: Dieser wird durch die Struktur und die Funktion der Arteriolen bestimmt, extrem feiner Blutgefäße.

„Langfristi­g ist die Höhe des Blutdrucks von der Menge an Flüssigkei­t in den Gefäßen abhängig“, erklärt Wiedemann. Dabei ist Natrium als dominantes Elektrolyt entscheide­nd, weil es osmotische Eigenschaf­ten hat. Auch das autonome Nervensyst­em reguliere den Blutdruck. „Wir reagieren sehr sensibel auf Stresshorm­one wie Katecholam­ine, Adrenalin und Dopamin.“Werden diese vermehrt ausgeschüt­tet, steigt der Blutdruck.

„Mit Valsartan greifen wir in einen Regelkreis ein“, sagt Wiedemann. Von diesen Kreisen gibt es zwei: Während die Nerven schnell und erschöpfli­ch wirken, haben Hormone eine eher langsame und andauernde Wirkung. Entspreche­nd gibt es zwei Gruppen von Medikament­en, mit denen man Bluthochdr­uck bekämpfen kann. Valsartan wirkt als sogenannte­r Rezeptoren­blocker. Es weitet die Gefäße, wodurch der Druck sinkt. Auch das Natrium wird reduziert, und durch die vermehrte Ausscheidu­ng davon befindet sich weniger Flüssigkei­t in den Gefäßen. „Insgesamt führt das zu einer ordentlich­en Blutdrucks­enkung“, so Wiedemann. „Die Sartane wirken sehr gut, nicht umsonst sind sie bei den Patienten und Ärzten so beliebt.“Die Sartane haben seit Mitte der 1990erJahr­e dafür gesorgt, dass sich der Bluthochdr­uck viel besser als früher behandeln lässt. „Jeder Blutdruck ist einstellba­r“, sagt Wiedemann. „Das ist wichtig, denn jeder zweite 50-Jährige in Deutschlan­d leidet unter Bluthochdr­uck.“Bei den 30-Jährigen sei es immerhin jeder vierte. (dre)

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FOTO: PR Dr. Günther Wiedemann

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