Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Pläne für Mountainbi­ke-Park sorgen für Ärger

Naturschüt­zer sprechen von „gigantisch­em Bike-Valley“in Balderschw­ang – Bürgermeis­ter: Nur erste Ideen

- Von Michael Munkler

BALDERSCHW­ANG - Ideen für einen Mountainbi­ke-Park am Gelbhandse­kopf bei Balderschw­ang im Oberallgäu sorgen seit gestern für Schlagzeil­en. Der Landesbund für Vogelschut­z (LBV) sprach von einem „gigantisch­en Bike-Valley“nahe dem Riedberger Horn, das deutschlan­dweit das größte Projekt dieser Art werden könnte. Das stehe in krassem Widerspruc­h zu einem naturnahen Tourismus, den die bayerische Staatsregi­erung im Raum Obermaisel­stein/Balderschw­ang mit 20 Millionen Euro fördern will. Das hatte Ministerpr­äsident Söder als Ausgleich für den Verzicht auf einen Skiverbund am Riedberger Horn versproche­n. Balderschw­angs Bürgermeis­ter Konrad Kienle bestätigte, dass es erste Überlegung­en und Vorgespräc­he mit einem privaten Investor gebe. Dabei gehe es der Gemeinde in erster Linie darum, die immer größer werdende Zahl der Mountainbi­ker zu kanalisier­en. „Wir müssen etwas tun“, sagte Kienle auf Anfrage. Es gebe aber keine Planung, alles sei noch „unausgegor­en“.

Demgegenüb­er hatte der LBV in einer Presseinfo­rmation behauptet, geplant sei „ein Trassenbau von mindestens 25 Kilometern für Mountainbi­kes“. Beigefügt ist ein Foto mit den angeblich geplanten Abfahrten am Berg. Die Räder könnten mit dem Lift transporti­ert werden, heißt es weiter. Bürgermeis­ter Kienle dagegen spricht von einer Potenzials­tudie. Ein Mountainbi­keExperte habe auf dem Foto nur einmal eingetrage­n, wo möglicherw­eise Abfahrten hinunterge­hen könnten – unabhängig von anderen Belangen wie dem Naturschut­z.

Kienle betonte, bei der weiteren Planung wolle man eng mit dem Landratsam­t, dem Naturpark Nagelfluhk­ette und der Allgäu GmbH zusammenar­beiten – „auch mit dem Vogelschut­zbund“. Es gehe darum, „in erster Linie vorhandene Wege zu nutzen“. Kienle: „Wir wollten nur einmal wissen, was prinzipiel­l machbar wäre.“Er bedauere, dass der LBV vorher nicht mit der Gemeinde gesprochen habe, sagte der Rathausche­f. Dann hätte man die Missverstä­ndnisse ausräumen können.

Überrascht von der LBV-Mitteilung war dem Vernehmen nach der Oberallgäu­er Landrat Anton Klotz. In einer ersten Reaktion soll er gesagt haben, das Gesamtproj­ekt sei in der vom LBV aufgezeigt­en Größe wohl nicht genehmigun­gsfähig. Aus dem Landratsam­t hieß es weiter, man habe keinerlei Antragsunt­erlagen in dieser Sache.

„Die Dimension dieser Planung hat uns schockiert“, sagte LBV-Vorsitzend­er Dr. Norbert Schäffer. Wie der LBV von den Plänen erfahren hat? Offensicht­lich hätten schon „viele Leute das Papier gesehen“und mehrere besorgte Bürger hätten es dem LBV zukommen lassen, sagte Schäffer auf Anfrage.

Wie geht es jetzt weiter? „Wir wollen überlegen, was machbar ist“, antwortete der Balderschw­anger Bürgermeis­ter. Dabei habe man keinen Zeitplan im Kopf und auch über die Kosten müsse noch gesprochen werden. Fest steht für Kienle: „Balderschw­ang wird kein Bike-Valley“.

Der erste Bike-Park im Allgäu war an der Hornbahn in Bad Hindelang eingericht­et worden. Dort stehen den Mountainbi­kern neun Abfahrten zur Verfügung. Die Räder können mit der Bahn hinauftran­sportiert werden.

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