Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Pläne für Mountainbike-Park sorgen für Ärger
Naturschützer sprechen von „gigantischem Bike-Valley“in Balderschwang – Bürgermeister: Nur erste Ideen
BALDERSCHWANG - Ideen für einen Mountainbike-Park am Gelbhandsekopf bei Balderschwang im Oberallgäu sorgen seit gestern für Schlagzeilen. Der Landesbund für Vogelschutz (LBV) sprach von einem „gigantischen Bike-Valley“nahe dem Riedberger Horn, das deutschlandweit das größte Projekt dieser Art werden könnte. Das stehe in krassem Widerspruch zu einem naturnahen Tourismus, den die bayerische Staatsregierung im Raum Obermaiselstein/Balderschwang mit 20 Millionen Euro fördern will. Das hatte Ministerpräsident Söder als Ausgleich für den Verzicht auf einen Skiverbund am Riedberger Horn versprochen. Balderschwangs Bürgermeister Konrad Kienle bestätigte, dass es erste Überlegungen und Vorgespräche mit einem privaten Investor gebe. Dabei gehe es der Gemeinde in erster Linie darum, die immer größer werdende Zahl der Mountainbiker zu kanalisieren. „Wir müssen etwas tun“, sagte Kienle auf Anfrage. Es gebe aber keine Planung, alles sei noch „unausgegoren“.
Demgegenüber hatte der LBV in einer Presseinformation behauptet, geplant sei „ein Trassenbau von mindestens 25 Kilometern für Mountainbikes“. Beigefügt ist ein Foto mit den angeblich geplanten Abfahrten am Berg. Die Räder könnten mit dem Lift transportiert werden, heißt es weiter. Bürgermeister Kienle dagegen spricht von einer Potenzialstudie. Ein MountainbikeExperte habe auf dem Foto nur einmal eingetragen, wo möglicherweise Abfahrten hinuntergehen könnten – unabhängig von anderen Belangen wie dem Naturschutz.
Kienle betonte, bei der weiteren Planung wolle man eng mit dem Landratsamt, dem Naturpark Nagelfluhkette und der Allgäu GmbH zusammenarbeiten – „auch mit dem Vogelschutzbund“. Es gehe darum, „in erster Linie vorhandene Wege zu nutzen“. Kienle: „Wir wollten nur einmal wissen, was prinzipiell machbar wäre.“Er bedauere, dass der LBV vorher nicht mit der Gemeinde gesprochen habe, sagte der Rathauschef. Dann hätte man die Missverständnisse ausräumen können.
Überrascht von der LBV-Mitteilung war dem Vernehmen nach der Oberallgäuer Landrat Anton Klotz. In einer ersten Reaktion soll er gesagt haben, das Gesamtprojekt sei in der vom LBV aufgezeigten Größe wohl nicht genehmigungsfähig. Aus dem Landratsamt hieß es weiter, man habe keinerlei Antragsunterlagen in dieser Sache.
„Die Dimension dieser Planung hat uns schockiert“, sagte LBV-Vorsitzender Dr. Norbert Schäffer. Wie der LBV von den Plänen erfahren hat? Offensichtlich hätten schon „viele Leute das Papier gesehen“und mehrere besorgte Bürger hätten es dem LBV zukommen lassen, sagte Schäffer auf Anfrage.
Wie geht es jetzt weiter? „Wir wollen überlegen, was machbar ist“, antwortete der Balderschwanger Bürgermeister. Dabei habe man keinen Zeitplan im Kopf und auch über die Kosten müsse noch gesprochen werden. Fest steht für Kienle: „Balderschwang wird kein Bike-Valley“.
Der erste Bike-Park im Allgäu war an der Hornbahn in Bad Hindelang eingerichtet worden. Dort stehen den Mountainbikern neun Abfahrten zur Verfügung. Die Räder können mit der Bahn hinauftransportiert werden.