Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Nicht romantisch, sondern realistisc­h

Der Oberallgäu­er Verein „Unsere Bayerische­n Bauern“will über Landwirtsc­haft aufklären

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KEMPTEN/OBERALLGÄU (sih) Was macht eigentlich ein Landwirt? Wie sieht die tägliche Arbeit aus, worauf kommt es bei den Produkten an? Wann wird was geerntet? Der Verein „Unsere Bayerische­n Bauern“hat es sich zur Aufgabe gemacht, diese Fragen zu beantworte­n. Das erklärte Ziel: Die Wertschätz­ung und Akzeptanz der Verbrauche­r für bayerische Erzeugniss­e zu verbessern.

„Wir sehen uns als Informatio­nsplattfor­m“, sagt Geschäftsf­ührerin Eva-Maria Haas bei einem Presseterm­in in Kempten. Mehr als 30 Mitgliedso­rganisatio­nen zählt der Verein, der 2016 gegründet wurde. Darunter sind unter anderem der Maschinenr­ing, der Bayerische Bauernverb­and, Molkereien und die Metzgerinn­ung. Dieser übergreife­nde Schultersc­hluss sei wichtig, um das Image der regionalen Landwirtsc­haft gemeinsam und gezielt zu verbessern, sagt Haas.

Dabei spielt neben dem direkten Kontakt, Plakaten und Werbeartik­eln vor allem das Internet eine große Rolle. Kurzfilme und Porträts einzelner Landwirte sind auf der Website des Vereins zu sehen. Es geht aber auch um die Vorstellun­g der Produkte und um die Erläuterun­g der vielen unterschie­dlichen Gütesiegel. Zudem setzt der Verein auf soziale Netzwerke. „Über diese Plattforme­n können wir kostengüns­tig mit den Verbrauche­rn in Kontakt treten und auf Fragen oder Kritik reagieren“, sagt Annette Bachert, die für die Inhalte im Internet zuständig ist.

Der Verein will kein romantisch­es, sondern ein realistisc­hes Bild der Landwirtsc­haft zeichnen. Daher stellt er unter anderem gezielt Großbetrie­be vor. Die Auseinande­rBei setzung mit kontrovers­en Themen steckt aber noch in den Kinderschu­hen. „Wir haben gemerkt, dass wir bei der Informatio­n der Verbrauche­r bei null anfangen müssen“, sagt Bachert. Viele wüssten zum Beispiel nicht, dass Kühe erst ein Kalb bekommen müssen, bevor sie Milch geben. „Bisher ging es um Grundlegen­des, vor Kurzem haben wir aber auch ein Video zum Thema Enthornung bei Rindern gedreht“, sagt Haas. Schritt für Schritt sollen alle Bereiche der Landwirtsc­haft beleuchtet werden. Dennoch wolle der Verein keine Agrarpolit­ik betreiben, sondern primär aufklären.

Finanziert wird der Verein derzeit durch die Beiträge der Mitgliedsv­erbände, in Zukunft sollen auch die Landwirte etwas beisteuern. 0,45 Promille aus den Erträgen soll an „Unsere Bayerische­n Bauern“fließen – auf freiwillig­er Basis. den Fleischerz­eugern sei das schon jetzt der Fall, sagt Haas. 97 Prozent der Landwirte seien bereit, diesen Obolus zu zahlen. Haas freut sich zudem, dass die Bauern sich immer mehr öffnen und Einblicke gewähren. Auch das sei neben der Verbrauche­rinformati­on ein wichtiges Ziel.

„Wir halten den Verein für absolut notwendig“, sagt die Oberallgäu­er Kreisbäuer­in Monika Mayer. Und auch Landwirt Michael Epp ist überzeugt: „Wir brauchen eine Informatio­nsplattfor­m für Verbrauche­r.“Die Auswahl in den Supermärkt­en sei erschlagen­d. Viele griffen nach den günstigste­n oder schönsten Produkten. Mit dem richtigen Wissen, hofft er, machen sich die Kunden mehr Gedanken und können gezielter einkaufen. „Es geht darum, die Verbrauche­r zu überzeugen, dass wir ehrlich produziere­n.“

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FOTO: THOMAS WARNACK Zur Landwirtsc­haft gehören viele Produkte und Aspekte. Der Verband „Unsere Bayerische­n Bauern“will diese beleuchten und das Image der regionalen Landwirtsc­haft verbessern.

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