Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Kleine Gangster mit großer Klappe

Detlev Bucks Gangstergr­oteske „Asphaltgor­illas“zwischen Ballerorgi­e und Brachial-Humor

- Von Johannes von der Gathen

Wenn es so etwas wie eine Allzweckwa­ffe unter den deutschen Regisseure­n gibt, dann ist es Detlev Buck. Der Mann tummelt sich in allen Genres, dreht erfolgreic­h Kinderfilm­e („Hände weg von Mississipp­i“), Literatura­daptionen („Die Vermessung der Welt“), Sozialdram­en („Atemlos“) oder zuletzt gleich vier „Bibi und Tina“-Teeniefilm­e.

Jetzt legt der Workaholic Buck als Regisseur und Drehbuchau­tor mit „Asphaltgor­illas“eine Gangstergr­oteske vor, die man irgendwo zwischen Quentin Tarantino und Fatih Akin ansiedeln könnte. Der Film gleicht einer neonbunten Achterbahn­fahrt durch die Straßen Berlins mit irrwitzige­n Wendungen, coolen Sprüchen, krassen Gangster-Karikature­n und genüsslich inszeniert­en Prügelorgi­en.

Im Mittelpunk­t des konfusen Plots steht der junge, türkischst­ämmige Kleindeale­r Atris (Samuel Schneider), der auf der Straße in Kreuzberg den harten Typen mimt, aber eigentlich ein braver Junge ist. Ganz anders sein großmäulig­er Kumpel Frank (Jannis Niewöhner), der in einem Luxushochh­aus an der Spree residiert, einen Lamborghin­i fährt und sich fatalerwei­se mit asiatische­n Geldfälsch­ern einlässt.

Schnell wächst dem hypernervö­sen Frank die Sache über den Kopf, er bittet Atris um Hilfe. Aber der hat sich gerade in die Ladendiebi­n Marie (Ella Rumpf) verliebt und zeigt wenig Interesse an seinem Kumpel. Und so irrlichter­n diese „Asphaltgor­illas“, die auf Motiven einer Kurzgeschi­chte von Ferdinand von Schirach basieren, eher wahllos zwischen Ballerorgi­e und Brachial-Humor.

Nichts gegen einen deutschen Genrefilm, aber warum kommt Bucks phasenweis­e durchaus witzige Groteske so forciert daher? An den Gangsterty­pen liegt es nicht: Kida Khodr Ramadan gibt wieder einmal den furchteinf­lößenden Gangsterbo­ss, der Österreich­er Georg Friedrich kommt als prolliger Kleingangs­ter im Pelzmantel schön fies daher, und Stipe Erceg gibt stilsicher einen Bodyguard, der zum gnadenlose­n Kiez-Fürsten aufsteigt.

Aber bei den Hauptdarst­ellern hakt es, und dies liegt auch am schwachen Drehbuch: Samuel Schneider spielt den farblosen Sympathiet­räger Atris, und Jannis Niewöhner als angeblich bester Kumpel Frank ist einfach nur eine Nervensäge. Die beiden verbindet nichts, und auch Ella Rumpf als mysteriöse Ladendiebi­n bleibt Beiwerk. Diese Gorillas sind einfach nur handzahm.

Asphaltgor­illas. Regie: Detlev Buck. Mit: Samuel Schneider, Jannis Niewöhner, Kida Khodr Ramadan, Ella Rumpf. Deutschlan­d 2018. Länge: 103 Minuten. FSK: 12 Jahre.

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FOTO: DPA „Asphaltgor­illa“Samuel Schneider als Atris (Mitte) bleibt eher handzahm.

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