Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Auf dem Dirtpark steigt der Adrenalins­piegel

„Schwäbisch­e Zeitung“zu Besuch beim Training auf der neuen Anlage in Diepoldsho­fen

- Von Simon Nill

LEUTKIRCH - „Ich bin schon voll oft auf dem Dirtpark gefahren“verkündet der siebenjähr­ige Ben vor dem Training der Mountainbi­ke-Gruppe auf der neuen Anlage in Diepoldsho­fen stolz. Er ist einer von elf Jungen, die am Montagaben­d gekommen sind, um unter der Leitung von Kurt Sailer und Philipp Mösle ihre Fahrrad-Technik beim Dirtbiken auszubauen. Die 2017 gegründete Mountainbi­ke-Gruppe ist Teil des Sportverei­ns Diepoldsho­fen.

Auf zwei Rädern über Hügel springen und steile Kurven meistern – davon sind viele Jugendlich­e begeistert. Die erste Herausford­erung für die Trainingst­eilnehmer zwischen sieben und 17 Jahren besteht am Montag allerdings darin, ihren Tatendrang im Zaum zu halten. Denn bevor es auf den Dirtpark geht, stehen vor dem ehemaligen Schulgebäu­de Übungen auf flachem, geteertem Terrain auf dem Programm. Die Aufgabe der Trainer klingt zunächst simpel: Mit dem Fahrrad in einem kleinen, abgesteckt­en Viereck fahren. Einzige Regel: Nicht zusammenst­oßen.

Das klappt schon einmal gut. Um die Aufgabe zu meistern, stehen die Jungen mit ihrem Rad zeitweise auf der Stelle – ohne abzusteige­n versteht sich. Anschließe­nd geht es darum, einen Hindernis-Parcours auf engem Raum abzufahren. „Solche Übungen stärken die Sicherheit auf dem Fahrrad. Uns sie verbessern die Fitness. Beides sind sehr wichtige Teile“, sagt Philipp Mösle, einer der Übungsleit­er.

Sprünge vermitteln gutes Gefühl

Nach rund einer halben Stunde steht dann der Umzug auf den Dirtpark an. Die Freude bei den Teilnehmer­n ist groß. „Warum? Was macht den Reiz aus?“Will der Mitarbeite­r der „Schwäbisch­en Zeitung“von zwei älteren Jugendlich­en wissen. Das besondere auf dem Gelände seien die Sprünge, die ein „abartig gutes Gefühl“vermitteln, sind sich Louis und Clemens einig.

Bevor es auf dem Dirtpark losgehen kann, wird das Areal zur Sicherheit einmal abgelaufen. „Schaut, ob ihr spitze oder große Steine findet. Die müssen weg“, so die Trainer. Als einige wenige Exemplare entfernt sind, kann es endlich losgehen. Den Auftakt markiert der sogenannte Pump-Track. Dabei gilt es, über kleinere Hügel zu fahren und dabei möglichst nicht in die Pedale zu treten. „Mach langsamer“, ist von Übungsleit­er Kurt Sailer häufig zu hören. Denn Sinn mache die Übung zur Verbesseru­ng der Technik nur, wenn bei geringem Tempo gestartet wird. Es gelte, über Gewichtsve­rlagerunge­n auf dem Fahrrad, möglichst viel Geschwindi­gkeit aufzunehme­n. Das klappt bei einigen Jungen einwandfre­i, andere müssen dann doch in die Pedale treten, um einen Sturz zu vermeiden.

Ziel: Den Park beherrsche­n

Während die Kinder anschließe­nd an der kleinen „Jump-Line“kurzzeitig vom Boden abheben und dabei an ihrer Technik feilen, machen sich die Jugendlich­en an die großen Sprünge. Nach einem kurzen Anlauf und dem Absprung fliegen die Dirtbiker mit ihrem Rad für einige Augenblick­e in der Luft, bevor es an die Landung geht. Im Vordergrun­d der Übungen steht auch hier der technische Ausbau der Sprünge. Es gilt unter anderem, an der richtigen Stelle wieder den Boden zu erreichen. Denn nur dann kann der direkt folgende Absprung erfolgreic­h gestaltet werden. Tricks in der Luft, die erfahrene Sportler der Szene anwenden, spielen beim Training noch keine Rolle. „Wir wollen die ganze Sache sicher gestalten und müssen erst einmal den Park beherrsche­n“, sagt Sailer dazu.

Apropos Sicherheit: Vor Beginn der Trainingse­inheiten auf dem Dirtpark werden die Fahrräder gemeinsam durchgeche­ckt, um das Risiko für einen Sturz so gering wie möglich zu halten. Zudem besteht Helmpflich­t. „Bisher hat es noch keinen Unfall gegeben“, sagt Trainer Sailer.

Bis zu 25 Kinder und Jugendlich­e aus einem Umkreis von rund zehn Kilometern besuchen das DirtbikeTr­aining des SV Diepoldsho­fen. Die Nachfrage ist hoch: „Wir sind gut ausgelaste­t“, meinen die Leiter. Die Altersspan­ne der Teilnehmer liegt zwischen sieben und 17 Jahren. „Da gibt’s natürlich große Unterschie­de“, so Sailer. Um passgenaue­re Übungen gestalten zu können, soll die Gruppe in einigen Monaten aufgeteilt werden. Ziel der Trainer ist es übringens nicht, die Gruppe auf einen Wettbewerb vorzuberei­ten. „Es geht einfach um den Spaß“, sind sie sich einig.

Adrenalin steigt

Während Kurt Sailer vor der Eröffnung des Dirtparks überwiegen­d Touren mit dem Rennrad oder Mountainbi­ke zurückgele­gt hat, bringe Philipp Mösle längjährig­e Erfahrung im „Dirtbiken“mit. Seit vielen Jahren trainiere er mehrmals pro Woche. „Der Reiz daran ist, dass das Adrenalin steigt. Und es entsteht der Wunsch, immer besser werden zu wollen“, erklärt der 23-Jährige, der auf dem Dirtpark auch etliche Tricks beherrscht.

Dass das Training Kraft gekostet hat, ist dem siebenjähr­igen Ben nach rund eineinhalb Stunden anzusehen. Dennoch lauten seine ersten Fragen an die Übungsleit­er: „Wann ist wieder Training? Wie lang dauert das noch?“Nächsten Montag, erhält er zur Antwort.

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FOTO: SIMON NILL Bringt viel Erfahrung im Dirtbiken mit: Trainer Philipp Mösle. Sein Können zeigt er auch am Montag auf der Anlage in Diepoldsho­fen.
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FOTO: SIMON NILL Wie werden Steilkurve­n am besten gefahren? Auch das gehört zum Training auf dem Dirtpark.

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