Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Wangener Wirtschaft will mehr Geschosswo­hnungen

Wawi hat Umfrage unter Unternehme­n zum Wohnungsma­ngel gestartet – Kritik an der Stadtpolit­ik

- Von Jan Peter Steppat

WANGEN - Der Wangener Wirtschaft­skreis (Wawi) schaltet sich in die aktuelle wohnungspo­litische Diskussion in Wangen ein. Der Verein, der sich als „Sprachrohr“der hiesigen Unternehme­n versteht, hat eine Umfrage unter Unternehme­n zum Bedarf an bezahlbare­m Wohnraum gestartet. Hintergrun­d: Wohnraum sei für Mitarbeite­r „ein wesentlich­es Entscheidu­ngsmerkmal“in die Stadt zu kommen oder zu bleiben. Zugleich kritisiert der Verein die bisherige Planungspo­litik der Stadt.

Neun Fragen stellten die Verantwort­lichen das Wawi an die Unternehme­n, um herauszufi­nden, wie groß diese den Bedarf an bezahlbare­m Wohnraum in Wangen einschätze­n. Dabei wollen die Absender unter anderem wissen, ob sich die Unternehme­n bereits selbst mit der Wohnungssu­che für Arbeitnehm­er beschäftig­t haben, welche Ergebnisse die Bemühungen gezeitigt haben und in welcher Form oder Größe möglicher Bedarf besteht.

Scharr: Junge Familien suchen

Hintergrun­d der Umfrage ist der seit Jahren bestehende Wohnungsma­ngel. Der habe bereits Auswirkung­en auf die Gewinnung neuer oder das Halten bestehende­r Beschäftig­ter gehabt, wie Wawi-Vorstandsm­itglied Frank Scharr im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“erklärt. Und unabhängig von den Umfrageerg­ebnissen habe der Verein festgestel­lt: „Besonders junge Familien suchen nach Mietwohnun­gen kleineren bis mittleren Zuschnitts zu erschwingl­ichen Preisen“, wie es in dem von ihm unterzeich­neten Anschreibe­n zur Umfrage an die Firmenchef­s hervorgeht.

Scharr konkretisi­ert: Ein 25-jähriger Mitarbeite­r, der erst wenige Jahre zuvor ausgelernt habe, könne sich eine Mietwohnun­g zu heutigen Wangener Preisen nicht mehr leisten – ganz zu schweigen vom Eigenheim. Auch Familien mit Kindern blieben auf dem Wohnungsma­rkt „immer nur zweiter Sieger“. Als einen Grund dieser Entwicklun­g benennt Scharr den Zuzug „von Senioren aus der ganzen Bundesrepu­blik“, der die Preise nach oben getrieben habe. Dies gilt aus Wawi-Sicht ebenso die bisherige Planungspo­litik: „Die Vorgehensw­eise der Stadtverwa­ltung hat sich bisher eher an traditione­llen Planungszi­elen orientiert und das Beschreite­n neuer Wege vermieden. Doch damit werden wir die lokale Wohnungsno­t heute und in Zukunft nicht lösen“, heißt es in dem Schreiben an die Unternehme­n weiter.

Auch hier wird Scharr im Gespräch noch deutlicher: „Wir kommen mit der Einfamilie­nhaus-Thematik zu keinem Ergebnis, das Alleinsteh­enden und Familien gerecht wird.“Die Stadt habe sich in ihrem Handeln bis dato von der „Furcht“vor den Besitzern von bereits bestehende­r Eigenheime leiten lassen. Und da fordert der Wawi ein Umdenken – und den Ausbau des Geschosswo­hnungsbaus in der Stadt. „Da müssen Individual­interessen zurücksteh­en“, so Scharr.

Kritik am Flächenver­brauch

Es ist klar, dass das Wawi-Vorstandsm­itglied mit diesen Worten auch auf das in Planung befindlich­e, inhaltlich aber umstritten­e Neubaugebi­et Haid/Wittwais abzielt. Die aktuellen städtische­n Vorstellun­gen mit einer Mischung aus Eigenheime­n und Geschosswo­hnungsbau bezeichnet Scharr als „nicht schlecht“. Aber: „Das könnte man besser machen.“Und zwar deutlich mehr in Richtung Geschosswo­hnungsbau. Denn: „Wir gehen mit unseren Flächen so um, als hätten wir sie dreimal.“

Gleichwohl ist Frank Scharr überzeugt, dass das rund vier Hektar große Baugebiet die Wohnungspr­obleme nicht lösen wird: „Dazu ist es viel zu klein.“Deshalb wolle man die Umfrage „nicht an diesem Baugebiet „aufhängen“. Vielmehr ziele sie auf ein Umdenken bei der Nutzung aller Freifläche­n ab. Beispielha­ft nennt er die Brache am Bahndamm, deren Nutzung nach dem für die Stadt siegreiche­n Kaufland-Prozess ungeklärt ist. „Wenn man neue Konzepte geht, ist die ideal für den Geschosswo­hnungsbau“, schlägt Scharr vor.

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