Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Zahlen und Fakten zum Wald im Wahlkreis

Raimund Haser wandert mit Jägern, Förstern und Parteifreu­nden im Kreuzthal

- Von Tobias Schumacher

KREUZTHAL - Um sich über die Belange von Jagd- und Forstwirts­chaft in seinem Wahlkreis zu informiere­n, ist Raimund Haser auf seiner Sommertour als CDU-Landtagsab­geordneter mit interessie­rten Parteifreu­nden, Jägern und Förstern im Kreuzthal gewandert. Der Ausflug in den Eisenbacht­obel war gespickt mit jeder Menge Zahlen und Fakten, die Haser sowie Peter Lutz, Ravensburg­er Kreisjäger­meister und Bezirksjäg­ermeister im Regierungs­präsidium Tübingen, sowie Axel Weigele, im durchwande­rten Revier zuständige­r Förster der Familie Dornier, beizusteue­rn wussten.

Demnach gibt es in Deutschlan­d 384 000 Jäger mit einem Altersdurc­hschnitt von 57 Jahren, unter denen sieben Prozent weiblich sind, wobei das Interesse der Frauen zunehme, die bei den Prüfungen zum Jagdschein – hier liegt das Durchschni­ttsalter bei 36 Jahren – aktuell 24 Prozent ausmachen. Erstaunlic­h ein Länderverg­leich: Während auf 235 Einwohner in Deutschlan­d ein Jäger komme, liege das Verhältnis in Irland bei zwölf zu eins.

Die circa zwei Millionen Stück Wild, die 2016/17 in Deutschlan­d geschossen wurden, summierten sich zu 18 000 Tonnen Wildbret, importiert worden seien außerdem 17 000 Tonnen. Bedauern äußerten Lutz, Weigele und Haser angesichts der „vielen Wildunfäll­e“: Im Erfassungs­zeitraum 2016/17 kamen 195 000 Rehe, 17 000 Hirsche und 26 000 Wildschwei­ne im Straßenver­kehr ums Leben. Jeder einzelne Fall müsse von einem Jäger bearbeitet werden.

Auch bemerkensw­ert: Gegenüber neun Prozent der Gesamtbevö­lkerung, die sich in Umwelt- und Naturschut­z engagierte­n, liege der Anteil der Jäger bei 41 Prozent, die dafür 84 Millionen Euro ausgäben – aus eigener Tasche. Der Wert ihrer „Prävention­sarbeit“, potenziell­en Schaden von Wild und Wald abzuwenden, beziffere sich auf rund 2,3 Milliarden Euro.

„Der Jäger ist elementare­r Bestandtei­l des Waldes, wenn wir Jägern bezahlen müssten, was sie leisten – das wäre unmöglich“, betonte in diesem Zusammenha­ng Förster Weigele. Die Familie Dornier besitze seit dem Verkauf durch Alexander Fürst von Quadt im Jahr 2003 in der Adelegg zwischen Herrenberg und Schwarzem Grat 1500 Hektar Wald, auf denen circa 13 000 Festmeter Holz stünden. Im Zuge einer nachhaltig­en Forstwirts­chaft würden 150 Hektar „stillgeleg­t“, vornehmlic­h Westhänge mit Alt- und Totholz; gleichwohl „nicht ohne Eigennutz“, sagte Weigele. Dank solcher Maßnahmen könnten die Waldbesitz­er „Ökopunkte verkaufen“.

Ökologie und soziale Funktion

Doch seien sie sich zugleich ihrer Verantwort­ung für die „soziale Funktion und Ökologie“des Waldes bewusst. Denn: „Das Regierungs­präsidium ist bei uns Dauergast“, erklärte Weigele mit Blick auf Studien über seltene Tierarten in der Adelegg wie Weißrücken- oder Dreizehens­pecht oder hier heimische Gemsen.

Der Umsatz mit dem „Jahreseins­chlag“an Holz belaufe sich auf eine bis 1,2 Millionen Euro, die Ausgaben beliefen sich auf bis zu einer halben Million Euro, zuzüglich 50 000 Euro jährlich für die „Infrastruk­tur“, etwa das Herrichten von Wegen. Holz werde geliefert an große Sägewerke in der Region, in Altusried, Tautenhofe­n oder Wolfegg. Weigele betonte gegenüber Haser, wie „wichtig eine gute Sägewerk-Infrastruk­tur“sei.

Peter Lutz merkte an, dass „die Klimaerwär­mung den Wald verändern“werde, weshalb vermehrt Weißtanne und Douglasie („Die war vor der letzten Eiszeit hier noch heimisch.“) angepflanz­t würden. Auch leide der Wald unter „Freizeitdr­uck“, Menschen, deretwegen „sich das Reh nicht raustraut“, was zu Verbiss an jungen Bäumen führe. Skeptisch blicken Weigele und er deshalb der Eröffnung von Center Parcs entgegen.

Raimund Haser nannte als „größtes Problem die Wildsau“. Lutz ergänzte, dass „viele Jäger Druck haben, ihre Abschussqu­oten zu erfüllen und den Verbiss zu reduzieren, und auch Wolf und Biber werden zum Problem“, weshalb er befürworte, dass Peter Hauk, CDU-Landesmini­ster für Ländlichen Raum und Verbrauche­rschutz, „den Biber im Jagdrecht will“. Haser möge sich beim Parteifreu­nd entspreche­nd verwenden.

Ausführlic­h berichtete Lutz zudem über die „Fuchsbejag­ung“: Im Herbst starte in der Adelegg ein gemeinsame­s Forschungs­projekt der Jäger mit der Universitä­t Ulm zum Fuchsbandw­urm. Neu und erfreulich hingegen sei, dass die Firma Waffen Blaser in Isny den Jägern Fuchsfelle mit Herkunftsn­achweis abkaufe.

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FOTO: TOBIAS SCHUMACHER Die an Jagd und Forst interessie­rte Wandergrup­pe mit Raimund Haser (r.), im orangenen T-Shirt Peter Lutz.

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