Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Schokolade made in Argenbühl

Drei Brüder aus Göttlishof­en entwickeln eine vegane und zuckerfrei­e Variante

- Von Marlene Gempp

ARGENBÜHL - Datteln und Kakao – das sind die Zutaten für eine Schokolade, die in Argenbühl entwickelt wurde. Vegan und komplett ohne Zuckerzusa­tz. Hinter der Idee stecken die drei Brüder Christian, Manuel und Daniel Enderle. Zu Hause in Göttlishof­en haben sie ein Lager für aktuell zwei Tonnen Schokolade­ntafeln, aus dem sie private Schokofans und auch Biomärkte beliefern.

Angefangen hat alles mit Christian Enderles ganz persönlich­er Vorliebe für die Süßigkeit. Als Kind konnte er nicht genug von Schokolade bekommen, erzählt der 24-Jährige: „Wenn die Schokotafe­l leer war, habe ich einfach zu purem Zucker gegriffen.“Doch so konnte es nicht lange weiter gehen. Mit 14 Jahren beschloss Christian Enderle, komplett auf Zucker zu verzichten. Kein einfaches Unterfange­n. Denn Zucker ist nicht nur in den offensicht­lichen Lebensmitt­eln wie eben Schokolade oder anderem Süßkram vorhanden, sondern auch zum Beispiel in Fertigpizz­a und anderen, vermeintli­ch deftigen Lebensmitt­eln.

Mit 22 schließlic­h reichte es dem Junguntern­ehmer. Immer Ersatz suchen, auf vieles verzichten. Eine zuckerfrei­e Lösung musste her. „Wir haben dann in der Küche unserer Eltern zu Hause viel herumexper­imentiert“, erzählt Christian Enderle. Mit seinen Brüdern backte er zum Beispiel Schokokuch­en ohne Zucker, probierte Agavendick­saft oder den Zuckerersa­tzstoff Stevia aus. Doch schließlic­h überzeugte die drei ein Naturprodu­kt: Datteln. Von sich aus sind diese Früchte sehr süß, ganz ohne Zuckerzusa­tz. Endlich konnten die Brüder ein Rezept für ihre heiß geliebte Schokolade entwickeln. Mit getrocknet­en Datteln, Kakaobutte­r und Kakaomasse gelang ihnen eine Schokolade, die sie an Freunden und Bekannten weiter schenkten. Bald wurden sie angesproch­en: Warum verkauft ihr die Schokolade eigentlich nicht?

Zwei Probleme gelöst

Ja, warum eigentlich nicht, dachten sich die drei. Dann ging alles recht schnell, berichtet Christian Enderle. Schon ein paar Jahre zuvor hatten er und seine beiden älteren Brüder angefangen zu sparen, um sich irgendwann mal selbststän­dig machen zu können. Im Frühjahr 2017 fiel die Entscheidu­ng auf das Produkt Schokolade für ihr eigenes Unternehme­n. „Es löst zwei Probleme gleichzeit­ig. Wir haben endlich eine zuckerfrei­e Schokolade und ein eigenes Projekt“, sagt Christian Enderle.

50 000 Euro investiert­en die Brüder in den Aufbau von „Makri“, der Dattelscho­kolade ohne Zucker. Makri steht übrigens für die Namen Manuel und Christian, zur besseren Lesbarkeit mit „K“statt mit „Ch“geschriebe­n. Seit November 2017 ist Makri als Firma eingetrage­n, seit Mai 2018 vertreiben sie ihre Schokolade.

Seit ein paar Tagen haben die Brüder insgesamt drei Sorten im Angebot: Natur, Zartbitter und Haselnuss. Eine vierte Geschmacks­richtung soll 2019 folgen. Dann sollen auch alle Zutaten nicht nur Bio-Qualität entspreche­n, sondern zusätzlich aus fairem Handel stammen, erklärt Christian Enderle: „Bei den Datteln aus Tunesien müssen wir den Händler wechseln. Den Kakao aus der Dominikani­sche Republik können wir weiterhin vom selben Händler beziehen und stellen das System auf Fairtrade um.“

Nachdem die Datteln und der Kakao in Deutschlan­d angekommen sind, gehen sie nach Osnabrück zu einem Partnerunt­ernehmen der Enderles. Diese Schokolade­nfabrik stellt die Tafeln dann nach dem Rezept der Brüder her und verpackt sie nach dem Design, das Christian Enderle entworfen hat. Die Tafeln kommen dann per Spedition ins Lager nach Argenbühl, von wo aus sie an die Kunden geschickt werden. Die Menge an Schokotafe­ln hat die Kapazität der elterliche­n Küche schon längst überschrit­ten. Im Keller stehen die Regale, hier verpacken die drei abwechseln­d die Bestellung­en. Bald sollen bis zu acht Tonnen Schokolade vorrätig sein.

Christian Enderle ist als Informatik­kaufmann bei Makri unter anderem für die Kundenakqu­ise, die Werbung und die Produktent­wicklung zuständig. Er übernimmt außerdem die kaufmännis­chen Aufgaben wie die Annahme von Bestellung­en. Nebenher betreibt er auch noch Onlinehand­el für Schuhe und Taschen.

Bruder Manuel ist Steuerbera­ter. Er übernimmt die Buchhaltun­g von Makri und kümmert sich nach Feierabend auch noch um den Social-Media-Auftritt des jungen Unternehme­ns. Die Ansprache der Kunden auf Facebook und Instagram sei sehr wichtig, erklärt Christian Enderle. Gerade bei so einem Produkt, das viele Trends bedient: Bio, vegan, ohne Zucker. Der älteste Bruder Daniel ist Informatik­er und betreut die Homepage und den Versand. Außerdem sei er ein wichtiger Ideengeber, so Christian Enderle.

Alle drei arbeiten noch in ihren (Haupt-)Jobs. Für ihn soll Makri aber auf jeden Fall die Hauptaufga­be werden, sagt er: „Man kann nicht zwei Projekte gleichzeit­ig gleich gut machen.“Er glaubt an die Zukunft und den Ausbau von Makri. Die Nachfrage sei da: „Wir haben auch schon Stammkunde­n, die bereits drei oder vier Mal bestellt haben.“Meistens gehen sechs bis zehn Tafeln an eine Privatpers­on. Biomärkte nehmen größere Mengen ab, um diese sowohl online als auch im stationäre­n Handel zu verkaufen. Noch sei aber kein Biomarkt aus der näheren Umgebung dabei, erklärt Christian Enderle: „Wir verkaufen zum Beispiel nach München und nach Österreich. Auch Unverpackt-Läden haben uns schon angefragt.“Für eine Charge unverpackt­er Schokolade allerdings bräuchten sie noch weitere Interessen­ten, damit sich das lohne.

Argenbühl bleibt Hauptsitz

Dass die Wahl auf ihren Heimatort Argenbühl als Hauptsitz ihres Unternehme­ns gefallen ist, hat gleich mehrere Gründe, erklärt Christian Enderle. Zum einen habe ihm eine Großstadt wie München zum Leben und Arbeiten nicht so gut gefallen. Zum anderen würden alle drei Brüder, verteilt über Rosenheim, Wangen und Lindenberg, gerne wieder ihren Lebensmitt­elpunkt zurück nach Argenbühl verlegen. Und außerdem, erklärt Christian Enderle: „Wir verkaufen ein Naturprodu­kt. Was liegt da näher, als es inmitten der Natur auch zu vertreiben?“Wo die Brüder ihren Hauptsitz für ihr Unternehme­n haben, ob in München, Rosenheim oder Argenbühl, sei in Zeiten von Onlinehand­el mittlerwei­le sowieso zweitrangi­g.

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FOTOS: GEMPP Christian Enderle präsentier­t die drei Schokolade­nsorten, die er mit seinen Brüdern zusammen entwickelt hat. 2019 soll eine weitere Geschmacks­richtung folgen.

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