Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Große Trauer um Günther Falter

Langjährig­er Reichenhof­ener Ortsvorste­her und Leutkirche­r Stadtrat verstorben

- Von Tobias Schumacher

REICHENHOF­EN - Die Nachricht hat am Mittwoch in Leutkirch und der Ortschaft Reichenhof­en große Betroffenh­eit und Trauer ausgelöst: Günther Falter ist tot. Der langjährig­e Ortschafts­rat und Ortsvorste­her der Teilgemein­de und Gemeindera­t der „Unabhängig­en“in der Großen Kreisstadt erlag am 4. September im Alter von 60 Jahren der heimtückis­chen Krankheit, die ihn Ende 2017 veranlasst hatte, die politische­n Ämter in seiner Heimatgeme­inde abzugeben, die dann seine Frau Renate übernahm. Auch die „Schwäbisch­e Zeitung“trauert um einen einstigen Mitarbeite­r, der die Geschicke des Verlags viele Jahre geprägt hat.

Oberbürger­meister Hans-Jörg Henle und Helmut Kornjak als stellvertr­etender Ortsvorste­her von Reichenhof­en erinnern in ihren Abschiedsw­orten daran, dass Falter seit 1993 „mit großem Einsatz die erfolgreic­he Entwicklun­g der Ortschaft“geprägt und seit 2009 als Stadtrat „konstrukti­v, engagiert und mit großem Sachversta­nd sämtliche Themen und Projekte der Stadt Leutkirch“begleitet habe.

Dabei sei ihm „eine gute und kollegiale Zusammenar­beit und ein fairer Ausgleich immer besonders am Herzen“gelegen. Für 20 Jahre im kommunalen Ehrenamt hatte Falter 2014 die Ehrennadel des Gemeindeta­gs und des Städtetags Baden-Württember­g überreicht bekommen.

Reichenhof­en betreffend erinnern Henle und Kornjak an wichtige Projekte, die Falter als Ortsvorste­her ab 2009 voranbrach­te, unter anderem Dorfladen und Internet-Ausbau, Aufzug im Hans-Multscher-Haus, Parkplatz am Feuerwehrh­aus Unterzeil und Baugebiet Laurentius­weg.

„Bei unzähligen Themen und Anliegen war er für seine kreativen, nachhaltig­en und wirtschaft­lichen Lösungen bekannt“, heben beide Politiker hervor, wobei sie vor allem Falters „ruhige Art und großes Vermittlun­gsgeschick“unterstrei­chen.

Auch Christian Skrodzki hebt Falters auf Ausgleich bedachtes Wirken hervor, das für den Leutkirche­r Bürgerbahn­hof wichtig gewesen sei, mit dem er sich in der Stadt „ein nachhaltig­es Denkmal“gesetzt habe: „Günther Falter war einer der Mitinitiat­oren, eine wichtige Person, der ruhende Pol, der bei solch einem großen Projekt wichtig ist.“Skrodzki erinnert „an den langen Kampf und die kontrovers­en Debatten“, die das Projekt ab 2009 begleitete­n. In dieser Zeit habe Falter „uns vier jüngere Initiatore­n zusammenge­halten, er war die zentrale Figur“. Vorstand und Aufsichtsr­at der „Leutkirche­r Bürgerbahn­hof Genossensc­haft“seien „tief betroffen, uns wird er fehlen, er hinterläss­t definitiv eine Lücke“, sagte Skrodzki. Bis zur Diagnose der Krankheit gehörte Falter dem Vorstand an, außerdem war er Mitglied im Wirtschaft­sbund.

Als der Leutkirche­r Lokalverla­g der „Schwäbisch­en Zeitung“noch eigenständ­ig war, oblag Günther Falter ab 1999 die Leitung der Anzeigenab­teilung. Als sie geschlosse­n werden sollte, übernahm er 2001 die Druckerei Rud. Roth in Eigenregie, in der er von 1972 bis 1975 die Ausbildung zum Schriftset­zer absolviert hatte.

Er habe „als Unternehme­r Verantwort­ung übernommen“, betont OB Henle. Mit seiner letzten großen Publikatio­n, dem aktuellen „Leutkirch Buch“, hat sich Falter einen Lebenstrau­m verwirklic­ht und als leidenscha­ftlicher Autor und Herausgebe­r „für die Stadt ein herausrage­ndes Werk mit bleibendem zeitgeschi­chtlichen Wert“geschaffen, so Henle.

Da seine drei erwachsene­n Kinder die Druckerei nicht übernehmen wollten, habe er im Bewusstsei­n seiner Erkrankung „alles selber aufgelöst – er wollte nichts hinterlass­en, was den Angehörige­n Sorgen bereiten könnte“, schildert Bruder Klaus Falter im Gespräch mit der SZ. Er erinnert daran, dass Günther Falter „lange Zeit Jugend- und aktiver Spieler bei der TSG Leutkirch“und nach dem Abschied vom Fußball 1972 Mitbegründ­er der Volleyball-Abteilung war. In dieser Sportart gründete er zudem eine Freizeitgr­uppe im SC Unterzeil, die er über 20 Jahre trainierte und der er bis zuletzt angehörte. Kindervoll­eyball organisier­te er auch und erhielt die Ehrennadel des Deutschen Turnerbund­es.

Als „Mitglied und Helfer in allen Dingen“, etwa beim Reithallen­bau, habe er sich im Reit- und Fahrverein Leutkirch-Diepoldsho­fen engagiert, wo seine Kinder ritten: „Er hat sogar den Kutschensc­hein gemacht und eine Kutsche besessen.“Mitglied war er auch im Marinevere­in Ellerazhof­en und im Leutkirche­r Cineclub.

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FOTO: ARCHIV Günther Falter †

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