Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

150 Jahre Stadtbrunn­en

Stimmungsv­olles Jubiläumsf­est vor der evangelisc­hen Kirche

- Von Rolf Schneider

LEUTKIRCH - Wenn bei schönstem Spätsommer­wetter spätvormit­tags um 11 Uhr markige Klänge ertönen und der Fanfarenzu­g die Lammgasse herunterma­rschiert, kommt man als Ortsunkund­iger leicht ins Grübeln: „Jo, isch denn scho wieder Kinderfest?“Ist es nicht, doch das mit dem Fest stimmt schon, weil unter Regie von Gerhard Stör – leicht vorgezogen, der 20. Oktober wäre das ganz exakte Datum – 150 Jahre Stadtbrunn­en gefeiert wurden.

Das gusseisern­e, augenblick­lich mit Sonnenblum­en liebevoll umkränzte Stück mit dem wehrhaften Landskecht in der Spitze, hat „100 Jahre lang aufs Rathaus aufpasst“(Stör), ehe er 1970 dem Gänseliese­lBrunnen weichen musste und auf dem städtische­n Bauhof einer ungewissen Zukunft entgegensa­h.

Dass er der unvermeidl­ich scheinende­n Verschrott­ung entkam, hatte er besagtem Gerhard Stör, der ihn 1973 rettete und ihm seinen neuen Standplatz zuwies, und seiner Familie verdanken, einer Sippe, die Bürgermeis­terin Christina Schnitzler in ihrer launigen Ansprache als überaus positiven „Stör-Faktor“klassifizi­erte, ehe sie grundsätzl­ich den Wert des Wasser lobpries und das aktuelle Stadtbild herausstri­ch: „Stellen sie sich den Gänsbühl ohne Gänseliese­l-Brunnen vor. Wasser ist ein sehr schönes Element.“

Der Gänsebühl war auch schon vor der Installati­on des aktuellen Brunnens ein ebenso schöner wie zentraler Teil der Stadt, in dessen altem Brunnen beispielsw­eise die fertigen Buchdrucke­r traditione­ll „gegautscht“(äußerst unsanft ins Wasser getaucht) wurden; oder examiniert­e Abiturient­en ihren Schabernac­k trieben. Der Brunnen als „Inbegriff der Vergesells­chaftung“(Helmut Gerlach zitierte Rousseau) wurde auch nach dem Standortwe­chsel von vor dem Rathaus an den Martin-Luther-Platz zum stadtpräge­nden Element.

Und Gerlach, geschäftsf­ührender Pfarrer der evangelisc­hen Gemeinde Leutkirch, sprach wohltuend warme und wohltuend kurze Worte: „Wir Evangelisc­he segnen ja keine Gebäude, und trotzdem wünsche ich dem Brunnen alles Gute.“

Der Fanfarenzu­g beschloss den offizielle­n Festakt – laut und inbrünstig. Die Örgeli-Damen aus Ziegelbach schlugen sachtere Töne an, und die gut gelaunten Anwesenden waren sich allesamt einig: „Ein schöner Tag, ein schöner Brunnen und ein schönes Fest.“Auf die nächsten 150 Jahre.

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FOTOS: LILLI SCHNEIDER Der Brunnen stand im Vorder-, Bürgermeis­terin Christina Schnitzler (M.) im Hintergrun­d.
 ??  ?? Großes Fest, laute Töne.
Großes Fest, laute Töne.

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