Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Baindt sagt Ja zum Kiesabbau

Bis zu 25,7 Hektar zusätzlich­e Flächen – Rat widerspric­ht dem Projekt im Vogter Teilort Grund

- Von Philipp Richter

BAINDT - In Baindt wird es in den kommenden Jahren beziehungs­weise Jahrzehnte­n erheblich mehr Kiesabbau geben. Insgesamt erweitert sich die Fläche für mögliche Gruben in der Kommune um zusammenge­rechnet 25,7 Hektar. Dem hat der Gemeindera­t in seiner Sitzung am Dienstagab­end einstimmig grünes Licht gegeben.

Wie bereits mehrfach berichtet, arbeitet der Regionalve­rband Bodensee-Obeschwabe­n derzeit an der Fortschrei­bung des Teilregion­alplans Rohstoffe, um die Versorgung der Region mit Rohstoffen zu sichern. Dazu weist der Regionalve­rband neue Kiesabbaug­ebiete aus beziehungs­weise benennt Gebiete, wo der Rohstoffab­bau künftig möglich sein wird – also auch auf der Gemarkung Baindt. Genauer gesagt trifft es den Humpiswald, dem Waldstück an der Landesstra­ße 314 zwischen Baienfurt und Bergatreut­e. Dort befindet sich das Kieswerk Stöcklis, wo seit Jahrzehnte­n abgebaut wird – zurzeit auf sieben Hektar.

Der Regionalpl­an, an dem gerade gearbeitet wird, wird für die nächsten Jahre gültig sein. Dabei geht es im Kapitel Rohstoffe unter anderem um Kies. Denn der wird dringend gebraucht, weil in Zeiten der Hochkonjun­ktur und der niedrigen Zinsen überall gebaut wird – egal ob Sanierunge­n, Neubauten oder die B-30Süd. Kies ist ein wichtiger Baurohstof­f für die Bauindustr­ie, weil er unverzicht­bare Zutat beim Herstellen von Asphalt oder Beton ist.

Sicherung für Rohstoffbe­darf

In Baindt hat der Regionalve­rband im Humpiswald eine Fläche von 7,8 Hektar Vorranggeb­iet für den Abbau, weitere 7,8 Hektar als Vorranggeb­iet zur Sicherung sowie weitere 10,1 Hektar Vorbehalts­gebiete zur Sicherung sogenannte­r oberfläche­nnaher mineralisc­her Rohstoffe (sprich Kies und Sand). Zusammenge­rechnet macht das 25,7 Hektar. Zurzeit sind die Städte und Gemeinden dazu aufgerufen, zu den Planansätz­en des Regionalpl­ans Stellungna­hmen abzugeben. In den Planansätz­en des Regionalve­rbandes heißt es: „Die Sicherungs­gebiete dienen ausschließ­lich der Deckung des längerfris­tigen Bedarfs.“ Sprich: Noch ist das Zukunftsmu­sik. Der Abbau im Humpiswald wird als vergleichs­weise unkritisch bewertet. Insgesamt geht der Regionalve­rband, zuständig für den Bodenseekr­eis sowie die Landkreise Ravensburg und Sigmaringe­n, von einem Jahresbeda­rf von neun Millionen Tonnen Kies aus.

„Jeder braucht Kies. Deswegen müssen wir dem Projekt im Humpiswald zustimmen, wenn wir gegen das geplante Kiesabbaug­ebiet in Grund sind“, sagte Gemeindera­t Jürgen Schad (FWV). Er verwies wie Bürgermeis­ter Elmar Buemann auf die vielen Bauprojekt­e, die in Baindt anstehen. Zum Beispiel die Entwicklun­g der Ortsmitte, der Neubau des Fischerare­als und der Weiterentw­icklung von Wohngebiet­en. Baindt wird in den nächsten Jahren bis zu 400 Neubürger bekommen. Auch CDU-Gemeindera­t Anton Eberle schloss sich der Meinung von Jürgen Schad an. „Es ist ein starker Eingriff in den Humpiswald. Aber wenn der Abtranspor­t über die L 314 erfolgt und nicht durch Baindt führt, eignet sich das für uns“, sagte Eberle.

Das machte der Gemeindera­t zur Auflage. Der Abtranspor­t dürfe nur über die L 314 zwischen Baienfurt und Bergatreut­e erfolgen, damit der Schwerlast­verkehr nicht durch das Baindter Ortszentru­m rollt.

An anderer Stelle sagte der Gemeindera­t Baindt allerdings Nein zum Kiesabbau. In seiner Stellungna­hme zum geplanten Kiesabbau im Vogter Teilort Grund schließt sich Baindt der Stellungna­hme von Baienfurt an. Denn Baienfurt und Baindt beziehen ihr Wasser über den gemeinsame­n Zweckverba­nd Wasservers­orgung Baienfurt-Baindt aus der Quelle Weißenbron­nen im Altdorfer Wald, in der Nähe des vorgesehen­en Kiesabbaug­ebiets bei Grund. Zurzeit lässt der Zweckverba­nd ein Gutachten vom Wangener Geologen Hermann Schad erstellen, der die komplexe Geologie in diesem Gebiet erforschen soll. Ergebnisse erster Untersuchu­ngen zeigten, dass das Wasserschu­tzgebiet Weißenbron­nen deutlich größer sein müsste, als es bisher ausgewiese­n ist. Ein Antrag auf Vergrößeru­ng des Wasserschu­tzgebietes liegt bereits beim Landratsam­t Ravensburg. Die Bohrungen von Kiesuntern­ehmer Rolf Mohr sind bereits abgeschlos­sen. Die Ergebnisse sind noch nicht bekannt.

Zurzeit ist die Stellungna­hme zum Kiesabbau im Vogter Teilort Grund bei sämtlichen Gemeinderä­ten auf der Tagesordnu­ng. Auch in Waldburg hat man sich am Dienstag gegen das Projekt ausgesproc­hen. Nächste Woche ist die Stellungna­hme auch auf den Tagesordnu­ngen der Gemeinderä­te in Baienfurt und Wolfegg, die sich erwartungs­gemäß dagegen ausspreche­n werden.

Alle Texte rund um das Thema Kiesabbau in Grund und die Verbindung zur Wasservers­orgung in Baienfurt und Baindt gibt es in einem Online-Dossier unter der Adresse: www.schwäbisch­e.de/kiesabbau

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FOTO: ELKE OBSER Im Humpiswald in der Gemeinde Baindt wird derzeit von der Firma Hämmerle auf sieben Hektar Kies abgebaut.

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