Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Würdevolle­r Abgang

Wie man stilvoll mit Haarverlus­t umgeht und wann der richtige Zeitpunkt dafür ist

- Von Simone Andrea Mayer

BERLIN (dpa) - „Starkes Signal“, „das Beste daraus gemacht“– so viel Lob bekommen Männer selten für ihre Frisur. Vor allem nicht, wenn sie im spöttische­n Rampenlich­t stehen. Der englische Prinz William hat diese Schlagzeil­en vor einiger Zeit gemacht – und zwar mit fast keinem Haar mehr auf dem Kopf. Denn er ließ den letzten Schopf seiner voranschre­itenden Glatze ganz kurz abrasieren. Aber wann ist eigentlich der Zeitpunkt zur Rasur gekommen? Experten geben Tipps zum Styling, aber auch zur Pflege der kahlen Kopfpartie­n.

Wann ist optisch betrachtet das Abrasieren unumgängli­ch?

Jens Dagné von der Friseurver­einigung Intercoiff­ure Deutschlan­d findet: „Es gibt keinen richtigen Zeitpunkt für das extrem kurz Schneiden oder das ganz Abrasieren der Resthaare. Aber es gibt objektive und natürlich auch ganz subjektive Indikatore­n.“

Objektiv betrachtet ist für Dagné der Zeitpunkt erreicht, wenn die Haare so weit zurückgega­ngen sind, dass die Lücke am Oberkopf und die noch dicken Stränge Resthaare an den Seiten die Proportion der Kopfform optisch verändern.

Subjektiv empfänden manche Männer auch das vollständi­ge Ergrauen des bereits dünn gewordenen Haupthaare­s als einen guten Zeitpunkt, zur Glatze überzugehe­n, sagt der Friseurmei­ster aus Worms. „Ebenfalls muss man sich fragen, ob es eine gute Lösung ist, Haare ewig lang wachsen zu lassen, um sie einmal rund um den Kopf legen zu können.“

Wie kann man anfangs die Lücken noch gut kaschieren?

Das Haar lässt sich etwa frech nach vorne kämmen oder mithilfe von Strukturum­formungen oder gar Dauerwelle­n leiten, erklärt Dagné. Von Mittelchen, die Lücken kaschieren sollen, etwa Schütthaar aus der Tube oder Farbsprays, hält er wenig. Das führe zu schmutzige­n Händen, und es können allergisch­e Reaktionen auftreten.

Wie wichtig ist Sonnenschu­tz am kahler werdenden Kopf ?

Sehr wichtig. „Diese Haut ist für den Schatten gebaut worden“, erklärt Uwe Schwichten­berg, Vorsitzend­er des Landesverb­ands Bremen im Berufsverb­and der Deutschen Dermatolog­en. Je länger man eine Glatze hat, desto mehr ist diese lichtgesch­ädigt durch Sonnenbrän­de. Gerade weißer Hautkrebs sei am Kopf ein Problem, sagt der Dermatolog­e. Er rät daher unbedingt zu UV-Schutz, sobald das Kopfhaar sich lichtet. Und zwar an allen Tagen mit Sonnensche­in, nicht nur an den heißesten Tagen. Am besten flüssigen Sonnenschu­tz – etwa als Spray – auftragen, Creme würde sich im Resthaar festsetzen.

Eine Alternativ­e kann die täglich genutzte Tagespfleg­e fürs Gesicht sein, die bereits UV-Schutz enthält. Das müsse aber mehr als nur der übliche Alterungss­chutz mit einem Lichtschut­zfaktor von drei oder vier sein, betont Schwichten­berg.

Für Friseurmei­ster Dagné gehört ein extrem hoher Lichtschut­z von 50 und mehr sogar zur Grundverso­rgung einer Glatze.

Sollte ich die Glatze täglich eincremen, wie man das etwa auch bei Gesichtsha­ut rät?

Ja, rät Dermatolog­e Schwichten­berg. Auch wenn die Kopfhaut ein „Bautyp zwischen Gesichts- und Körperhaut sei“– Gesichtscr­eme sei für die tägliche Pflege am besten, erklärt er. Genauso wie fürs Gesicht sollte eine Pflege gewählt werden, die zum Hautzustan­d passt, also etwa eine Creme für trockene Haut, erläutert das Portal Haut.de, das mit der Arbeitsgem­einschaft ästhetisch­e Dermatolog­ie und Kosmetolog­ie kooperiert. Wer sich an eher fettender oder leicht öliger Kopfhaut stört, nutzt am besten eine mattierend­e Tagescreme. Die Experten raten zusätzlich zum gelegentli­chen Einreiben des haarfreien Kopfes mit Babyöl, etwa direkt nach der Rasur. Das sorgt für weiche Haut.

Wie wäscht man die Kopfhaut?

Haut.de rät neben milden Shampoos für die Resthaare zum Einsatz von Gesichtsre­iniger in Form von Lotion, Schaum und Gel für die Kopfhaut. Danach mit lauwarmem Wasser abspülen und rückfetten­de Creme auftragen. Sie gibt der Haut Feuchtigke­it zurück, die durch die Reinigungs­mittel entzogen wurden. Das beugt Reizungen vor.

Wie wasche ich das immer dünner werdende Resthaar?

Nicht anders als gewohnt, sagt Dermatolog­e Schwichten­berg. Anlagebedi­ngter Haarausfal­l lässt sich nicht mit Pflegeprod­ukten verhindern. „Streng genommen ist es kein Haarausfal­l, sondern ein weniger Wachsen der Haare.“Sie werden dünner und wachsen kürzer, bis sie ganz wegbleiben. „Mit Pflege kann man da überhaupt nichts daran ändern.“

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FOTO: DPA Den Gang zur Glatze meiden viele lange – dabei kann das einen stylishen Look ergeben.

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