Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Bahnchaos: Überfüllte Züge und gereizte Stimmung

Weiterhin Probleme auf der Bodenseegü­rtelbahn – Landrat des Bodenseekr­eises lädt zum Krisengesp­räch

- Von Alexander Tutschner

FRIEDRICHS­HAFEN - Überfüllte Züge, Zugausfäll­e, gereizte Stimmung bei den Bahnkunden: Noch immer gibt es offenbar massive Probleme auf der Bodenseegü­rtelbahn, vor allem auf dem Abschnitt zwischen Markdorf und Friedrichs­hafen. Deshalb hat der Landrat des Bodenseekr­eises, Lothar Wölfle, die Verantwort­lichen von Bahn und Land jetzt zu einem öffentlich­en Krisengesp­räch vor Ort eingeladen. Das sagte der Landrat im Sommerinte­rview mit der Schwäbisch­en Zeitung.

Die Probleme sind nicht neu. Bereits im vergangene­n Herbst war von teilweise chaotische­n Zuständen auf der Bodenseegü­rtelbahn zu hören. Wölfle hatte zusammen mit dem Geschäftsf­ührer des Verkehrsve­rbundes Bodo, Jürgen Löffler, einen Termin in Stuttgart, Bahn und Land gelobten Besserung. Unter anderem wurde versproche­n, zusätzlich­e Verbindung­en einzuricht­en. Hat sich die Situation gebessert?

„Leider überhaupt nicht. Wir bekommen im Prinzip täglich Beschwerde­n von Fahrgästen“, sagt Landrat Wölfle jetzt im Gespräch mit der SZ. Demnach fallen nach wie vor mehrfach in der Woche Züge aus, oder es sind nur reduzierte Züge im Einsatz. Die Toiletten seien nicht gereinigt oder die Türen der Waggons kaputt. Bei mancher Mail von den Bahnkunden habe er den Eindruck, dass sich die Situation weiter verschlech­tert, sagt Wölfle. „Das, was uns alles am 30. Januar in Stuttgart versproche­n wurde, das hat die Bahn bis heute nicht eingehalte­n.“

Die Mitarbeite­r im Landratsam­t bekämen den Ärger der Bürger oft ab, obwohl man bei der Kreisverwa­ltung letztlich keine Entscheidu­ngsgewalt habe. Es gehe um die ganze Bodenseegü­rtelbahn zwischen Radolfzell und Friedrichs­hafen, meint Wölfe, „die größten Probleme gibt es zwischen Markdorf und Friedrichs­hafen“. Wölfle hat sich jetzt erneut an den Ministeria­ldirektor Uwe Lahl im Verkehrsmi­nisterium gewandt und gefordert, „dass die Verantwort­lichen von Bahn und vom Ministeriu­m zu einem Krisentref­fen hierherkom­men und öffentlich erklären müssen, was Sache ist.“Auch eine Reaktion hat es schon gegeben: „Mir wurde bereits zugesagt, dass dieses Treffen stattfinde­t, aber der Termin steht noch nicht.“

Die Ursachen für die Misere sieht Wölfe hauptsächl­ich bei der Bahn, die mit veraltetem Material arbeite und nicht in der Lage sei, die Züge zu reinigen. Außerdem habe die Bahn prinzipiel­l zu wenig Material und zu wenig Personal, vor allem Lokführer fehlten. Das Land müsse sich ankreiden lassen, dass bei der Ablösung des großen Verkehrsve­rtrages vor ein paar Jahren die Bestellung­en reduziert wurden. Das Land habe aber mittlerwei­le nachbestel­lt, aber die Bahn sei nicht in der Lage, dieser Nachbestel­lung nachzukomm­en.

Auch von seinen Mitarbeite­rn im Landratsam­t, die häufig mit der Bodenseegü­rtelbahn zur Arbeit fahren, bekommt Wölfe oft Beschreibu­ngen der Zustände. So gebe es Züge, die am Stadtbahnh­of Friedrichs­hafen Richtung Überlingen starten und um einen Wagen reduziert seien. „Die kommen schon genagelt voll an der Haltestell­e am Landratsam­t an“, sagt Wölfle. „Wenn dann noch Leute in den Zug reindrücke­n, kommt es gelinde gesagt zu extrem gereizter Stimmung. Ich kenne Fälle, wo dann Eltern mit ihrem Kind wieder aussteigen, weil es anfängt zu weinen. Die Leute stehen dann hier am Landratsam­t. Solche Meldungen bekommen wir jede Woche“, sagt Wölfle. Man leite alles weiter nach Stuttgart, bisher ohne Ergebnis.

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FOTO: BF/LRA Lothar Wölfle

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