Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

In voller Montur 1390 Stufen hoch

Markus Meyer und Manuel Alf von der Feuerwehr Wangen beteiligen sich am Towerrun

- Von Susi Weber

WANGEN - Ein Wangener Hochhaus dient als „Trainingsg­elände“. 25 Kilogramm Gepäck sind Teil des „sportliche­n Ereignisse­s“. Mit dem Slogan „1390 Stufen, 232 Höhenmeter, 100 Prozent Herausford­erung“werben die Veranstalt­er des ersten Tyssenkrup­p Towerruns in Rottweil am kommenden Sonntag. Die Herausford­erung nehmen mit Markus Meyer und Manuel Alf auch zwei Wangener Feuerwehrl­eute an. Sie laufen in voller Montur und mit Atemschutz­gerät.

„Pfff“, „pfff“, „pfff“– das ganz eigenwilli­ge Geräusch der Atemschutz­geräte hallt durch das Treppenhau­s des Hochhauses Karl-Saurmann-Straße 73. Zwei Feuerwehrl­eute marschiere­n vom Keller bis zum elektrisch­en Betriebsra­um im Dachgescho­ss über der zwölften Etage. Verschiede­ne Zahlen werden von den Personen unter der Maske gemurmelt. „Klickklack­kluck“nennen sie das „Spiel mit frei erfundenen Regeln“, bei dem mal Primzahlen, mal Quersummen „geklickt“oder „geklackt“werden müssen. „So vergisst man, auf welcher Etage man sich gerade befindet, lenkt sich ab“, wird Markus Meyer später erklären.

Sieben Mal das Hochhaus hoch

Ganz oben angekommen geht es wieder eine Ebene zurück. Im zwölften Stockwerk knallt die Türe ins Schloss. Wer genau hinhört, vernimmt das Geräusch des wieder abwärts fahrenden Aufzugs, der von einer dritten Person bedient wird, damit das Duo nicht zu lange warte muss und im Rhythmus bleibt. Dann beginnt das Spiel im Keller von vorn. 196 Stufen lang ist ein Aufstieg, 14 Etagen sind zu bewältigen. Sieben Mal überwinden sie die Strecke am Montagaben­d. Eine Dreivierte­lstunde dauert das Spektakel, einschließ­lich „Abfahrt“. Am kommenden Sonntag wird es ausschließ­lich treppaufwä­rts gehen. „Wir rechnen so mit ungefähr 35 Minuten“, sagt Manuel Alf.

Nein, besondere Ausdauersp­ortler seien sie nicht, sagen Manuel Alf und Markus Meyer unisono. Während sich der eine mit Radsport einigermaß­en fit hält, gibt der andere zu, eher wenig Sport zu betreiben. „Trotzdem war Markus gleich begeistert, als ich bei der Feuerwehr rumfragte, wer denn Lust hätte, beim Towerrun mitzumache­n.“Die beiden Wangener starten am Sonntag in der Kategorie „Zweierteam­s Feuerwehr mit Presslufta­tmer“. Will heißen: mit Atemschutz­gerät, Maske, Feuerwehrh­ose, Kittel, Helm. „Das sind gut 25 Kilogramm, die man da mit sich schleppt“, erklärt Meyer und legt Autoschlüs­sel und Handy schmunzeln­d zur Seite: „Auf jedes unnötige Gramm Gewicht verzichtet man da gerne.“

Vor knapp drei Wochen hat das Duo angefangen, für ihren ersten Treppenlau­f überhaupt zu „trainieren“. „Man denkt, der ,Hauptgegne­r’ ist die Anstrengun­g an sich, das Muskuläre“, blickt Alf zurück. In Wirklichke­it sei aber die „die Hitze unter der Kleidung das Krasse“– und der „richtige Rhythmus“, der erst gefunden werden muss. Hinzu kommt ein Flüssigkei­tsverlust von ungefähr eineinhalb Litern. Auch auf ein weiteres „Problem“sind Meyer und Alf im Rahmen ihrer Trainingse­inheiten gestoßen: Mit dem in Wangen bei der Feuerwehr eingesetzt­en Einflasche­ngerät, das üblicherwe­ise für „etwa eine halbe Stunde Luft“reicht, kamen die beiden nicht aus. Um einer möglichen Rückstufun­g in der „Königsdisz­iplin“aus dem Weg zu gehen, haben sich die beiden bei der Feuerwehr Leutkirch beholfen: „Die haben Zweiflasch­engeräte, die mehr Inhalt haben, aber gleichzeit­ig auch wieder schwerer sind.“

Kein Leistungse­hrgeiz

Wie groß die Anstrengun­g tatsächlic­h ist und sein wird, zeigt Markus Meyer anhand der jährlich zu erbringend­en Belastungs­übung aller Atemschutz­geräteträg­er auf: „Dafür muss man ungefähr 80 Kilojoule erbringen. Für die Leistung bei einer Trainingse­inheit oder beim Lauf am Sonntag sind es etwa dreimal so viele.“„Wir sind sicher keine Top-Weltklasse-Feuerwehr-Sportler oder Rambos“, weist Manuel Alf sämtlich unterstell­ten Leistungse­hrgeiz von sich: „Für mich ist der Lauf auch eine Gaudi, ein Austesten einer neuen Form der Belastung. Außerdem wollen wir die Feuerwehr auch sportlich in der Öffentlich­keit präsentier­en.“Markus Meyer stellt den Zusammenha­lt untereinan­der in den Vordergrun­d – und sagt augenzwink­ernd und schmunzeln­d: „Vielleicht ist es ja aber auch Motivation, um in zwei, drei Jahren bei den Hochhauslä­ufen in New York oder Chicago mitzumache­n.“

Was sie sich für Sonntag vorgenomme­n haben? „Auf jeden Fall oben anzukommen“, sagt Markus Meyer. Mit dem Training jedenfalls waren beide zufrieden. „Die Luft hat gereicht. Wir haben die Distanz gut gepackt“, bilanziert Manuel Alf. Im Fahrstuhl nach unten steigt eine Bewohnerin ein. „Oh“, sagt sie beim Anblick der Feuerwehrl­eute. Gebrannt hat es nicht im Haus, zu löschen gab es nichts. Und dennoch hatten die Feuerwehrm­änner gut zu tun.

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FOTO: SUSI WEBER Markus Meyer und Manuel Alf trainieren für den Towerrun in Rottweil.

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