Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Das Gewerbe der anderen
In Kempten fand der Bergsport-Ausrüster Exxpozed keine Flächen, deshalb baut er in Dietmannsried
KEMPTEN/DIETMANNSRIED - Beinahe fertig ist der Neubau des Onlinehändlers Exxpozed in Dietmannsried. Bisher war er in Kempten zu Hause. Nun sorgt sich die Stadtverwaltung, dass auf dem Land allzu große Konkurrenz für die eigene Innenstadt entstehen könnte.
Bislang betrieb Exxpozed neben dem Online-Versand ein Geschäft in der Lindauer Straße. Weil es dort zu eng geworden ist, suchte Inhaber Andreas Bindhammer wie berichtet in Kempten nach Alternativen. Da sein Bergsport-Sortiment als innenstadtrelevant gilt, durfte er außerhalb des Zentrums aber keine Verkaufsfläche größer als 200 Quadratmeter betreiben. So sieht es laut Wirtschaftsreferent Richard Schießl das Einzelhandelskonzept der Stadt vor. Fündig wurde Bindhammer schließlich im Gewerbepark Ost in Dietmannsried, wo derzeit neben Lager-, Logistikund Kletterbereich laut Bindhammer und Landratsamt Oberallgäu auch 764 Quadratmeter Verkaufsfläche entstehen.
Das wiederum bereitet der Stadt nun Sorgen, sagt Schießl. Ursprünglich sei man in Kempten von 200 Quadratmeter Verkaufsfläche ausgegangen. Die Stadt fürchte Konkurrenz etwa für Bergsport Maxi und Sport Reischmann. Fallen ihnen Kunden weg, sinke die Gesamtfrequenz der Innenstadt und beispielsweise Cafés würden Laufkundschaft verlieren.
Dietmannsrieds Bürgermeister Werner Endres dagegen versteht die Aufregung nicht: „Exxpozzed ist auf Online-Handel spezialisiert und hat Kunden in ganz Deutschland und Österreich.“Konkurrenz für örtlichen Handel sehe er nicht. Auch Bauherr Bindhammer sagt: „Ich glaube, dass die Innenstädte weiterhin ihren Reiz behalten werden – dort wird ,Shopping’ zum Gesamterlebnis, zum Selbstzweck.“Sein Geschäft in Dietmannsried versteht er als „greifbare“Alternative zum Onlinehandel für „Bedarfskäufer“, nicht als „Konkurrenz zum klassischen stationären Handel in der Innenstadt“.
Schießl zufolge sammelt die Stadt nun Informationen über die Verkaufsflächen. Er spricht von einer vertrauensvollen Zusammenarbeit mit der Gemeinde und betont: Sie und der Landkreis hätte Planungshoheit. „Verhindern können wir das nicht.“Laut Landratsamt erlaubt der Bebauungsplan Verkaufsflächen nur für produzierendes Gewerbe – und auch dann maximal 200 Quadratmeter. Weil Exxpozed aber mit seiner Mischung aus Onlinehandel, Kletterbereich und Verkaufsfläche eine „atypische Konstellation“darstelle, wurde laut Landratsamt eine Ausnahmegenehmigung erlassen. Der Landesentwicklungsplan – der Vorgaben für die bauliche Entwicklung in Bayern gibt und den die Stadt im aktuellen Fall nun prüfen will – enthält dem Landratsamt zufolge keine Vorgaben für Verkaufsflächen unter 800 Quadratmeter.