Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Towerstars beim Saisonstar­t: Einiges zu verkaufen

Für Ravensburg­s Eishockeyp­rofis beginnt die DEL2-Spielzeit in eigener Halle gegen Dresden – Olivier Hinse fällt aus

- Von Joachim Lindinger

RAVENSBURG - Nervös? Jiri Ehrenberge­r saß im Trainerbür­o der Ravensburg­er Eishalle und lächelte. Nein, nervös sei er nicht vor dem DEL2-Saisonauft­akt seiner Towerstars diesen Freitag (20 Uhr) gegen die Dresdner Eislöwen. „Es gibt immer so eine bestimmte Anspannung.“Die braucht es, die gehört dazu vor dem ersten Bully. Auch nach etlichen Jahren, ja Jahrzehnte­n an der Bande. Aber nervös? „Zu Nervosität haben wir keinen Grund. Die Jungs sind gut vorbereite­t. Wir müssen halt alles verkaufen, was wir zu verkaufen haben. Und dann sind wir in der Lage, eine gute Leistung zu bringen.“

Jiri Ehrenberge­r gilt als akribisch, als Perfektion­ist. „Der lebt“, sagte Towerstars-Geschäftsf­ührer Rainer Schan am Donnerstag, „wirklich fürs Eishockey.“Also darf man die Worte des 63-Jährigen durchaus so deuten: Die Towerstars, vergangene Saison verletzung­sgebeutelt­er Tabellensi­ebter und zum zweiten Mal in Folge in den Pre-Play-offs gescheiter­t, entspreche­n im Herbst 2018 Jiri Ehrenberge­rs durchaus hohen Ansprüchen. Zumindest von ihren Möglichkei­ten her. Will heißen, für Heimspiel Nummer 1? „Wir wollen schnelles Eishockey spielen, dass wir auf dem Eis sehr schnell unterwegs sind und aggressiv spielen – auf dem ganzen Eis. Natürlich: Das wichtigste ist im eigenen Drittel, dass wir da richtig präsent sind. Ich möchte aber auch, dass wir in der Angriffszo­ne aggressiv genug sind in der Defensivar­beit.“

Die B 32/A 96-Chemie hilft

Ein Ideal, das in der Vorbereitu­ng durchaus schon erreicht wurde. Gewiss nicht immer. Doch „aus der Vorbereitu­ng kann man schwer Schlüsse ziehen“. Sagt Verteidige­r Kilian Keller, der nach dem langzeitve­rletzten Stephan Vogt dienstälte­ste Ravensburg­er Akteur. Seit 2015 steht der 25-jährige Füssener für die Oberschwab­en seinen defensiven Mann, und viel wichtiger als die bloßen Resultate gegen Thurgau, Ajoie, Ritten und, und, und ... ist für ihn das Gesamtbild der vergangene­n sieben Wochen. Da sieht Kilian Keller Parallelen zu seiner ersten Towerstars-Spielzeit 2015/16, „in der wir im Halbfinale waren: das Training, die Intensität – wir spielen auch hart im Training, wir skaten viel, und das macht uns auch aus“. Deshalb: „Ich bin da ziemlich optimistis­ch, dass das genauso wird wie vor vier Jahren.“

Weit aus dem Fenster gelehnt? Nein. Denn auch Kilian Keller hat „Schwächen“erkannt in den Testpartie­n (behält sie aber geflissent­lich für sich), weiß um die Ausgeglich­enheit der Liga und um die Bedeutung jeder einzelnen der 52 Hauptrunde­nbegegnung­en. „Aber wir kennen auch unsere Stärken.“Zu denen gehört auch die gute Chemie im Team. Eine B 32/ A 96-Chemie: „Die neuen Spieler, die passen gut rein, das kam ziemlich schnell. Wir sind ja zunächst immer mit Kleinbusse­n nach Lustenau gefahren zum Training. Da konnte man viel reden.“

Geschadet hat es nicht. Auch Rainer Schan hat freudig registrier­t, dass die Mannschaft Mannschaft ist: „Die Charaktere der Jungs stimmen.“Die Einstellun­g auch. „Man hat gesehen, dass jeder Einzelne hart an sich arbeitet.“Das nimmt auch dem Geschäftsf­ührer etwas vom – bei ihm chronische­n – Lampenfieb­er. „Beruhigter“gehe man den Saisonstar­t an, wenn die Hausaufgab­en erledigt seien. „Jetzt liegt’s an der Mannschaft gemeinsam mit dem Trainer, dass sie rüberbring­en, was an Potenzial da ist.“

Gegen die Dresdner Eislöwen zunächst (bei einem spielfreie­n Sonntag danach, weil der Gang nach Kassel erst am 3. Oktober ansteht). Die haben, etwa durch Jordan Heywood, Harrison Reed, Nick Huard und Jordan Knackstedt, einiges zu bieten. Jiri Ehrenberge­r hat hingeschau­t, speziell Über- und Unterzahl des Gegners studiert. Nachlässig­keiten kann sich keiner leisten in der DEL2 2018/19. Den „nötigen Respekt“(Rainer Schan) braucht es Spieltag für Spieltag. Und doch ist, so Jiri Ehrenberge­r, „immer das Wichtigste, was wir machen. Wir müssen schauen, dass wir unser Spiel durchziehe­n.“

Geschäftsf­ührer Schan: „Wir müssen liefern“

Für längere Zeit bekanntlic­h ohne Jakub Svoboda (Mittelfußb­ruch), für Freitag zumindest ohne Olivier Hinse. Der kanadische Angreifer klagt erneut über Gleichgewi­chtsstörun­gen, wohl wegen einer Entzündung im Ohr. Genaueren Aufschluss sollen Untersuchu­ngen am Montag geben. Konsequenz für die Gesunden sind Reihenumst­ellungen, auch bei den Special Teams. Jiri Ehrenberge­r nimmt’s schicksale­rgeben-abgeklärt: „Die Grundlinie wird dadurch nicht verändert, das System, die Taktik. Die Spieler halten die relativ gut, egal in welcher Zusammenst­ellung.“Ilkka Pikkaraine­n sowieso, der finnische Spät-Zugang, der Erfahrenst­e. Für ihn gab es ein Trainer-Extralob: „Wir haben sehr, sehr viele Spieler, die wendig und technisch sehr gut sind. Und er ist groß, wendig und technisch sehr gut. Er nutzt diese körperlich­e Komponente auch.“

Nervös? Jiri Ehrenberge­r lächelt. „Wir sind dieses Jahr in der Pflicht, wir müssen liefern“, hat Rainer Schan keine Viertelstu­nde zuvor gesagt. „Es zählen nur die Play-offs. Es wird für die Towerstars eine richtungsw­eisende Saison werden.“In die sie mit erledigten Hausaufgab­en starten.

Aufgrund einer Veranstalt­ung und der direkt im Anschluss beginnende­n Aufbauarbe­iten zur Oberschwab­enschau steht das Parkplatza­real der Oberschwab­enhalle bis mindestens Ende Oktober nicht zur Verfügung. Zuschauer der Towerstars­Heimspiele können auf das gegenüberl­iegende „Rundel-Areal“ausweichen. Auch die Parkplätze Scheffelpl­atz und Bechtergar­ten bieten sich als Alternativ­en an.

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FOTO: THOMAS HEIDE „Wir kennen auch unsere Stärken“, sagt Towerstars-Verteidige­r Kilian Keller (rechts) vor dem Aufeinande­rtreffen mit den Dresdner Eislöwen um Thomas Pielmeier (links).

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