Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
60 gute Jahre, Kompromissbereitschaft vorausgesetzt
Dominikus und Pauline Loritz feierten gesund das Fest der Diamantenen Hochzeit
ISNY - Das Ehepaar Dominikus und Pauline Loritz kommt fröhlich, gesund und eiligen Schrittes die blumengeschmückte Treppe ihres hübschen Eigenheimes in Dengeltshofen herab, um dem Besuch des Ortsvorstehers Claus Zengerle entgegenzugehen. Die Kinder haben das Treppengeländer mit Sonnenblumen geschmückt und sogar zwei Tannenbäumchen mit bunten Fähnchen zu Ehren der Eltern aufgestellt. Der Ortsvorsteher überbrachte dem gut gelaunten, dankbaren Jubelpaar die Glückwünsche von Bürgermeister Rainer Magenreuter und eine Urkunde des Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann. Zengerle nahm sich viel Zeit, um aus dem Leben der beiden Eheleute etwas zu erfahren. Das Allerwichtigste, und da sind sich alle einig: „Die Kurluft hält bis weit über die 80 hinaus gesund.“
Pauline Loritz, geborene Mösle, stammt von einem Hof mit Gastwirtschaft in Merazhofen, Dominikus Loritz von einem Hof in Toberazhofen – aber in Engerazhofen sind sie einander begegnet. „Es hat nicht gleich gefunkt, aber bald“, und zwei Jahre später hätten sie sich so gut gekannt, dass geheiratet wurde – standesamtlich und am nächsten Tag auch kirchlich. Bis zur Hochzeit hätten sie beide je zuhause auf ihren Elternhöfen mitgearbeitet, so erzählen sie. Die Eltern Mösle hätten im Älterwerden eine kleine Hofstelle in Dengeltshofen erworben, und dort seien sie mit eingezogen und hätten das „Höfle“gemeinsam bewirtschaftet, fünf Kinder großgezogen und nebenher hätte Dominikus 40 Jahre lang in Milchwerken mitgearbeitet – „Mädchen für alles.“Milchwerk Hauser, Milchwerk Immler und zum Schluss bei Allgäuland.
In Dengeltshofen mit drei Familien in beengten Verhältnissen unter einem Dach zu leben, das sei nur mit täglicher Kompromissbereitschaft möglich gewesen. Zuneigung halte eine Ehe zusammen, aber auch die Arbeit und die Kinder und schließlich hätte man ja auch vor 60 Jahren versprochen, Verantwortung füreinander zu übernehmen.
Man dürfe die Ansprüche auch nicht zu hoch schrauben, nach 20 Ehejahren sei es zum ersten Mal in den Urlaub gegangen, ins Zillertal. „Immer nur ein paar Tage – wenn überhaupt. Und wozu brauchen wir überhaupt Urlaub, wenn wir doch jeden Tag im Paradies leben, in Dengeltshofen?“Bei der Marktmesse in St. Maria wolle der Pfarrer mit ihnen ein Dankgebet sprechen und sie dann auch segnen – und dann sei alles gut. Am Wochenende werde in einem Gasthaus ein bisschen gefeiert mit allen fünf Kindern, den elf Enkeln und den zwei Urenkeln.