Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Ein Besuch in der Emmentaler­käserei

Jörg Vogler führt den Familienbe­trieb in dritter Generation – und setzt auf Allgäuer Themen

- Von Christine Hofer-Runst

GOSPOLDSHO­FEN - Eine der letzten, privaten Käsereien befindet sich in Gospoldsho­fen. Jörg Vogler betreibt diese in dritter Generation und hat den ursprüngli­chen Betrieb um eine Sennerstub­e und ein Museum erweitert. Seine Motivation ist, die Allgäuer Tradition zu pflegen und zu bewahren – und Neues und Außergewöh­nliches zu wagen. Insgesamt 15 handgefert­igte Käsesorten bietet er seinen Kunden an.

Die Wege nach Gospoldsho­fen sind vielfältig, ein Wander- und Fahrradweg­netz führt geradewegs an der Käserei vorbei. Donnerstag­nachmittag führt der Molkereime­ister persönlich durch die Produktion­sstätte. Der Blick in den Reifekelle­r macht hungrig. Dort liegt der Backsteink­äse, umgangsspr­achlich auch Stinker genannt, und träumt vermutlich von einer Vinaigrett­e und hauchdünn geschnitte­nen Zwiebelche­n. Schwarz glänzende Laibe Moorkäse, eine Hommage von Jörg Vogler an Bad Wurzach, liegen einträchti­g neben dunkelrote­m Weinkäse. Regale mit unzähligen Emmentaler-Rädern säumen den Besucherwe­g.

In der Sennerstub­e hat sich Vogler einen Wunsch erfüllt. Im Obergescho­ss hat er ein Käsemuseum eingericht­et, wo insgesamt vier fast voll ausgestatt­ete Käsereien zu bestaunen sind. Alte Käseharfen, Zuber und natürlich das obligatori­sche Butterfass sind dort aufgebaut. Seine Exponate sind zum Teil aus Familienbe­sitz, denn bereits die Großmutter hat Ende des 19. Jahrhunder­ts eine Art Bergkäse, hergestell­t. Weitere Ausstellun­gsstücke konnte er bei Betriebsau­flösungen erwerben und damit Vorhandene­s ergänzen.

Der spannende Vergleich von heute und damals zeigt dem Besucher, dass sich grundsätzl­ich gar nicht so viel verändert hat. Handarbeit und das Können des Käsers sind das entscheide­nde Kriterium, erleichter­t wird der Produktion­sablauf aber durch den Einsatz modernster Technik. Dennoch gönnt der Käser jedem Produkt die Zeit, die es braucht, um zu einer Köstlichke­it heranreife­n zu können und pflegt es währenddes­sen in liebevolle­r Handarbeit.

Jörg Vogler setzt konsequent Allgäuer Themen in seiner Gastronomi­e um. Kässpatzen sind selbstvers­tändlich der unangefoch­tene Dauerbrenn­er, aber auch Raclette oder Fondue werden mit eigenen Käsesorten zubereitet. Eine fast ganz vergessene Tradition ist der „Allgäuer-Grill-Hut“. Ob gemütlich zu zweit oder gesellig mit der ganzen Familie oder Freunden handelt es sich dabei um eine Attraktion, die in der Gastronomi­e nicht häufig angeboten wird.

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FOTO: CHRISTINE HOFER-RUNST Im Käsemuseum sind vier fast voll ausgestatt­ete Käsereien. Die Besucher können zum Beispiel alte Käseharfen, Zuber und das obligatori­sche Butterfass bestaunen.

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