Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Ein Besuch in der Emmentalerkäserei
Jörg Vogler führt den Familienbetrieb in dritter Generation – und setzt auf Allgäuer Themen
GOSPOLDSHOFEN - Eine der letzten, privaten Käsereien befindet sich in Gospoldshofen. Jörg Vogler betreibt diese in dritter Generation und hat den ursprünglichen Betrieb um eine Sennerstube und ein Museum erweitert. Seine Motivation ist, die Allgäuer Tradition zu pflegen und zu bewahren – und Neues und Außergewöhnliches zu wagen. Insgesamt 15 handgefertigte Käsesorten bietet er seinen Kunden an.
Die Wege nach Gospoldshofen sind vielfältig, ein Wander- und Fahrradwegnetz führt geradewegs an der Käserei vorbei. Donnerstagnachmittag führt der Molkereimeister persönlich durch die Produktionsstätte. Der Blick in den Reifekeller macht hungrig. Dort liegt der Backsteinkäse, umgangssprachlich auch Stinker genannt, und träumt vermutlich von einer Vinaigrette und hauchdünn geschnittenen Zwiebelchen. Schwarz glänzende Laibe Moorkäse, eine Hommage von Jörg Vogler an Bad Wurzach, liegen einträchtig neben dunkelrotem Weinkäse. Regale mit unzähligen Emmentaler-Rädern säumen den Besucherweg.
In der Sennerstube hat sich Vogler einen Wunsch erfüllt. Im Obergeschoss hat er ein Käsemuseum eingerichtet, wo insgesamt vier fast voll ausgestattete Käsereien zu bestaunen sind. Alte Käseharfen, Zuber und natürlich das obligatorische Butterfass sind dort aufgebaut. Seine Exponate sind zum Teil aus Familienbesitz, denn bereits die Großmutter hat Ende des 19. Jahrhunderts eine Art Bergkäse, hergestellt. Weitere Ausstellungsstücke konnte er bei Betriebsauflösungen erwerben und damit Vorhandenes ergänzen.
Der spannende Vergleich von heute und damals zeigt dem Besucher, dass sich grundsätzlich gar nicht so viel verändert hat. Handarbeit und das Können des Käsers sind das entscheidende Kriterium, erleichtert wird der Produktionsablauf aber durch den Einsatz modernster Technik. Dennoch gönnt der Käser jedem Produkt die Zeit, die es braucht, um zu einer Köstlichkeit heranreifen zu können und pflegt es währenddessen in liebevoller Handarbeit.
Jörg Vogler setzt konsequent Allgäuer Themen in seiner Gastronomie um. Kässpatzen sind selbstverständlich der unangefochtene Dauerbrenner, aber auch Raclette oder Fondue werden mit eigenen Käsesorten zubereitet. Eine fast ganz vergessene Tradition ist der „Allgäuer-Grill-Hut“. Ob gemütlich zu zweit oder gesellig mit der ganzen Familie oder Freunden handelt es sich dabei um eine Attraktion, die in der Gastronomie nicht häufig angeboten wird.