Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Auftaktveranstaltung zur kirchlichen Wohnraumoffensive
„Herein“der Caritas Bodensee-Oberschwaben soll auch in Isny Schule machen
ISNY (jl) - Das „Herein“des CaritasProjekts stehe für „Herberge“und „eintreten“, erklärt Christian Mayer von der Wohnraumoffensive. Bei dem seit Januar 2017 laufenden Konzept geht es um eine Wohnraumvermittlung zwischen potenziellen Vermietern und einkommensschwachen Mietern. Kürzlich trafen sich Vertreter der evangelischen und katholischen Kirche, Mitarbeiter der Stadtverwaltung und Helfer für Geflüchtete, um über das Projekt aufzuklären und es in Isny ins Rollen zu bringen.
Der Projektleiter und gelernte Sozialpädagoge Mayer betont: „Wir richten uns an werteorientierte Vermieter, weniger an renditeorientierte“. Mayer erklärt, die Wohnungssuche ruhe auf drei Säulen. Die erste sei die Anmietung von bestehendem Wohnraum und die Untervermietung an die Zielgruppe. Für Vermieter soll es damit finanzielle Sicherheit geben. Die Caritas sucht potenziell passende Mieter aus, kümmert sich um alle Formalitäten und begleitet das neue Mietverhältnis.
Wer renovierungsbedürftigen Wohnraum zur Verfügung stellen kann, kommt als Vermieter ebenfalls infrage. In einer Kooperation mit der Architektenkammer kann die Caritas eine Beratung anbieten, um den Wohnraum zu ertüchtigen und vermietbar zu machen. Die dritte Säule beziehe sich auf den Neubau von Wohnungen, der zunächst in Isny aber nur eine untergeordnete Rolle spielen soll.
Zielgruppen sind Alleinerziehende, Geringverdiener und Obdachlose, kurz jeder, der im Besitz eines Berechtigungsscheins sei. Die Zahl der Obdachlosen habe sich in den letzten Jahren dramatisch erhöht, erklärt Klaus Hägele, Leiter des Ordnungsamts. Jaqueline Schubert, Mitarbeiterin des Sozialamts, spricht von rund 30 Menschen ohne festen Wohnsitz in Isny. Zähle man die Geflüchteten dazu, käme man derzeit auf rund 100 Menschen, die dringend bezahlbaren Wohnraum suchen.
Auf Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“sagte Bürgermeister Magenreuter, dass in Isny laut Zensus von 2011 rund 300 Wohnungen leer stehen. Damals waren jedoch die alten Häuser in der südlichen Altstadt noch nicht abgebrochen, standen aber leer, sodass sie vermutlich mit dazugezählt wurden. Auch weitere damals leerstehende Häuser sind inzwischen abgebrochen oder saniert worden, beispielsweise in Neutrauchburg oder der Storchengarten. Rund 100 Wohnungen hatten kein Bad und waren ohne größere Umbauarbeiten nicht vermietbar.
Um dieses Potenzial zu nutzen, setzt Mayer auf die kirchlichen Partner, „es ist auch ein Projekt der Nächstenliebe“. Edgar Jans weist auf den Caritas-Sonntag hin, bei dem er das Thema ganz konkret zur Sprache bringen möchte. Diakon Jochen Rimmele wird beim Wochenmarkt am 1. November an einem Stand mit einem Team über das Projekt informieren. Dirk Holst von der Evangelischen Heimstiftung, die ohnehin auf dem bezahlbaren Wohnungsmarkt bereits eine große Rolle spielt, ist bereit, das Spektrum zu erweitern und diesen neuen Ansatz mitzugehen.
Magenreuter sagt im Namen der Stadtverwaltung zu, das notwendige Geld für die Wohnungsverwaltung von rund 500 Euro pro Wohnung und Jahr für zwei Wohnungen sofort zur Verfügung zu stellen. Mayer berichtet von zurzeit 30 erfolgreich vermittelten Wohnungen, in denen rund 80 Personen wieder eine Unterkunft gefunden haben. Er ist erfreut über die positive Resonanz bei der Auftaktveranstaltung in Isny und sucht noch nach Botschaftern vor Ort für das Projekt.
Weitere Informationen finden sich unter www.herein-kirche.de