Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Das eigene Verhalten überdenken
Relativ gut sei die Verkehrssituation in Bad Wurzach, erklärt der Experte. Vom drohenden Verkehrsinfarkt weit entfernt. Das ist objektiv richtig. Den Umgehungsstraßen mit täglich vielen Tausend Autos, die ums Städtle herum statt durch es hindurch fahren, sei Dank.
Wer freilich als Fußgänger die Markt- oder Herrenstraße überqueren will oder als Radfahrer in diesem Bereich unterwegs ist, wird dies anders sehen. Oft wird da der Ruf nach einer Fußgängerzone laut. Ob sie der Weisheit letzter Schluss ist, darf bezweifelt werden. Denn da sind zum einen die Auswirkungen auf den Einzelhandel, die nicht abzuschätzen sind. Und da ist zum anderen die Frage, wo die Autos denn sonst fahren sollen. Über welche Straßen und Ecken der Verkehr auch immer umgelenkt wird, die Reaktionen der Anwohner dort würden heftig ausfallen.
Die bessere Lösung ist: weniger Verkehr. Und da sind wir alle gefordert. Denn für das hohe Fahrzeugaufkommen in der Innenstadt sorgen nicht nur „die anderen“, sondern wir. 69 Prozent ist innerörtlicher Verkehr, sagte die Studie. Und in drei von vier Pkw sitzt nur eine Person. Da sind wir alle gefragt, unser Mobilitätsverhalten auf den Prüfstand zu stellen. Könnte man seinen Weg innerhalb der Stadt nicht auch zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurücklegen? Kann ich mein Kind wirklich nicht zur Schule laufen oder mit dem Bus fahren lassen? Könnten nicht Fahrgemeinschaften zum Arbeitsplatz oder zum Einkaufen gebildet werden?
Solche Ideen umzusetzen wäre wesentlich sinnvoller und hilfreicher als eine Einbahnstraße hier, eine Fußgängerzone da, eine Straßenverengung dort oder was es sonst noch an Umlenkungsmöglichkeiten gibt.
s.lang@schwaebische.de