Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
„Es muss halt jeder mal nachgeben, ob er will oder nicht“
Alfons und Traudl Reichle aus Unterzeil sind seit 60 Jahren verheiratet
UNTERZEIL - Sechs Jahrzehnte sind vergangen, seit sich Alfons und Traudl Reichle aus Unterzeil das JaWort gaben. Aus diesem Grund besuchte Ortsvorsteherin Renate Falter am Donnerstag das Jubelpaar, gratulierte und überbrachte Glückwünsche von Ministerpräsident Winfried Kretschmann.
Kennengelernt haben sich die beiden 1954 bei der Arbeit in Ravensburg. „Als ich Traudl gesehen habe, wusste ich sofort, das ist sie“, erzählte Reichle. Ähnlich ist es seiner Frau gegangen. „Ich wusste sofort, das könnte er sein“, sagt sie. Große Chancen habe sie sich allerdings nicht ausgerechnet, da an der Arbeitsstelle viele Frauen tätig gewesen seien, die für ihren Alfons geschwärmt hätten. Geklappt hat es aber. Geheiratet wurde am 27. September 1958. Aus beruflichen Gründen zog es das Paar von Vogt nach Unterzeil und das, obwohl die Jubilarin so gar nicht hierherziehen wollte. Aus Liebe zu ihrem Mann, der seinen Getränkehandel 1996 von Vogt nach Aichstetten verlegte und einfach nicht mehr so viel auf der Straße unterwegs sein wollte, konnte sie sich aber zu einem Umzug entschließen.
Der Umstand, dass ihre Tochter Sandra ebenfalls in Unterzeil wohnt und das neue Zuhause bestärken sie dabei. Ehemann Alfons arbeitet mit seinen 82 Jahren nach wie vor fleißig im Unternehmen mit, das mittlerweile von seinem Sohn Alexander geführt wird. „Mein Vater würde sich nicht scheuen, auch jetzt noch eine neue Lehre zu machen“, plauderte Tochter Sandra aus. Seine Gattin Traudl kümmert sich nicht nur um den Haushalt sowie um die drei Enkelkinder, sondern auch um ihren geliebten Garten. Im Sommer radeln die beiden gerne, im Winter geht es auf die Skipiste. Auf die Frage, ob es für 60 Jahre Ehe ein Geheimrezept geben würde, antwortete die 79-Jährige: „Man muss einfach den anderen respektieren. Sicherlich gab es mal kleine Auseinandersetzungen. Zum Streiten hatten wir jedoch vor lauter Arbeit keine Zeit“. Ähnlich sieht das ihr Mann: „Es muss halt jeder nachgeben, ob er will oder nicht. Tagelange Streitereien hat es bei uns nie gegeben. Dafür wurde oftmals herzhaft diskutiert“. Auf große Freude ist bei Reichles eine nette Geste ihrer Nachbarn gestoßen. Diese hatten in einer Nacht- und Nebelaktion den Hauseingang der beiden passend zum Jubiläum dekoriert.