Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Wir Allgäuer sind glimpflich weggekommen
Milchviehbauern aus Isnys Ortschaften blicken auf das Erntejahr 2018 zurück
ISNY - Vier Bauern aus Ortschaften um Isny erzählen in der guten Stube bei einem kühlen Weizen von ihren Erfahrungen im zurückliegenden besonderes heißen und trockenen Sommer 2018. Norbert King aus Ratzenhofen, Klaus Morgen aus Aigeltshofen, Markus Keybach aus Rengers und Hubert Wolf aus Haubach. Alle vier bewirtschaften unterschiedliche Böden und deshalb hätten sich der sehr spärliche Regen und die wochenlange sengende Sonne unterschiedlich auf ihren Futterertrag ausgewirkt. Sie sind sich darüber einig, dass dieses Jahr trotzdem für keinen Allgäuer Bauern existenzbedrohend war, obwohl man sagen könne, dass der Futterertrag um circa 20 Prozent unter dem Normalen lag. Jeder nutze seine Möglichkeiten, damit umzugehen. Manche hatten noch Futter vom sehr futterreichen Vorjahr, andere kaufen etwas Futter zu, obwohl freilich der Preis seit Juli sprunghaft angestiegen sei. Wieder andere hätten den Viehbestand reduziert und würden ihn die nächsten Jahre wieder aufbauen, sofern wieder mehr Futter wächst. Wer keine Reserven hatte, für den gab’s nur zwei Möglichkeiten: Futterkauf oder Viehverkauf.
Spärlicher Ertrag
Von Bauer zu Bauer war das unterschiedlich, und das hängt mit dem Boden zusammen. „Kiesige Böden haben kein Wasserpolster, der Ertrag war spärlich, besonders im August, in dem kein Tropfen Regen fiel“, so die Erfahrung bei Kings. Im moorigen und lehmigen Boden hält sich die Feuchtigkeit länger, „aber irgendwann war’s halt auch dort staubtrocken“, berichtet Bauer Morgen. Markus Keybach, weil Biobauer, hat das Vieh pflichtgemäß meist auf der Weide. „Aber wir haben dieses Jahr doppelt so viel Weidefläche gebraucht, und diese Fläche fehlt uns fürs Winterfutter.“Klaus Morgen hält Richtung Taufach-Fetzach-Moos eine Mutterkuhherde einschließlich Kälbern mit 20 schottischen Hochlandrindern und vermeldet: „Erstmalig in 10 Jahren haben wir dorthin Wassertanks fahren müssen – bis jetzt 52 Tanks mit je 1000 Litern. Wo immer die Schumpen, das Jungvieh, auch draußen waren, haben sie durchs Wasserfahren viel Arbeit gemacht, weil die Gräben und Quellen alle trocken lagen.“
Morgen ist auch Lohnunternehmer und presst für andere Bauern im weiteren Umkreis Heu- und Silage-Futterballen. Er kann bestätigen: 20 Prozent weniger Ertrag. Allerdings: Regional begrenzte kurze Gewitterregen haben sich auch unterschiedlich auf den Futterertrag ausgewirkt. Positiv sei dieses Jahr anzumerken: weder das Vieh hat in den Weiden Trittschäden angerichtet, noch wir haben Fahrspuren mit Bodenverdichtung hinterlassen. Und die anderen drei ergänzen: Man hatte immer ein offenes Zeitfenster zur Heuernte und war nie oder selten unter Zeitdruck.
„Aber wir haben dieses Jahr doppelt so viel Weidefläche gebraucht, und diese Fläche fehlt uns fürs Winterfutter.“
Die vier Landwirte sind sich einig darüber, dass das Jahr noch nicht um ist. Erst zum Ende der Vegetationsperiode wird zusammengerechnet. „Es kann noch ein reichlicher Schnitt wachsen, wenn der Regen und die Wärme stimmen. „Dann geht noch was.“Wenn der Regen monatelang ausbleibt, sei auch das Düngen schwierig. Gülle werde normalerweise vor dem Regen ausgefahren, damit der Dünger durch den Regen schnell an die Wurzel komme. Im Herbst nütze man pflanzenverträglich gerne auch den Abend „zum B’schütten“, damit der Tau den Gestank bindet, das Grün schützt und auch die Düngung der Wurzel zuführt.
Der Milchpreis für die konventionelle Landwirtschaft stagniere auf Markus Keybach, Biobauer noch erträglichem Niveau. Der BioMilchpreis sei gefallen wegen des europäischen Überangebots, gibt Biobauer Markus Keybach zu Protokoll. Aufgrund des trockenen Jahres 2018 mit weniger Futter und dadurch auch weniger Vieh sei jedoch zum Jahresende hin wieder mit einer Preisnormalisierung zu rechnen. Ein letztes Votum zum oft schlechten Ruf der Bauern: „Wir sind keine Luftverpester und keine Massentierhalter, die Kühe ausquetschen. 99 Prozent der Bauern haben Ahnung von ihrem Beruf. Boden und Tiere sind unser Kapital mit dem wir so schonend wie möglich umgehen. Wir wollen bei möglichst artgerechter Tierhaltung unsere Betriebe erhalten, nicht nur unsere Familien, sondern auch unser Land mit Lebensmitteln versorgen.“
Hubert Wolf bringt immer wieder die Nachhaltigkeit der bäuerlichen Verantwortung ins Spiel. Ihm, als dem Ältesten in der Runde kommt auch das Schlusswort zu: „Wer nicht nachhaltig wirtschaftet, hat bald das Nachsehen.“