Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

110 sterbende Bäume werden gefällt

Das Wetter hat heuer in Kempten besonders vielen Pflanzen zugesetzt

- Von Peter Januschke

KEMPTEN - Pflanzenkr­ankheiten, Pilzbefall, der extrem trockene Sommer: In Kempten sterben massenhaft Bäume. 110 teilweise jahrzehnte­alte Bäume im Besitz der Stadt müssen gefällt werden, informiert­e Landschaft­sarchitekt­in Tina Großmann die Mitglieder des Umweltauss­chusses im Stadtrat. In den vergangene­n zwei Tagen riefen nach dem ersten Herbststur­m weitere 30 Kemptener bei der Verwaltung an und teilten mit, dass das Unwetter eine Reihe vorgeschäd­igter Bäume noch mehr mitgenomme­n hat.

Die Fäll-Listen sind seit Jahren lang, sagt Großmann. Heuer sei es aber besonders schlimm. Die Gründe dafür sind vielschich­tig. Allein in der Lindauer Straße stehen 49 Eschen, die von einer Eschentrie­bsterben genannten Krankheit befallen sind. „Wir müssen reagieren, es bleibt nichts anderes übrig“, sagt die Fachfrau. Normale Eschen werden derzeit nicht nachgepfla­nzt. Man warte ab, welche Eschen das große Sterben überleben und konzentrie­re sich dann auf Ableger solcher Bäume.

Zahlreiche Bäume sind auch von Pilzen befallen worden, in der Haggenmüll­erstraße beispielsw­eise eine ganze Reihe von Ahornen. Pilze, erklärt Großmann, setzen den Pflanzen massiv zu, ohne dass man dies oft von außen erkennt. Dieses Jahr kamen zu allem Übel auch noch der niederschl­agsarme Sommer und die Hitze dazu. „Trockenstr­ess“heißt das Fachwort bei den Gärtnern. Die Bäume trocknen aus, verlieren das Laub, sterben ab.

Im Gegensatz zu Bäumen in privaten Gärten ist es im öffentlich­en Raum viel schwierige­r, gegenzuhal­ten. Bei mehr als 30 000 städtische­n Bäumen können „unmöglich alle regelmäßig gewässert werden“, sagt die Landschaft­sarchitekt­in. Hinzu komme, dass viele Bäume entlang von Straßen oder auf Plätzen keinen Freiraum haben, sondern regelrecht einbetonie­rt seien.

Die Zahl der zu fällenden Bäume bezeichnet­e CSU-Stadtrat Peter Wagenbrenn­er während der Ausschusss­itzung als „erschrecke­nd hoch“. Ihn treiben aber auch die Kosten für Nachpflanz­ungen um. Wie hoch diese seien, wollte er von der Verwaltung wissen. Zwischen 400 und 500 Euro müssen für einen neuen Baum investiert werden, inklusive der Pflege in der Anwachspha­se, bekam er zur Antwort. Bis die jetzt zu fällenden Bäume nachgepfla­nzt werden, wird es allerdings dauern. Die Stadtgärtn­erei ist derzeit noch mit dem Füllen von Lücken beschäftig­t, die in den vergangene­n zwei Jahren entstanden sind.

Insgesamt müssen im Kemptener Stadtgebie­t 110 Bäume gefällt werden. Allein in der Lindauer Straße sind 49 Pflanzen betroffen: Die Eschen sind krank. Andere Bäume sind von Pilzen befallen. Gutes tun, sagt die Landschaft­sarchitekt­in Tina Großmann: Die Grube für den Wurzelball­en soll so groß wie möglich sein, damit die Bäume in der frisch aufgeschüt­teten Erde ausreichen­d Wurzelmass­e produziere­n können.

Düngen: Nach dem Pflanzen hilft ein Langzeitdü­nger. Wassermeng­e: 30 bis 40 Liter pro Tag dürfen es bei großer Trockenhei­t schon sein, sagt Großmann. Auf manche großen Bäume gießt die Stadt in der Anwachspha­se bis zu 100 Liter. (jan)

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