Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
110 sterbende Bäume werden gefällt
Das Wetter hat heuer in Kempten besonders vielen Pflanzen zugesetzt
KEMPTEN - Pflanzenkrankheiten, Pilzbefall, der extrem trockene Sommer: In Kempten sterben massenhaft Bäume. 110 teilweise jahrzehntealte Bäume im Besitz der Stadt müssen gefällt werden, informierte Landschaftsarchitektin Tina Großmann die Mitglieder des Umweltausschusses im Stadtrat. In den vergangenen zwei Tagen riefen nach dem ersten Herbststurm weitere 30 Kemptener bei der Verwaltung an und teilten mit, dass das Unwetter eine Reihe vorgeschädigter Bäume noch mehr mitgenommen hat.
Die Fäll-Listen sind seit Jahren lang, sagt Großmann. Heuer sei es aber besonders schlimm. Die Gründe dafür sind vielschichtig. Allein in der Lindauer Straße stehen 49 Eschen, die von einer Eschentriebsterben genannten Krankheit befallen sind. „Wir müssen reagieren, es bleibt nichts anderes übrig“, sagt die Fachfrau. Normale Eschen werden derzeit nicht nachgepflanzt. Man warte ab, welche Eschen das große Sterben überleben und konzentriere sich dann auf Ableger solcher Bäume.
Zahlreiche Bäume sind auch von Pilzen befallen worden, in der Haggenmüllerstraße beispielsweise eine ganze Reihe von Ahornen. Pilze, erklärt Großmann, setzen den Pflanzen massiv zu, ohne dass man dies oft von außen erkennt. Dieses Jahr kamen zu allem Übel auch noch der niederschlagsarme Sommer und die Hitze dazu. „Trockenstress“heißt das Fachwort bei den Gärtnern. Die Bäume trocknen aus, verlieren das Laub, sterben ab.
Im Gegensatz zu Bäumen in privaten Gärten ist es im öffentlichen Raum viel schwieriger, gegenzuhalten. Bei mehr als 30 000 städtischen Bäumen können „unmöglich alle regelmäßig gewässert werden“, sagt die Landschaftsarchitektin. Hinzu komme, dass viele Bäume entlang von Straßen oder auf Plätzen keinen Freiraum haben, sondern regelrecht einbetoniert seien.
Die Zahl der zu fällenden Bäume bezeichnete CSU-Stadtrat Peter Wagenbrenner während der Ausschusssitzung als „erschreckend hoch“. Ihn treiben aber auch die Kosten für Nachpflanzungen um. Wie hoch diese seien, wollte er von der Verwaltung wissen. Zwischen 400 und 500 Euro müssen für einen neuen Baum investiert werden, inklusive der Pflege in der Anwachsphase, bekam er zur Antwort. Bis die jetzt zu fällenden Bäume nachgepflanzt werden, wird es allerdings dauern. Die Stadtgärtnerei ist derzeit noch mit dem Füllen von Lücken beschäftigt, die in den vergangenen zwei Jahren entstanden sind.
Insgesamt müssen im Kemptener Stadtgebiet 110 Bäume gefällt werden. Allein in der Lindauer Straße sind 49 Pflanzen betroffen: Die Eschen sind krank. Andere Bäume sind von Pilzen befallen. Gutes tun, sagt die Landschaftsarchitektin Tina Großmann: Die Grube für den Wurzelballen soll so groß wie möglich sein, damit die Bäume in der frisch aufgeschütteten Erde ausreichend Wurzelmasse produzieren können.
Düngen: Nach dem Pflanzen hilft ein Langzeitdünger. Wassermenge: 30 bis 40 Liter pro Tag dürfen es bei großer Trockenheit schon sein, sagt Großmann. Auf manche großen Bäume gießt die Stadt in der Anwachsphase bis zu 100 Liter. (jan)