Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Verspätungsstatistik
Die Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg hat die Verspätungen der aus Richtung Sigmaringen in Aulendorf ankommenden Züge für die drei Wochen von Ende August bis Mitte September ausgewertet. Laut Verkehrsvertrag sind Züge pünktlich, wenn sie maximal 3.59 Minuten Verspätung haben. Mehr als die Hälfte der Züge (54 Prozent) des NeigetechnikNetzes – die langen gelb-weißen Triebwagen – war demnach unpünktlich, kam also vier oder mehr Minuten zu spät in Aulendorf an. Diese Züge sind von den Langsamfahrstellen im Raum Tübingen betroffen. Deutlich besser sei die Situation bei den Zügen des RegionalbahnNetzes – die kleinen roten Triebwagen, die nicht von diesen Langsamfahrstellen betroffen sind. Hier waren immerhin 67 Prozent der Züge pünktlich. 15 Prozent waren allerdings mehr als sechs Minuten verspätet. Die Regionalbahnen starten in Sigmaringen und sind damit im Gegensatz zu den gelb-weißen Triebwagen von den Langsamfahrstellen im Raum Tübingen nicht betroffen. (pau)
in der Woche nicht sicher sein, ob ich ankomme.“Überhaupt lasse die Pünktlichkeit auf der Strecke zu wünschen übrig, 80 bis 90 Prozent der Züge, die er auf der Strecke nutze, schätzt Haas, seinen mindestens fünf Minuten verspätet (sh. Kasten).
„Die Strecke war nie besonders pünktlich“, heißt es auf Nachfrage auch vonseiten der Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg (NVBW), die im Auftrag des Landes den Schienenpersonennahverkehr plant, koordiniert und zum Beispiel auch überwacht, ob die mit den Eisenbahnverkehrsunternehmen vereinbarten Fahrten in Sachen Pünktlichkeit eingehalten werden. Als Grund dafür, dass es zwischen Aulendorf und Sigmaringen immer wieder zu Verspätungen kommt, nennt die NVBW zum einen, dass alle Strecken rund um Sigmaringen eingleisig sind, so dass sich Verspätungen eines Zuges meist auch auf die Gegenrichtung übertragen, weil ja die Zugkreuzung abgewartet werden muss.
Verschärft wird die Problematik derzeit dadurch, dass die DB Netz AG, die für die Schienen zuständig ist, an mehreren Stellen zwischen Tübingen und Hechingen Tempolimits verhängt hat. Diese mittlerweile vier Langsamfahrstellen wurden, so teilt die NVBW mit, eingerichtet, weil geplante Instandhaltungsarbeiten nicht gemacht wurden. Die Problematik wirkt sich damit auch auf die Strecke Sigmaringen-Aulendorf aus.
Probleme sind bekannt
Während der NVBW von einer Güterzug-Problematik bislang nichts weiß, sind die von Haas beschriebenen technischen Probleme grundsätzlich bekannt. Die Neigetechnik-Triebwagen würden immer wieder durch Türstörungen auffallen, obwohl sie 2016/17 alle modernisiert wurden. Die DB Regio bemühe sich, dieses und andere Probleme durch den Einsatz speziellen Fachpersonals aus dem Ausbesserungswerk in Kassel bis Ende September in den Griff zu bekommen, teilt die NVBW mit.
Für Haas, der seit zehn Jahren auf der Strecke Aulendorf-Sigmaringen pendelt, ist die Grenze seiner Geduld indes erreicht. Er hat sich in einem öffentlichen Brief an unter anderem die Sigmaringer Landrätin Stefanie Bürkle, den Verkehrsverbund Naldo und die Bürgermeister von Bad Saulgau, Herbertingen und Mengen gewandt und findet dabei drastische Worte: „Für mich steht die Strecke am Kollaps und es herrscht teilweise schon jetzt völliger Stillstand.“Er fürchtet, dass „die Nebenstrecke nach Tübingen bei vielen gedanklich abgehängt“werde. Für ihn, so äußert sich Haas, sei eine Grenze erreicht, bei der er überlege, „mein Jahresabo – fast 1700 Euro wert – zurückzugeben und mich wieder in den Individualverkehr zu stürzen“.