Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Archivarbeit ist mehr als „staubiges Aktensortieren“
Ines Ebert und Jürgen Schumacher wissen beinahe alles über die Gemeinde
BAD WURZACH (sz) - Gut zwei Jahre lang haben die Diplom-Museologin (FH) Ines Ebert und der ehemalige Hauptamtsleiter Jürgen Schumacher Akten aus den Beständen der städtischen Kernverwaltung archivalisch aufgearbeitet. Wie die Stadt Bad Wurzach mitteilt, endet nun ihre Tätigkeit. Ab dem kommenden Jahr soll ein hauptamtlicher Archivar ihre Arbeit fortführen.
Seit vielen Jahren sind Ines Ebert und Jürgen Schumacher die Bewahrung und Aufarbeitung von Datenund Aktenbeständen in der Gemeinde ein wichtiges Anliegen. „Auch im Ruhestand haben wir sehr gerne dafür noch Zeit investiert, weil wir die Archivarbeit schon aus unseren früheren Tätigkeiten heraus für eine sehr wichtige Aufgabe halten“. Seit 2002 hat Ines Ebert mehrere Ortsarchive wie etwa in Eintürnen, Hauerz, Seibranz und Unterschwarzach aufgearbeitet.
Die Archivarbeit selbst nehme laut den beiden engagierten Rentnern besonders viel Zeit und Geduld in Anspruch. „Beispielsweise müssen aus konservatorischen Gründen Akten von jeglichem Metall wie Büroklammern, Tackernadeln oder Heftstreifen komplett befreit werden“. Die im Archiv ruhenden Akten und Bände müssen gesichtet werden. Blatt für Blatt. So kann entschieden werden, was im Archiv verbleibt. Und um die Archivalien später wieder auffinden zu können, sei schließlich eine schlüssige Verzeichnung in einem Findbuch unabdingbar.
„Nach Aufarbeitung der Bestände wird mittelfristig unser Ziel sein, Informationen und Archivbestände der interessierten Öffentlichkeit für Forschungs- und Recherchezwecke zur Verfügung zu stellen“, erklärt Bürgermeisterin Alexandra Scherer. „Wir wollen dann auch Zeiten anbieten, zu denen über den Archivar Einsicht in Archivbestände genommen werden kann“. Die entsprechenden Regelungen müssten aber in nächster Zeit erst noch erarbeitet werden.
Um Archivarbeit nachhaltig betreiben zu können und auch den Herausforderungen digitaler Archivierung künftig gerecht zu werden, habe der Gemeinderat im Frühjahr entschieden, gemeinsam mit der Stadt Bad Waldsee einen hauptamtlichen Archivar einzustellen. Die Stelle soll mit einem Stellenanteil von 35 Prozent für Bad Wurzach zum ersten Januar 2019 besetzt werden, Das entsprechende Auswahlverfahren stehe gerade kurz vor dem Abschluss.
Für die geleistete Vorarbeit in den vergangenen Jahren ist die Bürgermeisterin den beiden engagierten Rentnern sehr dankbar. Ihre Arbeit sei eine gute Grundlage für die künftige Archivfachkraft. „Für diese manchem eher trocken erscheinende Aufgabe muss man nämlich ein besonderes Gespür und Verständnis haben“, so Scherer. Archivarbeit sei nicht einfach ein Ablegen und Sortieren verstaubter Akten. „Schon aus ihren Schilderungen spürt man, wie sehr beiden die Arbeit am Herzen lag.“