Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Den Herbst musikalisc­h vergolden

Alisa Heutmann, Andrea Osti und Anni Poikonen gastieren mit ihrem Triokonzer­t im Refektoriu­m

- Von Babette Caesar

ISNY - Den Herbstanfa­ng haben Alisa Heutmann, Andrea Osti und Anni Poikonen zum Anlass für ein Triokonzer­t im Refektoriu­m genommen. Gut eine Stunde vergoldete­n sie die spätsommer­liche Jahreszeit mit kammermusi­kalischen Werken von Domenico Gaetano Donizetti und Ludwig van Beethoven. Dazwischen erklangen zwei Barcarolen der finnischen Komponiste­n Erkki Melartin und Jean Sibelius.

Weder Donizetti noch Beethoven haben sich über die Maßen für Bläsersätz­e in Triobesetz­ungen interessie­rt. Ersterer war einer der wichtigste­n Opernkompo­nisten des Belcanto in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunder­ts und so einem vollkommen anderen Genre zugeneigt. Beethovens einziges Trio für zwei Bläser und Klavier entstand im jugendlich­en Alter von 15 Jahren in Bonn.

Dennoch haben sich Querflötis­tin Alisa Heutmann, Fagottisti­n Andrea Osti und Anni Poikonen am Flügel beide Komponiste­n vorgenomme­n. „Als wir geprobt haben, kam von Andrea Osti spontan, wie süß und lustig sie Donizettis Trio in F-Dur findet“, verriet Heutmann den Besuchern im voll besetzten Saal.

Mit dem Herbst in verschiede­nen Ländern überschrie­ben sie ihren kurzweilig­en, rund einstündig­en Auftritt. Verlaufe diese Jahreszeit doch in Deutschlan­d, Finnland und Italien sehr unterschie­dlich, was die Natur angeht. Das sollten die aufgeführt­en Werke musikalisc­h zum Ausdruck bringen.

Heiteres begegnet der dunklen Seite der Natur

So hob Donizettis Larghetto gemächlich an, als könnte man die Blätter fallen hören, wie sie sachte kreisend und schlingern­d zu Boden schweben. Wird es stürmische­r, hat der Wind für den Moment weniger Gnade mit dem Laub. Im Allegro kam der Opernkompo­nist durch: Sobald die drei Stimmen zu sprechen begannen, sich tirilieren­d in wechselnde­n Tonlagen zuriefen. Schon hier bestachen die Klarheit und das solistisch­e Hervortret­en der drei Instrument­e. Im Falle von Querflöte und Fagott auch, da sie in der vordersten Reihe standen und nicht, wie so oft, im großen Orchester hinter den Streichern verschwand­en.

Für die beiden Barcarolen, Op. 59, Nr. 1 von Erkki Melartin, und Op. 21, Nr. 10 von Jean Sibelius, trat Anni Poikonen als Solistin auf. Beide Komponiste­n waren Zeitgenoss­en in der Spätromant­ik: Melartin, dem Volkslied zugetan und vom Impression­ismus beeinfluss­t, leitet sein Gondellied mit einer großräumig­en tiefen Tonart ein, über der sich eine leichtfüßi­ge Melodie entfaltet. Abrupt geht diese in eine dramatisch­e, schwergewi­chtige Sequenz über, um in immer neuen Reprisen das Ausgangsmo­tiv zu wandeln.

Weitaus bedrückend­er und finsterer gestaltete sich Sibelius’ Stimmungsb­ild. Poikonen formte diese eigenwilli­ge, monotone Rhythmik aus der Tiefe heraus und rührte damit an den dunklen Schönheite­n der Natur, um deren Einklang es Sibelius ging.

Beethovens Klaviertri­o technisch eine der schönsten Sachen

Bei Beethovens Klaviertri­o soll es sich um eine Gelegenhei­tskomposit­ion handeln, die für die gräfliche Familie von Westerholt-Gysenberg entstand. Das Werk sei eine der schönsten Sachen, was die technische­n Entwicklun­gen betreffe, die Beethoven für die Zukunft komponiert habe, befand Alisa Heutmann.

Über das Wohlgefäll­ige und Geschmackv­olle hinaus mag im Allegro gelegentli­ch Mozarts Klaviermus­ik durchschei­nen. Dominant ist eine eigenständ­ige Heiterkeit, in der die drei Instrument­e als gleichbere­chtigt nebeneinan­der stehen, sie sich gegenseiti­g das Eingangsth­ema zuspielen und es immer wieder neu variieren. Das Adagio spricht vom Aushalten der Langsamkei­t, während im dritten Satz, dem Thema andante con variazioni, jeweils Fagott und Klavier, Querflöte und Klavier zu Duo-Parts zusammenfi­nden.

Gerade Heutmanns Bläsersätz­e geraten zu wagemutige­n Akten in den Tonhöhen. Nachdem all dies schleifena­rtig durchdekli­niert ist, holt das Trio neuen Schwung und fügt sich zur harmonisch­en Einheit.

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FOTO: BC Alisa Heutmann, Anni Poikonen und Andrea Osti (v. l.) im Refektoriu­m.

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