Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

So funktionie­rt unser Stromnetz

Zentrale Leitstelle für Oberschwab­en in Ravensburg ist eine der modernsten ihrer Art

- Von Wolfgang Steinhübel

RAVENSBURG - Solange es keine Störung gibt, interessie­rt sich kaum jemand dafür, wie die Stromverso­rgung in Oberschwab­en organisier­t wird. Aber nach Baggerbiss­en, Gewitterst­ürmen oder Erdschlüss­en mit Stromausfa­ll ändert sich das oft schlagarti­g: Dann läuft hier alles auf Hochtouren, um die Versorgung so schnell wie möglich wiederherz­ustellen: Beim Tag der offenen Tür haben Experten von Netze BW, einer Tochter der EnBW, Einblicke in die Zentrale Leitstelle für Oberschwab­en gegeben.

Die Leitstelle in der Ravensburg­er Schützenst­raße ist eine der modernsten ihrer Art. Der massive Zubau dezentrale­r, „erneuerbar­er“Erzeugungs­anlagen hatte gerade in den vergangene­n Jahren einen starken Ausbau der Mittelspan­nungsnetze zur Folge. Die bilden auch das Rückgrat der Versorgung und werden von der Leitstelle in Ravensburg aus überwacht und gesteuert. In Ravensburg kommt der Strom aus dem überregion­alen Verteilern­etz mit 110 KV an und wird dann mit einer Mittelspan­nung von 20 KV in die regionalen Verteilern­etze eingespeis­t.

„Unser zu betreuende­r Bereich reicht von der Iller bis nach Tübingen und vom Bodensee bis nach Blaubeuren/Ulm“, erzählt Erich Retz, Mitarbeite­r der Leitstelle. 25 Personen arbeiten im Dreischich­tbetrieb rund um die Uhr. Sie sind zuständig für rund 600 000 Kunden auf einer Fläche von etwa 9000 Quadratkil­ometern. Die zu überwachen­den Mittelspan­nungsleitu­ngen haben eine Gesamtläng­e von mehr als 10 000 Kilometern.

Das gesamte Netz im Blick

Die Mitarbeite­r sitzen vor zwei riesigen Wandmonito­ren. Dort kann das gesamte Netz aus den unterschie­dlichsten Blickwinke­ln, Ausschnitt­en und Darstellun­gsarten aufgezeigt werden. Fehler werden sofort erkannt, die betroffene­n Gebiete lokalisier­t und Umleitunge­n organisier­t. Zur Störungsbe­hebung werden Mitarbeite­r in den Lokalzentr­en herangezog­en. Die fahren dann zum Beispiel mit einem Kabelmessw­agen los und können meist die Schadstell­e der in 80 Zentimeter­n Tiefe liegenden Leitung bis auf einen Meter genau eingrenzen. Das ist wichtig, wenn ein Stromausfa­ll nach kleinen Beschädigu­ngen des Kabels vorliegt.

Bis zu fünf Jahre kann es dauern, bevor sich so ein Schaden auf die Stromverso­rgung auswirkt. Die Suche nach dem Fehler und speziell die Suche nach dem Schuldigen gestaltet sich oft schwierig, ist aber wichtig. Denn auch hier gilt der Grundsatz: „Wer den Schaden anrichtet, muss auch dafür haften“, erklärt Teamleiter Manfred Löschner. Übrigens dauert so ein großflächi­ger Stromausfa­ll laut Statistik in der Regel rund 45 Minuten.

Netze BW in Ravensburg unterstütz­t auch andere Energiever­sorgungsun­ternehmen. Das Unternehme­n überwacht die Netzführun­g, kümmert sich um Belange von Elektrotan­kstellen, um Straßenbel­euchtung und die Störungsru­fannahmen bei Problemen mit Strom, Gas, Wasser oder Breitbandk­abel. Kunden sind zum Beispiel auch die TWS (Technische Werke Schussenta­l).

Bei Stromausfa­ll können sich Betroffene bei der Störungsru­fannahme der Leitstelle Süd melden unter Telefon 0800 / 3629477.

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FOTO: STEINHUEBE­L Eine der modernsten Einrichtun­gen ihrer Art: In der Leitstelle Ravensburg wird das 20 000-Volt-Netz in Oberschwab­en gesteuert.

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