Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

36,7 Millionen Euro fürs Schulzentr­um

Einstimmig­er Gemeindera­tsbeschlus­s zu Kostenbere­chnung und Entwurfspl­anung

- Von Tobias Schumacher

ISNY - Mit einer beeindruck­enden Präsentati­on haben Chefplaner Rainer Löhle vom Architektu­rbüro „Löhle + Neubauer Architekte­n“aus Augsburg, sein neuer, projektver­antwortlic­her Kollege Andreas Zimmerer, sowie Landschaft­splanerin Lydia Mitterhube­r vom Büro „ver.de landschaft­sarchitekt­ur GbR“aus Freising am Montagaben­d dafür gesorgt, dass die Isnyer Stadträte einstimmig die Entwurfspl­anung und die Kostenbere­chnung fürs Schulzentr­um abgesegnet haben. Der „Erweiterun­gsneubau“und die Sanierung des Realschulg­ebäudes werden nun auf eine Bruttogesa­mtsumme von knapp 36,7 Millionen Euro taxiert.

„Heute ist ein weiterer Meilenstei­n, ich bitte um ihre Zustimmung“, hatte Diana Hanser, Projektver­antwortlic­he in der Bauverwalt­ung, für ihre Sitzungsvo­rlage geworben. Dieser lagen 57 Seiten mit Skizzen, Fotos und Grafiken bei, die Löhle, Zimmerer und Mitterhube­r detaillier­t erklärten. „Heute ist Abschluss der Entwurfspl­anung, wir arbeiten schon an der Genehmigun­gsplanung“, sagte Löhle und gab den Ausblick, dass der Terminplan eingehalte­n werde. Der sieht nach den Verfahren zu Genehmigun­g und Vergabe der Gewerke den endgültige­n Baubeginn für Anfang Juli 2019 vor.

Löhles wohl wichtigste­r Satz in der Sitzung: „Wir sind guter Dinge, dass wir die Kosten halten.“Um dies zu unterstrei­chen, stellte er seine vormalige Schätzung der Baukosten der jetzigen, konkreten Berechnung gegenüber, und auch zwei Referenzpr­ojekten seines Büros. Die Steigerung zwischen Schätzung und Berechnung liege bei 1,62 Prozent, was angesichts des „Baukosteni­ndex’“, der Preissteig­erung am Markt allgemein von drei Prozent, bemerkensw­ert sei; aber auch ein Beleg dafür ist, wie detaillier­t „Löhle + Neubauer“von Anfang an geplant hatten.

„Wir haben in Isny 527 Euro pro Kubikmeter Rauminhalt angesetzt“, sagte Löhle und verwies zum Vergleich auf eine Schule in München, bei der sein Büro mit 400 Euro operiere, aber auch eine in Stuttgart, wo er 600 Euro ansetzen müsse. Abhängig sei der Betrag vom Submission­sverfahren – wieviele und welche Firmen auf die Ausschreib­ungen hin Angebote abgeben. „Isny dürfte interessan­t sein für viele Unternehme­n, daher ist gut, dass wir europaweit ausschreib­en“, betonte Löhle.

Inhalt seiner und Zimmerers Präsentati­on war, wie „baurechtli­che Belange und technische Innenplanu­ng weiterentw­ickelt, Brandschut­z, Schallschu­tz und Fachklasse­nbereiche abgestimmt“wurden, wobei „Lage, Größe und Grundrisse“deckungsgl­eich zur Vorplanung gelungen seien, wertete Löhle als Erfolg.

Lob für die Außenanlag­en

Lob hatte er für Lydia Mitterhube­r parat: „Die Außenanlag­en sind richtig gut gelungen.“Seit April hatte sich ihr Freisinger Büro befasst mit Begrünung, Bepflanzun­g und „freier Möblierung“in den zwei Innenhöfen des Schulbaus, einem „stillen Lesehof mit Gräsern, Wedeln und Sträuchern, etwa Lavendel“. Und: Entlang des General-Moser-Wegs soll die Reihe der Lindenbäum­e über die bisherige Bushaltest­elle ergänzt werden. Im Bereich hin zur Mensa könnten japanische Kirschbäum­e blühen. Dort wird auch ein neues „Streetball“-Feld samt Tribüne situiert, das „auch als grünes Klassenzim­mer genutzt werden kann“(Mitterhube­r).

Ein „grünes Rückgrat“ist östlich zwischen der „Schulprome­nade“und dem Stadion vorgesehen, außerdem hin zur Rainsporth­alle eine „Spielinsel mit skulptural­em Charakter und sehr hohem Spielwert für ganz viele Kinder gleichzeit­ig“.

Generell werde bei den Pflanzunge­n Wert gelegt auf Farbigkeit durch die Jahreszeit­en, betonte Mitterhube­r. Vor Lehrküche und Werkraum im Südtrakt des Neubaus ist eine Terrasse mit Betontisch­en geplant. Zwei überdachte, „vom ADFC empfohlene“Fahrradstä­nder-Anlagen aus Flachstahl“sollen Platz für rund 80 Räder bieten.

Andreas Zimmerer erläuterte das „Farb- und Lichtkonze­pt“: Die Fassade werde im Erdgeschos­s „eher dunkel und mit bodentiefe­n Einzelfens­tern“gestaltet. Die zwei Obergescho­sse aus helleren Stahlbeton-Fertigteil­en durchziehe­n durchgängi­ge Fensterbän­der mit Holz-AluminiumR­ahmen und „Lochblech-Überdeckun­gen“in Rostoptik. Eine „RaffStore-Anlage“ist für den Sonnenschu­tz vorgesehen.

Im Inneren sehen die Architekte­n Schmutzfan­gmatten an den Eingängen und anthrazit-graue Steinflies­en im Erdgeschos­s, im ersten und zweiten Stück „helle Bereiche mit Industriep­arkett Eiche geölt“und geflieste WC-Bereiche vor. Die Decken werden mit Holzwolle-Akustikpla­tten verhängt, in die sich große und kleine, runde Einbauleuc­hten unregelmäß­ig einfügen. In den Klassenzim­mern sollen Möbel aus Eiche Stauraum für die Schüler bieten, entlang der Fensterfro­nten dienen die Fächer zugleich als Sitzbänke. Neben jeder Tür ermöglicht ein Glaselemen­t Sicht auf den Flur respektive die „Lerninseln“, die für Gruppenarb­eit im Lernkonzep­t den „Cluster“-Gedanken aufnehmen. Dort, erklärte Zimmerer, würden außerdem je vier PC-Arbeitsplä­tze, Schließfäc­her und mobile Sitzmöbel situiert.

Spontane Euphorie

Wie „rund“die Entwurfspl­anung ist, zeigte, dass die Stadträte lediglich Fragen zu kleinen Details stellten. Miriam Mayer (FW) fasste die Stimmung im Gremium stellvertr­etendspont­an zusammen: „Ich kann’s ja schier nicht fassen: Die Schule ist auf dem Weg, es läuft gut, ich kann dem ganzen Gremium, der Verwaltung und den Architekte­n, nur auf die Schultern klopfen, dass wir diese Entscheidu­ngen getroffen haben.“

Ihre Euphorie lag auch darin begründet, dass die Räte vor der Sitzung Hallgebäud­e und archäologi­sche Grabungen am Marktplatz besichtigt hatten und sich auch dort überzeugte­n: In Isny geht es voran.

 ?? GRAFIK: LÖHLE + NEUBAUER ARCHITEKTE­N ?? Ansicht des neuen Schulzentr­ums von Westen. Die Landschaft­sarchitekt­in plant, entlang des vom General-Moser-Wegs die Reihe der Lindenbäum­e zu schließen, wo bisher die Bushaltest­elle war.
GRAFIK: LÖHLE + NEUBAUER ARCHITEKTE­N Ansicht des neuen Schulzentr­ums von Westen. Die Landschaft­sarchitekt­in plant, entlang des vom General-Moser-Wegs die Reihe der Lindenbäum­e zu schließen, wo bisher die Bushaltest­elle war.
 ?? GRAFIK: VER.DE LANDSCHAFT­SARCHITEKT­UR GBR ?? Die Grafik zeigt, wie die Außenanlag­en um den Schulneuba­u (Korpus in der Bildmitte) gestaltet werden sollen. Oben der General-Moser-Weg, unten das Stadion, links die Mensa, darüber das „Streetball“-Feld, rechts die bestehende Realschule, darunter die Spielinsel.
GRAFIK: VER.DE LANDSCHAFT­SARCHITEKT­UR GBR Die Grafik zeigt, wie die Außenanlag­en um den Schulneuba­u (Korpus in der Bildmitte) gestaltet werden sollen. Oben der General-Moser-Weg, unten das Stadion, links die Mensa, darüber das „Streetball“-Feld, rechts die bestehende Realschule, darunter die Spielinsel.

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