Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
„Von existenzieller Bedeutung“
Kurstädte sind mit Stopp des Moorabbaus nach 2030 nicht einverstanden
BAD WURZACH/BAD WALDSEE - Im zukünftigen Regionalplan des Regionalverbands Bodensee-Oberschwaben ist die Vorrangfläche für den Torfabbau im Reicher Moos bei Vogt ersatzlos gestrichen worden. Damit ist der Torfabbau nur bis zum Jahr 2030 schriftlich gesichert. Der Zweckverband „Moorgewinnung Reicher Moos“, dem die Moorheilbäderstädte Bad Wurzach, Bad Waldsee, Bad Schussenried und Bad Buchau angehören, ist damit nicht einverstanden und hat, wie bereits die Stadt Bad Wurzach, eine Stellungnahme verfasst.
Wie der Zweckverband in dem Schriftstück mitteilt, sei es sicherlich richtig, dass das Rohstoffaufkommen im Reicher Moos über Jahrzehnte zur Torfversorgung der oberschwäbischen Moorheilbäder ausreichend sein wird. Aber: „Unabhängig hiervon ist eine dauerhafte Sicherung und Festschreibung des dortigen Vorkommens auch über den bisherigen Genehmigungszeitpunkt 2030 hinaus für die Oberschwäbischen Moorheilbäder von existenzieller wirtschaftlicher Bedeutung.“Aus der Stellungnahme geht deutlich hervor, dass die Standortsicherung der Oberschwäbischen Moorbadebetriebe ohne eine langfristig gesicherte Badetorfversorgung nicht gewährleistet ist. „Das Moorvorkommen im Reicher Moos ist das einzige noch für den Torfabbau genehmigte Vorkommen in Baden-Württemberg. Für die Versorgung mit Badetorf gibt es für den Zweckverband hierzu keine Alternative“, heißt es im Schreiben. Der Zweckverband fordert daher ein gesondertes Kapitel im Regionalplan, das sich dem „Vorranggebiet für den Abbau oberflächennaher organischer Rohstoffe“annimmt.
Unterzeichnet ist die Stellungnahme von Roland Weinschenk, Verbandsvorsitzender und Bad Waldseer Bürgermeister. Wie er auf Nachfrage der „Schwäbischen Zeitung“erklärt, können sogenannte Träger öffentlicher Belange – dazu zählt der Zweckverband – im Rahmen der Fortschreibung des Regionalplans Stellungnahmen abgeben. „Auf dem Wege dieses ganz normalen Anhörungsverfahrens hat der öffentlichrechtliche Zweckverband ,Moorgewinnung Reicher Moos’ seine Bedenken erhoben“, so Weinschenk.
Einwände berücksichtigen
Die vorgetragenen Einwendungen seien im weiteren Verfahren durch den Regionalverband inhaltlich abzuwägen. Der Zweckverband hofft darauf, dass die vorgetragenen Bedenken berücksichtigt werden. „Auf die derzeit bis zum Jahre 2030 erteilte Torfabbaugenehmigung für das Reicher Moos hat dies keinen Einfluss. Fakt ist aber, dass es für das Reicher Moos keine Alternative zur Torfgewinnung gibt. Insofern geht es insbesondere um die Zeit nach 2030“, stellt Weinschenk klar.
Insgesamt werden jährlich rund 3500 bis 4000 Kubikmeter Torf im Reicher Moos abgebaut. Davon geht die Hälfte nach Bad Wurzach, rund 25 Prozent wird nach Bad Waldsee gebracht. Die Kurorte Bad Wurzach, Bad Waldsee und Bad Buchau sind als Moorheilbad prädikatisiert. Das ist auch ein Grund, warum der Zweckverband gegen die Ausführungen im Regionalplanentwurf ist. „Um das höchste aller Prädikate führen zu dürfen, ist eine nachhaltig gesicherte Moorversorgung eine ganz wichtige Voraussetzung. Deshalb ist die Sicherstellung der regionalen Moorversorgung für alle oberschwäbischen Moorheilbäder mit Blick auf die Wirtschaftskraft und die Arbeitsplätze im Kursektor von zentraler Bedeutung“, erklärt Weinschenk.
Der Badetorf findet in Bad Wurzach, wie auch in den anderen oberschwäbischen Moorheilbädern, Verwendung bei der Herstellung von Moorbädern und Moorpackungen. Dass der Torf auch weiterhin aus Vogt geliefert wird, ist dem Zweckverband wichtig. „Dem Badetorf aus dem Reicher Moos wurde bei der letzten routinemäßigen großen Torfanalyse, die alle zehn Jahre durchzuführen ist, abermals eine hervorragende Qualität bescheinigt“, so der Verbandsvorsitzende.