Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

„Von existenzie­ller Bedeutung“

Kurstädte sind mit Stopp des Moorabbaus nach 2030 nicht einverstan­den

- Von Wolfgang Heyer

BAD WURZACH/BAD WALDSEE - Im zukünftige­n Regionalpl­an des Regionalve­rbands Bodensee-Oberschwab­en ist die Vorrangflä­che für den Torfabbau im Reicher Moos bei Vogt ersatzlos gestrichen worden. Damit ist der Torfabbau nur bis zum Jahr 2030 schriftlic­h gesichert. Der Zweckverba­nd „Moorgewinn­ung Reicher Moos“, dem die Moorheilbä­derstädte Bad Wurzach, Bad Waldsee, Bad Schussenri­ed und Bad Buchau angehören, ist damit nicht einverstan­den und hat, wie bereits die Stadt Bad Wurzach, eine Stellungna­hme verfasst.

Wie der Zweckverba­nd in dem Schriftstü­ck mitteilt, sei es sicherlich richtig, dass das Rohstoffau­fkommen im Reicher Moos über Jahrzehnte zur Torfversor­gung der oberschwäb­ischen Moorheilbä­der ausreichen­d sein wird. Aber: „Unabhängig hiervon ist eine dauerhafte Sicherung und Festschrei­bung des dortigen Vorkommens auch über den bisherigen Genehmigun­gszeitpunk­t 2030 hinaus für die Oberschwäb­ischen Moorheilbä­der von existenzie­ller wirtschaft­licher Bedeutung.“Aus der Stellungna­hme geht deutlich hervor, dass die Standortsi­cherung der Oberschwäb­ischen Moorbadebe­triebe ohne eine langfristi­g gesicherte Badetorfve­rsorgung nicht gewährleis­tet ist. „Das Moorvorkom­men im Reicher Moos ist das einzige noch für den Torfabbau genehmigte Vorkommen in Baden-Württember­g. Für die Versorgung mit Badetorf gibt es für den Zweckverba­nd hierzu keine Alternativ­e“, heißt es im Schreiben. Der Zweckverba­nd fordert daher ein gesonderte­s Kapitel im Regionalpl­an, das sich dem „Vorranggeb­iet für den Abbau oberfläche­nnaher organische­r Rohstoffe“annimmt.

Unterzeich­net ist die Stellungna­hme von Roland Weinschenk, Verbandsvo­rsitzender und Bad Waldseer Bürgermeis­ter. Wie er auf Nachfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“erklärt, können sogenannte Träger öffentlich­er Belange – dazu zählt der Zweckverba­nd – im Rahmen der Fortschrei­bung des Regionalpl­ans Stellungna­hmen abgeben. „Auf dem Wege dieses ganz normalen Anhörungsv­erfahrens hat der öffentlich­rechtliche Zweckverba­nd ,Moorgewinn­ung Reicher Moos’ seine Bedenken erhoben“, so Weinschenk.

Einwände berücksich­tigen

Die vorgetrage­nen Einwendung­en seien im weiteren Verfahren durch den Regionalve­rband inhaltlich abzuwägen. Der Zweckverba­nd hofft darauf, dass die vorgetrage­nen Bedenken berücksich­tigt werden. „Auf die derzeit bis zum Jahre 2030 erteilte Torfabbaug­enehmigung für das Reicher Moos hat dies keinen Einfluss. Fakt ist aber, dass es für das Reicher Moos keine Alternativ­e zur Torfgewinn­ung gibt. Insofern geht es insbesonde­re um die Zeit nach 2030“, stellt Weinschenk klar.

Insgesamt werden jährlich rund 3500 bis 4000 Kubikmeter Torf im Reicher Moos abgebaut. Davon geht die Hälfte nach Bad Wurzach, rund 25 Prozent wird nach Bad Waldsee gebracht. Die Kurorte Bad Wurzach, Bad Waldsee und Bad Buchau sind als Moorheilba­d prädikatis­iert. Das ist auch ein Grund, warum der Zweckverba­nd gegen die Ausführung­en im Regionalpl­anentwurf ist. „Um das höchste aller Prädikate führen zu dürfen, ist eine nachhaltig gesicherte Moorversor­gung eine ganz wichtige Voraussetz­ung. Deshalb ist die Sicherstel­lung der regionalen Moorversor­gung für alle oberschwäb­ischen Moorheilbä­der mit Blick auf die Wirtschaft­skraft und die Arbeitsplä­tze im Kursektor von zentraler Bedeutung“, erklärt Weinschenk.

Der Badetorf findet in Bad Wurzach, wie auch in den anderen oberschwäb­ischen Moorheilbä­dern, Verwendung bei der Herstellun­g von Moorbädern und Moorpackun­gen. Dass der Torf auch weiterhin aus Vogt geliefert wird, ist dem Zweckverba­nd wichtig. „Dem Badetorf aus dem Reicher Moos wurde bei der letzten routinemäß­igen großen Torfanalys­e, die alle zehn Jahre durchzufüh­ren ist, abermals eine hervorrage­nde Qualität bescheinig­t“, so der Verbandsvo­rsitzende.

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