Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Leergut bereitet Brauereien Probleme
Mitglieder der Grünen informieren sich bei der Familienbrauerei Stolz in Isny
ISNY (sz) - Die Brauerei Stolz in Isny, die letzte Braustätte in der Stadt, ist Station der Heimat-Tour von Sandra Detzer, Landesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen, und Andre Baumann, Staatssekretär im Umweltministerium, gewesen. Begleitet wurden sie von Maria Heubuch, der Leutkircher Europa-Abgeordneten.
Die Brauerei hat eine Tradition von fast 100 Jahren, braut handwerklich und streng nach dem Reinheitsgebot. Nach der Begrüßung durch Seniorchef Hans Stolz führte Johannes Stolz, Braumeister und Co-Betriebsleiter, die Gäste aus Stuttgart und den Kreisverbänden Wangen und Ravensburg laut Mitteilung informativ und unterhaltsam durch seine Brauerei mit Sudhaus, Gär- und Lagertanks sowie der Abfüllanlage.
Als kleine Familienbrauerei mit je nach Saison rund zehn Mitarbeitern versorge Stolz nahezu ausschließlich die unmittelbare Region im Radius von 15 Kilometern und vertreibe das Bier zu mehr als 95 Prozent selbst über Wirtshäuser, Getränkefachmärkte und -automaten, einen Heimservice sowie bei Festen und Feiern. Diese Regionalität erlaube der Brauerei, sich am Markt zu behaupten und auch mit neuen Produkten wie dem „Allgäuer Stolz Hell“neue Käuferschichten zu erreichen, sagte Stolz. Nicht-alkoholische Getränke ergänzen das Sortiment.
Als schwierig beschrieb Stolz gerade im absatz- und konsumstarken Sommer 2018 die Versorgung mit Leergut. Seit Jahren beteiligten sich immer weniger Brauereien am klassischen Umlaufsystem mit standardisierten Flaschen, die von jeder Brauerei benutzt werden könnten. Stattdessen werde individualisiert. Damit sei jeder Brauer auf den Rücklauf seiner eigenen Flaschen angewiesen, als Folge davon würden dem Umlaufsystem die Flaschen fehlen.
Staatssekretär Baumann verwies hier auf die kürzlich gemachten und statistisch belegten Aussagen eines Groß-Discounters, der das Pfandsystem mit Glasflaschen als zu aufwendig bewertete – damit sei auch die Klima- und Ökobilanz negativ. Alle Anwesenden seien sich laut Mitteilung in der Ablehnung von Kunststoff-Bierflaschen einig gewesen, die Politik sei aufgefordert, über ein Anreizsystem und gesetzliche Vorgaben den „Wildwuchs“auf dem Flaschenmarkt einzudämmen.
Mit Blick auf den angeschlossenen Gasthof Engel wurde die Bedeutung der Brauereigasthöfe als traditioneller Treffpunkt hervorgehoben und die allenthalben vorhandenen Probleme beim Personalmangel angesprochen. Hans und Johannes Stolz hätten anschließend mit einem Fest ihre Wertschätzung gegenüber den Mitarbeitern unterstrichen und sich als großzügige Gastgeber gezeigt, die die Gäste von den Grünen an gemütlich hergerichteten Tischen Biere und Limonaden kosten ließen.