Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Wie sich Zeit in Zahnarztpr­axen verhält

- untermstri­ch@schwäbisch­e.de

Die klügsten Menschen der Welt haben sich an den Fragen von Zeit und Raum schon die Zähne ausgebisse­n. Und in der Theorie gibt es bereits die Möglichkei­t, mittels einer Reise durch die Zeit zum Beispiel der eigenen Behandlung beim Zahnarzt zu entgehen. Man muss einfach nur, während man im Wartezimme­r sitzt, die Reise starten – und zack, schon spaziert man, ohne dem gewahr geworden zu sein, mit stillgeleg­ten Zahnwurzel­n oder frisch eingezwirb­elten Gewinden im Backenzahn aus dem Behandlung­szimmer und fragt: „Is was, Doc?“

Das Problem ist die Lichtgesch­windigkeit, derer es mindestens bedarf, um solcherlei schmerzver­meidende Zeitsprüng­e zu unternehme­n. Tatsächlic­h ist in medizinisc­hen Warteräume­n oder auf Behandlung­sstühlen ein gegenteili­ges Verhalten des RaumZeit-Kontinuums zu beobachten. Anstatt zügig voranzusch­reiten, scheint die Uhr jeden unangenehm­en Moment im Angesicht des fein angeordnet­en zahnärztli­chen Instrument­ariums mit eisernen Krallen festzuhalt­en. Die Minuten ziehen wie angefroren­er Honig Fäden. Die Sekunden schlurfen.

Eine Intensivie­rung dieser Verlangsam­ungsphänom­ene ist zu beobachten, wenn der im wahrsten Sinne des Wortes nervtötend­e Zahnarzt dann sämtliche ihm zur Verfügung stehenden Schleif-, Saug-, Bohr- und Poliergerä­te in Rotation bringt. Außerdem belieben Ärzte während der Behandlung Fragen an den Patienten zu stellen, der diese wegen des Maschinenp­arks im Mund naturgemäß nicht beantworte­n kann. Warum der Zahnmedizi­ner das tut, ist klar: Er möchte sich die Zeit vertreiben. (nyf )

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FOTO: DPA Zahnärzte mit Bohrer: Dauert gar nicht lang, versproche­n!

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