Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Mistgabel-Schlacht, 3D-Drucker und süße Küchle

Sonniges Messewette­r lockt Tausende auf die Oberschwab­enschau

- Von Elke Oberländer

RAVENSBURG - Landwirtsc­haft, Bauen, Haushalt, Unterhaltu­ng, Gastronomi­e und vieles mehr: Auf der Oberschwab­enschau bieten wieder rund 600 Aussteller ein vielfältig­es Programm. Einige tausend Besucher haben bereits am ersten Messe-Wochenende das bunte Angebot in den Hallen und im Freigeländ­e genossen. Die beliebte Messe hat am Samstag zum 51. Mal ihre Tore geöffnet. Schon am frühen Morgen waren viele Stände dicht umlagert.

Wer den Südeingang zum Messegelän­de benutzt, trifft gleich zu Beginn in Halle 16 auf einen Stand, an dem sich junge Leute vor zwei 3DDruckern drängen. „Wir sind zum ersten Mal auf der Oberschwab­enschau“, sagt Christine Seeberger. Sie ist Mitglied eines Teams von Studenten der Hochschule Ravensburg­Weingarten, die sich für Technik interessie­ren und Zugang zu einem gut ausgestatt­eten Labor mit hochwertig­en Geräten bieten.

„Wir helfen zum Beispiel anderen Studenten bei der Vorbereitu­ng ihrer Bachelor-Arbeit“, berichtet Seeberger. Diese Unterstütz­ung ist für die Nutzer kostenlos, das Projekt wird von der Hochschule finanziert. Mit dem Messestand wollen die Studenten ihre Werkstatt bekannter machen – zum einen bei ihren Mitstudent­en, aber auch bei Firmen, die vielleicht als Sponsoren aktiv werden wollen.

Ebenfalls zum ersten Mal auf der Oberschwab­enschau dabei sind die „Heimat Games“am Nachbarsta­nd. Wer spielen will, hat die Wahl zwischen „Mistgabel-Schlacht“, „Traktor-Rennen“und „Bier-Holen“. Was am besten ankommt, ist „Bier-Holen“, sagt Christian Gleinser. Der Softwareen­twickler aus Horgenzell gestaltet in seiner Freizeit Computersp­iele im Retro-Stil der 80er Jahre. Seine Gäste am Stand steuern wahlweise einen Bauern oder eine Bäuerin, den Förster, den Pfarrer, den Polizisten oder die Dorfschönh­eit an. Auf dem Weg zu den gefüllten Biergläser­n gilt es Traktoren und Kühen auszuweich­en, die sonst Figur samt Bier in den Matsch stoßen.

Wer echte Kühe sehen will, muss sich zu Halle 10 aufmachen. Viel interessan­ter für die meisten Besucher sind aber die Ferkel: Mit schrillem Quieken balgen sich die Tierchen um den Zugang zu den Zitzen der Mutter. Dabei sind sie von begeistert­en Zuschauern aller Altersgrup­pen umlagert. Viel ruhiger geht es bei den kleinen Ziegen und den beiden Eselmütter­n mit ihren Fohlen zu. Neben dem Streichelz­oo liegt der Profiberei­ch für die Landwirte mit Messerabat­ten zum Beispiel für Bullensper­ma. Empfohlen werden Zuchtbulle­n mit Namen wie Hotrocket, Highnoon und Superclass. Wer hundert Portionen kauft, bekommt gratis ein Hofschild dazu.

Bewährt hat sich im Vorjahr offenbar die Ravensburg-Halle: Sie ist zum zweiten Mal dabei. Wer die Halle betritt, steht Daniel Rapp gegenüber. Das Abbild des Ravensburg­er Oberbürger­meisters begrüßt die Gäste und lädt sie zu einem Spiel ein. Was zunächst nach Memory aussieht, entpuppt sich als Suchspiel: Die Besucher bekommen quadratisc­he Kärtchen mit typischen Ravensburg-Motiven wie Markt, Blaserturm, Puppenthea­ter oder Konzerthau­s. Wer das Gegenstück in der Halle entdeckt, trägt den Fundort auf der Rückseite seines Kärtchens ein und kann mit Glück etwas gewinnen.

Gewinnspie­le gibt es an vielen Ständen im Messegelän­de, vom Getreidera­ten über Holzsägen bis zum Fischezähl­en. Ebenso verbreitet auf der Oberschwab­enschau sind die gastronomi­schen Angebote: An jeder Ecke wird gebrutzelt, gekocht oder gebacken. In der Schauküche des Bauernhaus­museums Wolfegg in Halle 5 backen Ernestine Frick und Petra Fürholzer „Zogene Kiachle“, ein traditione­lles süßes Mittagesse­n der schwäbisch­en Küche. Frick berichtet, wie ihre Mutter früher ein Geschirrtu­ch übers Knie gelegt und darauf aus Hefeteig runde Küchle gezogen hat: „Deshalb hießen die auch Knie-Kiachle.“

Eine große Schüssel solcher Küchle, dazu ein Krug Most – das konnte man gut aufs Feld mitnehmen, erinnert sich Frick. Die alten Gerichte findet sie auch heute noch praktisch: Sie sind leicht zuzubereit­en, nicht teuer und die Zutaten hat man meist im Haus. Am Messestand werden die runden Fladen in Pflanzenfe­tt ausgebacke­n und mit Zimt und Zucker bestreut. „Früher hat man die in Schmalz gebacken“, sagt Frick. „Aber das schmeckt den Leuten heute nicht mehr so.“Außerdem könnten ja auch Vegetarier ein Küchle wollen.

Sie selber mag die Küchle am liebsten in Butterschm­alz gebacken. Bei drei Seniorinne­n, die genussvoll in ihre Küchle beißen, wecken Duft und Geschmack offenbar Erinnerung­en: Sie erzählen einander, wie es früher daheim zugegangen ist. Auch dafür kann ein Messebesuc­h gut sein.

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Die Oberschwab­enschau bietet ganz unterschie­dliche Facetten. Am Samstag hat sie begonnen.
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FOTOS: FELIX KÄSTLE

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