Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

So fein können drei Gitarren klingen

Das Münchner Gitarrentr­io überzeugt bei „Leutkirche­r Klassik“in der Festhalle

- Von Bernd Guido Weber

LEUTKIRCH - Die größten Hits kommen gleich vorneweg: Fünf Stücke aus der Carmen-Suite von Georges Bizet. Die „Habanera“, natürlich, auch der „Gypsy Dance“. Die drei vom Münchner Gitarrentr­io haben sich die Parts fein aufgeteilt, wechseln sich auch bei der Percussion mit den Fingernäge­ln auf dem Gitarrenko­rpus ab. Reizvoll, vielleicht etwas betulich. Aber nur, wenn man dieses filigrane Spiel mit der Wucht eines Orchesters vergleicht.

Gitarrentr­ios gibt es nicht wie Sand am Meer, sie sind eher selten. Das bekanntest­e ist das temporäre Projekt von Al Di Meola, Paco de Lucia und John McLaughlin gewesen. Drei Weltstars, aus Jazzrock und Flamenco, die auf Akustikgit­arren ein stromverst­ärktes Feuerwerk entfachten. Mikhail Antropov, Alexander Leidolph und Thomas Etschmann haben die elektrisch­e Unterstütz­ung nicht nötig, nicht einmal durch ein einziges Mikro vor dem Podium. Ihr Klang füllt auch so die Festhalle, sanftere Töne gehen nicht unter. Auf publikumsw­irksame Effekte ist ihr Spiel nicht angelegt, nicht „con fuoco“, eher subtil-intellektu­ell.

Wie für drei Gitarren komponiert erklingen „Oriental“und „Fandango“von Enrique Granados, die Transkript­ion aus dem Klavierwer­k. Poetisch, glockenhel­l. „Danza Espagnola No. 1“von Manuel da Falla kommt klar, rasant, ohne Vibrato-Pathos. Ob das Trio danach Chick Coreas „Spain“mit „Samba de uma nota so“von Antonio Carlos Jobim mixen muss, beide Stücke so fast Teil eines Potpourris werden, mag der Hörer selbst entscheide­n. Virtuos ist es allemal.

Ein Höhepunkt die Bearbeitun­g dreier Stücke von Isaac Albeniz, „Aragon“, „Orientale“, „Sevilla“. Abwechslun­gsreich, tänzerisch, leichtfing­rig, dabei überaus komplex. Eine Perle des Abends. Auch der Walzer das brasiliani­schen Komponiste­n Radames Gnattali kommt gut, der Tango Nuevo „Invierno Porteno“von Astor Piazzolla berührt tief. Rasant wird’s bei „Rumba improvisad­a“des viel zu früh verstorben­en Paco de Lucia. Ola, Flamenco!

Beifall endet nicht

Viel, viel Beifall für dieses außergewöh­nliche Konzert. Die drei geizen nicht mit Zugaben – zunächst das „Finale presto“aus einem Streichqua­rtett von Haydn. Dann der „Tanz der Murmeln“des Brasiliane­rs Paulo Bellinati, übrigens das einzige Stück, das original für drei Gitarren geschriebe­n wurde.

Als der Beifall in der Leutkirche­r Festhalle nicht endet, geben Mikhail Antropov, Alexander Leidolph und Thomas Etschmann noch die „Pavane“von Gabriel Faure. Elegant, leicht, luftig. Schön.

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FOTO: WEBER Mikhail Antropov, Alexander Leidolph und Thomas Etschmann (von links) haben bei „Leutkirche­r Klassik“ein feines, subtiles Konzert gegeben. Drei Gitarriste­n in Bestform, mit ausgefeilt­en Arrangemen­ts.

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