Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Es geht ums Sammeln, nicht ums Ausstellen
Nach Schließung des Kemptener Kornhauses werden die meisten Kunstobjekte des Allgäu-Museums eingelagert
KEMPTEN (jan) - „Die vornehmste Aufgabe eines Museums ist das Sammeln, nicht das Ausstellen.“Mit dieser Aussage antwortete Kemptens Oberbürgermeister Thomas Kiechle kürzlich auf die Frage der Stiftsstadtfreunde Kempten, was mit den Exponaten des Allgäu-Museums nach Schließung des Kornhauses geschieht. Diese werden bis zur Fertigstellung eines neuen Museumsdepots Anfang 2021 in den oberen Stockwerken des Marstalls eingelagert, sagte jetzt der städtische Kulturreferent Richard Schießl.
Silvia Bohlinger von den Stiftsstadtfreunden brachte das Thema während eines Stadtrundgangs mit dem Oberbürgermeister ins Gespräch. Sobald das Kornhaus aufgrund der anstehenden Generalsanierung Ende dieses Jahres geschlossen wird, ist die Zeit des Allgäu-Museums dort abgelaufen. Die Exponate werden größtenteils eingelagert und nicht mehr öffentlich zu sehen sein. Wie viele es insgesamt sind, ist nach Worten von Schießl schwer zu beziffern: „Die Frage ist, ob man fünf Münzen als ein Exponat ansieht oder als fünf.“Das die vorhandenen sechs über das Stadtgebiet verteilten Museumsdepots alle „bis unters Dach vollgeschichtet sind“, wurde eine zusätzliche Lagermöglichkeit benötigt, sagte der Referent. Gefunden hat diese die Stadt im historischen Marstall wenige hundert Meter neben dem Kornhaus. Dort ist das Alpin-Museum, eine Zweigstelle des bayerischen Nationalmuseums, untergebracht. In den oberen Stockwerken sei Platz für zusätzliche historische Stücke.
Einige Exponate aus dem AllgäuMuseum, die direkt die Geschichte der Stadt Kempten verdeutlichen, werden künftig im Zumsteinhaus zu sehen sein, das derzeit umgebaut wird: Ein Richtschwert aus der früheren Reichsstadt zum Beispiel, alle Funde aus dem Mühlberg-Ensemble und Funde, die aus dem frühen Mittelalter stammen wie Drachenleuchter und Vortragekreuze.
Der Marstall ist für die Exponate allerdings nur eine Zwischenstation. Zusammen mit etwa 30 000 anderen Kunstobjekten im Besitz der Stadt, die sich in den verschiedenen Lagern stapeln, kommen die Stücke 2021 in ein neues Zentraldepot. Dieses wird in Ursulasried gebaut. Eine Steigerung der Kosten von 3, 2 Millionen Euro auf 5, 6 Millionen Euro führte vor einiger Zeit zu kontroversen Diskussionen zwischen Stadträten und Verwaltung, wurde dann jedoch von den Kommunalpolitikern akzeptiert. Immerhin, sagte Schießl, soll dort „das gesamte kulturelle Erbe der Stadt“Platz finden und dabei gehe es nicht um eine einfache Halle, sondern um aufwendige Lagermöglichkeiten für Kunstobjekte, von denen manche auch klimatisiert werden müssen.