Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Denkmale am Wegesrand
Veiti Braam und Wolfgang Hartung präsentieren ein Büchlein über Scheideggs Marterl und Feldkreuze
SCHEIDEGG - In der im Dezember 2017 gestarteten Buchreihe „Westallgäu und Bodensee“ist vor Kurzem der dritte Band erschienen. Er trägt den Titel „Flurkreuze in Scheidegg“, herausgegeben vom emeritierten Geschichtsprofessor Dr. Wolfgang Hartung. Autorin ist Veiti Braam vom Scheidegger Geschichts- und Museumsverein.
In dem 76 Seiten umfassenden farbigen Büchlein sind über 70 Wegund Feldkreuze aus der Gemarkung Scheidegg fotografisch festgehalten. Ergänzende Informationen gibt es zu jedem Kreuz bezüglich seines genauen Standorts, seiner Typisierung (Feldkreuz, Marterl, Bildstock, Wandkreuz) sowie eine kurze Beschreibung des sakralen Kunstwerkes. Im ersten Band der Reihe „Westallgäu und Bodensee“sind die Briefe des Kriegsgefangenen Franz Xaver Hähle aus Oberreute 1917 bis 1919 erschienen, der zweite Band mit dem Titel „Flachs im Westallgäu“soll in Kürze erscheinen.
Vor vier Jahren nahmen Veiti Braam und Wolfgang Hartung das Projekt der Scheidegger Flurkreuze in Angriff. Davon waren eineinhalb Jahre reine Arbeitszeit. Auf die Spur der Wegkreuze brachte die beiden der 2012 verstorbene Erwin Nuber aus dem Scheidegger Ortsteil Schalkenried. „Er hat über viele Jahre zahlreiche Flurdenkmale im gesamten Gemeindegebiet entdeckt und fotografiert. Auf diese Fotosammlung baut unser Büchlein auf“, erklärt Veiti Braam. Dabei hat Klaus Straub die Naturdenkmale neu fotografiert und qualitativ druckfähig gemacht.
Zwei Gesichtspunkte haben Wolfgang Hartung dazu bewogen, dieses Büchlein herauszugeben: „Sie geraten als Kleindenkmale der Frömmigkeitsgeschichte zunehmend in den Fokus von Geschichte und Volkskunde. Und sie leiden erheblich durch Vernachlässigung, Zerstörung und Vergessenwerden.“Bei seinen Recherchen hat Hartung festgestellt, dass es in vielen Fällen unmöglich war, die Gründe und näheren Umstände ihrer Errichtung zu klären. „Fast immer geht es dabei aber um Frömmigkeit, gegebene Versprechen, Unfall, Genesung, plötzlicher Tod, Heimkehr aus dem Krieg oder Schwangerschaft.“
Das Feldkreuz an der Abzweigung nach Gaisgau wurde beispielsweise im Oktober 1948 anlässlich des Unfalltodes der 14-jährigen Antonie Boch errichtet. Bei Rorgenmoos steht ein solches, das Johann Georg Wetzel 1919 als Dank für die Genesung von einem Darmleiden aufgestellt hat. Neueren Datums ist das Marterl bei Buflingsried, das im Dezember 1997 anlässlich des Unfalltodes von Edmund Waltner errichtet wurde.
„Die ältesten Feldkreuze gehen bis zum Ende des 19. Jahrhunderts zurück“, weiß Veiti Braam. Das Alter der Wegkreuze ist für Wolfgang Hartung ein wichtiger Ansatzpunkt, für die Erhaltung, Pflege und Restaurierung derselben zu plädieren: „Es geht darum, diese Daten zu dokumentieren. Ein solches Heimatwissen darf nicht so einfach verschwinden.“
Das Büchlein ist in Scheidegg bei Christians Dorfkiosk zum Preis von 9,90 Euro erhältlich. Mit dem Kauf wird die Arbeit des Geschichtsund Museumsvereins unterstützt.