Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Käthchen in der Gegenwart
Eine etwas anderes Ritterschauspiel von Heinrich von Kleist in Lindau
LINDAU (sz) - Es ist Heinrich von Kleists beliebtestes und zugleich rätselhaftestes Stück in einer modernen und emanzipierten Inszenierung: Das Käthchen von Heilbronn macht sich auf in die Gegenwart – ein Versuch, klassische Theaterstoffe auch einem jungen Publikum schmackhaft zu machen.
Ein Spektakel voll mysteriöser Begebenheiten und Gestalten wie einem lebensrettenden Cherubim, weissagenden Träumen, einem düsteren Geheimgericht und einer bedingungslosen, aber unmöglichen Liebe, sei das Stück, heißt es in der Ankündigung des Veranstalters. Schon immer begeisterte „Das Käthchen von Heilbronn“mit eigenwilliger, kraftvoller Sprache und spannenden Identifikationsfiguren gleichermaßen Jugendliche und Erwachsene.
Seitdem Käthchen den Ritter Graf von Strahl in der Schmiede ihres Vaters gesehen hat, muss sie ihm auf Schritt und Tritt folgen – ein Traum versprach ihn ihr zum Mann. Der Ritter ist zwar in sie verliebt, kann sie aber ob ihres niederen Standes nicht heiraten. Auch er hatte einen Traum, in dem ein Engel ihm die Vermählung mit einer Kaiserstochter ankündigte. Eine der laut Pressemitteilung schönsten und zugleich eigenartigsten Liebesgeschichten der deutschen Theaterliteratur nimmt ihren Lauf.
Trotz der Verankerung des Schauspiels im Mittelalter erzählt das Stück eine Geschichte für und in der modernen Gesellschaft: Es geht um Liebe und Sehnsucht, um Wirklichkeit und Fiktion. Auf schlichter Bretterbühne, die viel Raum für die Figuren lässt, mit radikal gekürztem Text und reduziert auf sechs Darsteller zerfallen Ordnungen, Menschen fühlen sich verloren. Käthchen, die unbeirrbar ihrem Herzen folgt und dafür ausgegrenzt wird, ist gerade heute eine faszinierende Frauenfigur.
Termin: Dienstag, 16. Oktober, 19.30 Uhr, Theater Lindau; Tickets unter Telefon: 08382 / 9113911; 24-Stunden-Hotline 01805 / 700733; Weitere Infos unter www.kultur-lindau.de