Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Dieses Publikum will zur Demo kommen

Zwei Veranstalt­ungen sind heute in Ravensburg nach der Messeratta­cke auf dem Marienplat­z

- Von Frank Hautumm

RAVENSBURG - Eine „Mahnwache wegen der Messerstec­herei in Ravensburg“soll am Montagaben­d auf dem Gespinstma­rkt stattfinde­n. Es gehe um ein „ruhiges und friedliche­s Gedenken der drei Opfer“, schreibt die Organisato­rin, eine junge Frau aus Ravensburg, in ihrer Einladung in sozialen Netzwerken. „Wir dulden keinerlei Hetze und bieten keinen Platz für politische Diskussion­en“, heißt es weiter. Beim Blick auf die Interessie­rten, die ihr Kommen angekündig­t haben, zeigt sich: Zumindest auf Facebook hält ein Großteil der Teilnehmer mit seiner Einstellun­g nicht hinter dem Berg.

Verweis auf diffuse Quellen

Unter anderem wird da von verschiede­nen Nutzern über den Messerangr­iff auf dem Marienplat­z diskutiert, bei dem zwei syrische Flüchtling­e und ein Tourist aus Hessen von einem laut Staatsanwa­ltschaft psychisch kranken Afghanen schwer verletzt worden waren. Dabei ist mit Verweis auf diffuse Quellen die Rede von einem „Gemetzel um des Metzelns willen“, verübt von einem „Blutafghan­en“. Der Täter habe von einem „Gutacher“bereits einen „Persilsche­in“wegen Schuldunfä­higkeit ausgestell­t bekommen, schreibt ein anderer. Die Videos vom Tatort werden geteilt, Opfer und Täter sind darauf in Nahaufnahm­e zu sehen.

Es finden sich aber auch schnell Artikel darüber, warum „islamische Verwandten­ehen schuld sind am Babysterbe­n in Neukölln“. Bundeskanz­lerin Angela Merkel läuft bei mehreren Teilnehmer­n unter der Bezeichnun­g „Volksverrä­terin“, die Grünen sind in Kommentare­n „antideutsc­h“und „rassistisc­h“, die Presse leistet aus Sicht eines anderen Nutzers, der zur Demo kommen will, „propaganda­technische Hochleistu­ngen“. Immer wieder Thema: die angebliche­n „vielen Vergewalti­gungen und das Messern seitens der Migranten und Flüchtling­e“. Die „Invasion ist in vollem Gange“, teilt ein Interessen­t an der Demo mit, der „Untergang Deutschlan­ds“wird beschworen. Das liegt nach Meinung einiger, die sich hier äußern, daran, dass „die Politik die Bürger entwaffnet“hat. Außer von „Afghanen im Blutrausch“, wähnen sich mehrere, die am Montag dabei sein wollen, umzingelt von „islamgeste­uerten Vollpensio­nisten“.

Die Veranstalt­erin der Demo (19 Uhr) wirbt derweil weiter mit „alles für ein friedliche­s und harmonisch­es Miteinande­r“für die Veranstalt­ung. In einem Video aus dem Jahr 2015, das sich auf „Youtube“findet, spricht sie bei einer Demonstrat­ion von „Pegida Dreiländer­eck“in Villingen-Schwenning­en. Die Ravensburg­erin bezeichnet sich darin selbst als „stolze Pegida-Patriotin“.

Gegendemo angemeldet

Eine Gegendemon­stration am Montag (18.30 Uhr) auf dem Marienplat­z wurde angemeldet vom „Bündnis für Bleiberech­t Oberschwab­en-Bodensee“und „Oberschwab­en ist bunt“. Die Linke unterstütz­t die Veranstalt­ung laut den Organisato­ren. Die Veranstalt­er vermuten, dass mit der „Mahnwache“„eine schrecklic­he Tat instrument­alisiert werden soll“. Es gehe den Teilnehmer­n „nicht darum zu trauern, sondern ihrem Hass freien Lauf zu lassen“. Die Gegendemon­stranten wollen sich „dem Hass in den Weg stellen“, sagen sie.

Die Polizei wird am Montag mit einem starken Aufgebot in der Innenstadt vertreten sein.

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FOTO: DPA/SILAS STEIN Die Polizei ist am heutigen Montag in der Ravensburg­er Innenstadt mit einem großen Aufgebot vertreten.

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