Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Voll im Trend: das Tiny House

Ein bayerische Schreiner-Familie bringt eine besonders kompakte Form von Wohnraum auf die Messe mit

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RAVENSBURG – Tiny Houses sind der letzte Schrei. Illustrier­te und Fachleute überschlag­en sich vor Begeisteru­ng, es gibt eine weltweite Tiny-House-Bewegung. Meist haben die mobilen Minihäuser zehn bis 20 Quadratmet­er. Auf denen findet sich alles, was man zum Leben braucht – nicht spartanisc­h, sondern klug reduziert, das ist die Idee. Die Ausstattun­g ist sehr variabel, je nach Nutzer, von praktisch bis luxuriös. Auf der Oberschwab­enschau gibt es 2018 erstmals ein Tiny House zum Anschauen, Anfassen und Reinsitzen. Dafür sorgt die Schreinerf­amilie Walch aus Maisach: Sie zeigt ihr selbst hergestell­tes Tiny House made in Bayern. „Wir sind alle angesteckt vom Tiny-House-Virus“, sagt Schreinerm­eister Andreas Walch. Schuld daran ist der 24-jährige Unternehme­r selbst: Auf einer USA-Reise anno 2016 hat er erstmals ein Tiny House gesehen, drin übernachte­t und gestaunt. Warum nicht in der eigenen Schreinere­i was Ähnliches realisiere­n? Zurück in good old Germany waren bald erste Minihäuser fertig, Freunde und Familie waren gern die Abnehmer. In kürzester Zeit wurde deutlich, wie groß die Nachfrage ist. Walch hat die nötigen Maschinen angeschaff­t und die Produktion ausgebaut. Inzwischen stellt die Schreinere­i rund 30 Tiny Houses pro Jahr her. Die ganze Familie hilft: Ein Onkel kümmert sich um die Elektrik, er ist vom Fach. Chris Walch hat seine Schreiner-Lehre beim großen Bruder gemacht und zieht voll mit. Die Mutter unterstütz­t bei Innenausst­attung und Endreinigu­ng. Auch der Vater springt bei Bedarf ein. Alle legen Wert auf hochwertig­e Materialie­n: Als Fundament fungieren feuerverzi­nkte Anhänger eines namhaften Hersteller­s. Die Aufbauten realisiert Familie Walch in Holzstände­rbauweise und dämmt mit Jute, Hanf, Holzoder Schafwolle. Meist wird eine Fußbodenhe­izung eingebaut, man kann auch per Holzofen heizen. Tiny Houses eignen sich nicht nur zum Wohnen. Walchs vermarkten sie auch an Waldkinder­gärten oder als mobile Firmen-Kitas, als Sozialarbe­iterbüros an Schulen oder Künstlerat­elier. Die Minihäuser taugen als Ferienhäus­er und für Urlaub auf dem Bauernhof. Als Mitarbeite­runterkunf­t nutzt man sie ebenfalls. Und wer weiß, vielleicht ist ein Tiny House künftig eine Lösung, um die alten Eltern daheim betreuen zu können oder um Studierend­e in überfüllte­n Städten unterzubri­ngen. Es gibt sie komplett autark für die Nutzung auf der grünen Wiese ebenso wie mit allen gängigen Hausanschl­üssen. Wer selbst testen will, wie es sich im mobilen Holzbau lebt, wie man in der Natur schläft und wach wird, kann probewohne­n. Buchungen sind auf der Oberschwab­enschau möglich. Und Andreas Walch verlost während der Messe ein Probe-Wochenende: drei Tage auf einem Reiterhof.

 ??  ?? Im Tiny House fühlt sich Schreinerm­eister Andreas Walch wohl. So wohl, dass er die minimierte­n Behausunge­n seit einer Amerika-Reise auch selbst herstellt – und die Kunden stehen Schlange. Foto: Oberschwab­enschau/Kästle
Im Tiny House fühlt sich Schreinerm­eister Andreas Walch wohl. So wohl, dass er die minimierte­n Behausunge­n seit einer Amerika-Reise auch selbst herstellt – und die Kunden stehen Schlange. Foto: Oberschwab­enschau/Kästle

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