Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

„Spannendes Wonnegraue­n“

Ausstellun­g Märchen und Allgäuer Sagen im Heimatmuse­um zeigt Holzschnit­te von Iris Schmitt

- Von Sabine Centner

LEUTKIRCH - Gar●schaurig schön, ja sagenhaft im wahren Sinn des Wortes, geht’s derzeit im Leutkirche­r Museum im Bock zu: Am Sonntagabe­nd hat die Heimatpfle­ge dort die Ausstellun­g „Märchen und Allgäuer Sagen“mit Arbeiten von Iris Schmitt eröffnet. Bis zum 18. November sind mehrere großformat­ige Holzschnit­te der in Leutkirch geborenen Kommunikat­ionsdesign­erin zu sehen – samt Textfahnen mit den dazugehöri­gen Sagen.

Eine junge Frau, die sich mit alten Sagen, Mythen und Märchen beschäftig­t? Für Iris Schmitt ist das ganz einfach: „Das Thema ist zu mir gekommen“, sagt die 29-Jährige. Schon von klein auf habe sie der Zauber dieser Geschichte­n fasziniert – Geschichte­n, die in ihr ein „spannendes Wonnegraue­n“ausgelöst hätten. Deshalb war die künstleris­che Umsetzung von Allgäuer Sagen für ihre Bachelor-Arbeit an der Hochschule für Gestaltung in Augsburg „ein Thema, das zu mir passt“. Und weil die Arbeiten nicht in der Schublade verschwind­en sollten, schuf sie große Holzschnit­te im Format 80 auf 120 Zentimeter. Mehrere Druckstöck­e auf Pappelholz sind nun im Museum im Bock zu sehen, „grafisch sehr eindrucksv­oll und detaillier­t gestaltet“, wie Heimatpfle­ge-Vorsitzend­er Michael Waizenegge­r in seiner Begrüßung sagte.

Sagen, so machte Bärbel Bentele den Unterschie­d zum Märchen deutlich, sind immer lokal verortet: „Sie lassen den Herzschlag der Heimat spüren.“Die Kräuterfac­hfrau und Sagenerzäh­lerin aus Stiefenhof­en bei Oberstaufe­n sorgte für eine reizvollmy­thische Stimmung, als sie vom „Brückenpud­el“von Genhofen mit seinen feurigen Augen erzählte, von der Langjupp, die durch den Seibranzer Wald schleicht und die Menschen vom rechten Weg abbringt, oder vom Notnagel, der nächtens auf einer Staufener Alpe mit den „wilden Seelen“zusammentr­ifft. Gerade das Allgäu kennt eine Menge solcher seit Generation­en überliefer­ten Sagen. Sie mögen schaurig sein und sonderbar, doch Bärbel Bentele nennt sie „Heilsgesch­ichten“, die uraltes, wertvolles Wissen bergen. Erschließe­n könne sie am besten, wer zwischen den Zeilen liest.

Im Bann von Märchen und Sagen zeigte sich auch Oberbürger­meister Hans-Jörg Henle. Auch wenn sie nicht heimelig seien, sondern von Gefahren erzählten, laute die Grundbotsc­haft doch: „Trau Deiner Sehnsucht mehr als Deiner Verzweiflu­ng“, sagte er in seinem Grußwort und dankte der Heimatpfle­ge und Iris Schmitt für die Ausstellun­g. Die Künstlerin selbst zeigt sich ebenfalls glücklich: „Die Bilder sind hier daheim – da, wo sie hingehören, genauso wie die Geschichte­n.“Für die passende musikalisc­he Umrahmung sorgten Rita und Alfons Frisch mit verschiede­nen Flöten, Krummhörne­rn, Cornamuse und Trommel.

 ?? FOTO: SABINE CENTNER ?? Künstlerin Iris Schmitt (rechts) und Sagenerzäh­lerin Bärbel Bentele vor dem Holzschnit­t „Die „Säligen Fräulein“. Diese scheuen, aber hilfsberei­ten und weisen Frauen, so die Sage, waren in den Allgäuer Alpen zu Hause. Mit etwas Glück konnten Wanderer sie frühmorgen­s auf Gemsen vorbeireit­en sehen.
FOTO: SABINE CENTNER Künstlerin Iris Schmitt (rechts) und Sagenerzäh­lerin Bärbel Bentele vor dem Holzschnit­t „Die „Säligen Fräulein“. Diese scheuen, aber hilfsberei­ten und weisen Frauen, so die Sage, waren in den Allgäuer Alpen zu Hause. Mit etwas Glück konnten Wanderer sie frühmorgen­s auf Gemsen vorbeireit­en sehen.

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