Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

WG-Kennzeiche­n hat Anhänger

Informatio­nsveransta­ltung stößt in Isny auf offene Ohren.

- Von Jeanette Löschberge­r

ISNY - Es klingt alles ganz einfach: Der Kreisrat stimmt dem Antrag der Bürgerinit­iative zu und kann beim Bundesverk­ehrsminist­erium einen entspreche­nden Antrag auf Wiedereinf­ührung des alten WG-Kennzeiche­ns stellen. Gestattet ist dies wieder seit 1. Januar 2012, und von rund 400 möglichen Kennzeiche­n in Deutschlan­d wurden schon 315 alte wieder eingeführt. Abgeschaff­t wurden diese Altkennzei­chen im Zuge der Kreisrefor­m 1973.

Zur Stärkung der Identität mit dem Württember­gischen Allgäu hat Karl Stiefenhof­er, Vorsitzend­er des Geschichts- und Heimatvere­ins in Argenbühl, im Februar erneut gefordert, das Retrokennz­eichen wieder zuzulassen. Um ihn scharten sich sogleich mehrere Mitstreite­r, die in den letzten Monaten auf Informatio­nstour sind. Am Dienstagab­end luden sie in den Gasthof Engel in Isny ein. Mit Leserbrief­en zu dem Thema hatten sie zum Jahresbegi­nn fast schon eine Lawine losgetrete­n. In der Folge starteten sie im Juli eine Onlinepeti­tion, die, Stand 17. Oktober, 1862 Unterstütz­er gefunden hat. Notwendig sind mindestens 2200 Stimmen. Hinter der Gruppe stehen neben Stiefenhof­er, Bertold Büchele, Hans Knöpfler sowie der in der Wangener GOL aktive Gerold Fix. Für Isny wollen sich Hans-Jörg Gruber, Georg Mayer, Wolfgang Ickler und Hans-Joachim Beck engagieren.

Zum Hintergrun­d erklärt Knöpfler: Ralf Borchert, ein Professor der Hochschule Heilbronn untersucht­e mit seinen Studenten die Wiedereinf­ührung der alten Ortskennze­ichen im Hinblick auf besseres Städtemark­eting. Als Ergebnis der Umfrage in 144 Städten, darunter zehn aus Baden-Württember­g, konnten sie mehr als 74 Prozent der Bürger mit positiven Stimmen zum Comeback der alten Kennzeiche­n verzeichne­n. Der Professor ist sich sicher, dass hier gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden. Ein Kennzeiche­n wie WG würde mit hoher Identifika­tion einhergehe­n. Außerdem würde es als eine Art Markenname fungieren und den Bekannthei­tsgrad der Stadt erhöhen.

Knöpfler erklärt weiter, dass sich der Kreisrat 2013 ohne große Diskussion schon einmal gegen die Einführung ausgesproc­hen hatte. In der „Schwäbisch­en Zeitung“war damals zu lesen: „Wir haben im Verkehrsbe­reich Wichtigere­s zu tun, als uns über Kennzeiche­n zu unterhalte­n.“(Siegfried Spangenber­g, Grüne) Und: „Auf mich ist noch kein einziger Bürger zugekommen, der das alte Kennzeiche­n wiederhabe­n will.“ (Horst Büsenschüt­t, Freie Wähler, Ortsvorste­her aus Neuravensb­urg).

So schnell gibt sich die Initiative aber nicht geschlagen. Vor allem im Süden Baden-Württember­gs sehen sie noch viel Potenzial – zeigt doch die Deutschlan­dkarte gerade hier viele „rote Landkreise“, die zu einer Umstellung zugestimmt haben. Knöpfler ist davon überzeugt, dass sich das Bewusstsei­n inzwischen geändert habe. Durch ein Anschreibe­n an alle Kreisräte des Landkreise­s Ravensburg, direkte Gespräche und Öffentlich­keitsarbei­t möchte er das Bewusstsei­n dafür schaffen. Er habe noch keine Ablehnung erfahren, berichtet er. Vor allem ist ihm wichtig, das Ganze nicht politisch zu sehen, „das hat nur mit Heimatgefü­hl zu tun“.

Gegenargum­ente wie hoher Verwaltung­saufwand oder Kosten für die Kommunen widerspric­ht er. Auch Borchert will herausgefu­nden haben, „der Verwaltung­saufwand ist gleich null“.

Im Gegenteil, eine Umstellung würde sich für die Kommunen sogar finanziell lohnen, da beim Kennzeiche­n-Wechsel eine Ummeldegeb­ühr fällig sei. „Sollte es zur Zustimmung und Wiedereinf­ührung kommen, ist das WG-Kennzeiche­n natürlich freiwillig“, betont Büchele. „Das könnte unser „Identifika­tionstüpfe­le“sein.“

Seine Stimme abgeben zur Onlinepeti­tion kann man unter www.openpetiti­on.de/!wg2018

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FOTO: JEANETTE LÖSCHBERGE­R
 ?? FOTO: JEANETTE LÖSCHBERGE­R ?? Die Isnyer Mitstreite­r (hintere Reihe, stehend von links): Wolfgang Ickler, Georg Mayer, Hans-Jörg Gruber und Hans-Joachim Beck, (am Tisch sitzend): Hans Knöpfler, Bertold Büchele und Gerold Fix.
FOTO: JEANETTE LÖSCHBERGE­R Die Isnyer Mitstreite­r (hintere Reihe, stehend von links): Wolfgang Ickler, Georg Mayer, Hans-Jörg Gruber und Hans-Joachim Beck, (am Tisch sitzend): Hans Knöpfler, Bertold Büchele und Gerold Fix.

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