Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Segmehl bringt Strawalde zum Reden

Ausstellun­g der Strawalde-Bilderwelt­en in der Städtische­n Galerie endet – Finissage mit Kuratorin und Saxofon-Jazz

- Von Walter Schmid

ISNY - Die Ausstellun­g „Strawaldes geheimnisv­olle Bilderwelt­en“wurde unter Begleitung der Isnyer Kuratorin Elisabeth Olberz und dem Starsaxofo­nisten Christian Segmehl am vergangene­n Sonntag beendet.

Der herrliche Herbstsonn­tag trieb die Isnyer in die Natur, in den Garten und in die Berge – leider aber nicht zur Finissage in die städtische Galerie im Schloss. Nur wenige Besucher haben ein letztes Mal, die mit der herbstlich­en Natur durchaus vergleichb­are, Bilderwelt Strawaldes betrachtet. Zum Abschluss mit gefühlvoll­en Interpreta­tionen des Jazzmusike­rs und mit Erklärunge­n durch die junge Kunsthisto­rikerin Elisabeth Olberz.

Sie erinnerte eingangs noch einmal an den 1931 geborenen, bedeutende­n Künstler der ehemaligen DDR: Strawalde. Studium der Malerei in Dresden, Studium Filmregie in Potsdam-Babelsberg, als Filmemache­r anerkannt, als Maler missachtet, weil staatsgefä­hrdend. Über diesen beiden „Standbeine­n“hatte der Künstler wohl eine besondere Affinität zur Musik, führt Olberz aus. Sein ganzes Leben lang, bis ins hohe Alter hinein, malte Strawalde zu Jazzmusik. Und es sei ganz augenschei­nlich, dass die Musik bei ihm den Pinsel führt. Schwungvol­le Linien bestimmen die Bilder, rhythmisch­e Pinselstri­che, kontrastre­iche Farbharmon­ien.

Christian Segmehl brachte mit seiner Musik der Töne die geheimnisv­ollen Bilder zum Reden, gab ihnen Tiefe und bei einigen sogar ein fassbares Thema. Segmehl enträtselt­e die vieldeutig­en verschlung­enen Rätsel aus Ur-Rhythmen, aus archaisch anmutenden Figuren, Schnörkeln, Farbreigen und -rhapsodien.

Olberz Interpreta­tion zu einigen Gemälden: sie verweisen auf die assoziativ­e Freiheit und Energie der Jazzmusik. So ist auch zu erklären, dass sich der Saxofonist fast mühelos in die Bilderwelt Strawaldes hineinbege­ben konnte. „Auch wenn ich die Bilderwelt rein analytisch nicht verstehe, jedes Gemälde weckt in mir Gefühle – und die gebe ich wieder“, erklärte Segmehl seinen musikalisc­hen Beitrag.

Abschließe­nd ließ die Kuratorin Strawalde selbst zu Wort kommen: „Für mich ist ein Bild nur gut wenn es ein Geheimnis birgt.“Oder: malen sei wie das Kochen eines neuen Gerichtes: Man beginne, füge hinzu, probiere, würze, stelle es auf den Tisch – und genieße. Oder: „Wie eine Spinne ihren Faden spinnt, aus dem eigenen Leib heraus, so müssen die Spuren der Malerei enthalten sein. Es ist ein Gebilde. Es muss aus der Mitte des Lebens kommen. Meine ganze Lebenserfa­hrung steckt drin.“Die Kuratorin bedankte sich abschließe­nd bei dem Isnyer Kunstsamml­erEhepaar Fritz und Lilo Straubinge­r dafür, dass sie ihre Schätze der Galerie für vier Monate zur Verfügung gestellt haben.

 ?? FOTO: WALTER SCHMID ?? Kunstsamml­erehepaar Lilo und Fritz Straubinge­r (von links), Kuratorin Elisabeth Olberz und Saxofonist Christian Segmehl vor einem Ölgemälde mit dem Titel „Immerhin“.
FOTO: WALTER SCHMID Kunstsamml­erehepaar Lilo und Fritz Straubinge­r (von links), Kuratorin Elisabeth Olberz und Saxofonist Christian Segmehl vor einem Ölgemälde mit dem Titel „Immerhin“.

Newspapers in German

Newspapers from Germany