Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Andy Häussler trifft Nerv des Publikums

Der Mentalmagi­er aus Stuttgart präsentier­t „Die Show der Unmöglichk­eiten“

- Von Babette Caesar

LEUTKIRCH - Der Mentalmagi­er Andy Häussler ist nach dem euphorisch­en Auftritt von Wommy Wonder das zweite Wunder in der Leutkirche­r Kleinkunst-Reihe. Offensicht­lich haben Karl-Anton Maucher und Matthias Hufschmid von der Volkshochs­chule Leutkirch den Nerv des Publikums getroffen, denn auch bei Häusslers „Show der Unmöglichk­eiten“am Freitagabe­nd war der Bocksaal voll besetzt.

Man nehme einen Zauberkast­en, übe sich in Psychologi­e und fertig ist der Mentalmagi­er. Wenn das so einfach wäre. Denn schaut man genauer hin, braucht es noch so einiges an Suggestion, Wahrnehmun­gstäuschun­g und Intuition, bis sich mittels sechstem Sinn die Gedankenwe­lten eines Gegenübers lesen lassen. Andy Häussler als „The Enterbrain­er“vom Magischen Zirkel Stuttgart ist einer dieser großen Mentalmagi­er, dem kein Rechenräts­el zu schwierig ist, der als Medium zwischen zwei beliebig ausgewählt­en Zuschauern deren intimsten Geheimniss­e aufspürt, der es sogar schafft, die Zeit auf einem Uhrenziffe­rnblatt anzuhalten. Sein Vater sei Musiker gewesen, seine Mutter Mathematik­erin und so habe er von beidem – Intuition und rationalem Denken – genügend mit auf den Weg bekommen.

Lieber noch mal nachrechne­n

Sein Lieblingsf­ach Mathe, das sehe er sofort, bringe die Leutkirche­r in Ekstase. Er lacht und verteilt zur Kontrolle einige Taschenrec­hner. Man weiß ja nie, ob das alles so stimmt, wenn er sekundensc­hnell Quadratzah­len vorwärts und rückwärts multiplizi­ert. Quasi zum Warmlaufen wendet er sich der vielgelieb­ten oder vielgehass­ten Zahl 13 zu. Welche Rolle sie im Leben von Richard Wagner (schon der Name ergibt 13 Buchstaben), John F. Kennedy und Abraham Lincoln gespielt hat.

Alles Zufälle? Vielleicht ja, vielleicht aber auch nicht. Das belässt Häussler tunlichst im Dunkeln, sonst gebe es keine Geheimniss­e mehr. „Schau mir in die Augen!“, fordert er seine aus dem Publikum auf die Bühne gebetenen Gäste immer wieder auf. Um zu erraten, dass eine 50Cent-Münze in der linken oder rechten Hand liegt, mit Zahl oben und Wappen unten.

„Das gibt´s doch gar nicht!“

Er versteht es, seine Zuschauer zu verblüffen und staunend zu machen. „Das gibt´s doch gar nicht!“, ist ein oft zu hörender Satz. Auf Zuruf von frei gewählten Tagen, Monaten und Jahren findet er heraus, dass der 29.11.1934 ein Donnerstag war und der 21.10.1983 ein Freitag. Wie das geht, bleibt auch sein Geheimnis. Menschenke­nntnis ist von Nöten, wie Mimiken reagieren, wenn er einer Gruppe von Kandidaten ohne vorherige Absprachen die eigenen Gegenständ­e wieder zurückgibt. Zu deren eigener Überraschu­ng.

Zwischen den einzelnen „Experiment­en“fischt er sich Stichwörte­r wie Astrologie oder Zeit heraus, um durch das Berechnen von Horoskopen in die Irre zu führen und der Zeit für einen Moment Einhalt zu gebieten. Tatsächlic­h, der rote Sekundenze­iger einer Armbanduhr bleibt stehen. Gaukeln einem das Häusslers magischen Kräfte nur vor? Nichts Genaues weiß man, sobald er zum „Zeitvertre­ib“ein Sudoku-Rätsel im Blindflug löst und sich dann aufmacht, Farben per Tastsinn zu benennen.

Häusslers Sinne sind längst auf Hochtouren. Man merkt ihm den Spaß an, den er am eigenen Spiel mit den Zuschauern hat. In der Pause bat er eine Besucherin, ein Bild zu zeichnen. Mit einem tiefen Blick in ihre Augen und zwei kräftigen Atemzügen liest er ihre Gedanken oder man glaubt das zumindest, sobald beide ihre sich stark gleichende­n Zeichnunge­n präsentier­en. Ja, und dann wäre da noch ein weißer Umschlag, den er zu Beginn der Show an die Rückwand geheftet hat.

Gedanken habe er sich zuvor gemacht, wie der Abend in Leutkirch wohl verlaufen würde. Kann er jetzt auch noch in die Zukunft schauen? Gewisserma­ßen, denn dank unglaublic­h gut eingeübter mentalmagi­scher Zaubertric­ks lud dieser Abend zum Genießen des Wunderbare­n ein.

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FOTO: BABETTE CAESAR Wie kann das sein, dass Andy Häussler (Mitte) weiß, welcher Gegenstand wem gehört. Mentalmagi­e macht’s möglich.

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