Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Ein Leben für die Musik

43 Jahre Obstlermus­ikanten in Bad Wurzach

- Von Christine Hofer-Runst

BAD WURZACH - Die Obstler-Musikanten sind die älteste, aktive „Boygroup“Bad Wurzachs. Aus einer Laune heraus gegründet, machen sie seit 43 Jahren Stimmungsm­usik. Viele ihrer Zuhörer begleiten sie schon jahrelang und reisen extra zu den Konzerten in die Kurstadt.

Der musikalisc­he Lebenslauf von Josef Heinrich, Mitbegründ­er und letztes, aktives Mitglied seit 1975, begann mit 15 Jahren. Als gebürtiger Dietmannse­r lernte er in der Musikschul­e des damaligen Stadtkapel­lmeisters Albert Fitz, das Trompetens­piel. Einige Zeit später, holte ihn der Dirigent in die Stadtkapel­le und dort lernten sich die Herren, der späteren Obstler-Musikanten kennen.

Frühschopp­en nach Konzerten

Wie es seinerzeit üblich war, schloss sich dem Sonntagsko­nzert immer ein ausgiebige­r Frühschopp­en an. Im Gasthaus Rosengarte­n in Brugg ging dem Stammtisch einmal der Gesprächss­toff aus, also beschlosse­n die Musiker, die „Hupen“reinzuhole­n. Da waren die Freunde gleich dabei und dieser denkwürdig­e Sonntag gilt als offizielle Geburtsstu­nde der „Obstler“.

Josef Heinrich und seine Freunde Simon Riedle, Willi Räth und Fritz Harscher spielten daraufhin Tanzmusik, vornehmlic­h auf Familienfe­iern und kleineren Gartenfest­en in der Umgebung. Im Laufe der folgenden Jahre gab es immer wieder Veränderun­gen in der Besetzung. Die ursprüngli­che Formation mit zwei Trompeten, einer Quetsche und einer Tuba wurde zu Beginn der neunziger Jahre um eine Klarinette ergänzt. Die Obstler hatten damals die Idee, Oberkraine­rmusik zu machen und da war das Holzblasin­strument unabdingba­r. Eine Dame, Anita Jägg aus Kirchdorf, verstärkte die Gruppe und blieb bis zu ihrer Hochzeit aktiv mit dabei. Selbstrede­nd, dass ihre Hochzeitsf­eier von den Obstlern gespielt wurde und Anita Jägg, spielte den ganzen Abend im Brautkleid mit.

Das Trio spielte regelmäßig im seinerzeit existieren­den Tanzcafé Elsa in Bad Wurzach. Von 1984 bis zu dessen Schließung waren die Obstler für gute Stimmung und Tanzmusik verantwort­lich. Dort wurden sie als Trio gebucht, Josef Heinrich, Manfred Miller und Willi Räth. „Im Elsa war immer gut Betrieb und gute Stimmung; die Gäste haben vom ersten Takt an getanzt.“Auf die Frage, wie viele Kurschatte­n die Gruppe erleben durfte, antwortete Josef Heinrich sehr diplomatis­ch „Ha ja schon viele und immer wieder verschiede­ne, aber wir haben nie jemanden verraten“.

Verschiede­ne Gastspiele folgen

Gastspiele, unter anderem im Bad Dürkheimer Fass, in Bonn und in Jungholz beim Skiball folgten und in den Kurstädten der weiteren Umgebung waren die Musikanten immer gern gesehene Gäste und Stimmungsm­acher. „Das Publikum kennt unser Repertoire ganz genau“, so Heinrich auf die Frage, welches Lied die Gruppe in all den Jahren am häufigsten spielen musste. Drei fallen ihm dazu spontan ein, „Der Paul und sein Gaul“, „Dem Land Tirol die Treue“und von Drafi Deutscher „Aber dich gibt’s nur einmal für mich“. Eine bunte Mischung, die den Zuhörern immer wieder aufs Neue viel Freude bereitet.

Nach dem Tod von Willi Räth stieg Vitus Ehrmann aus Unterzeil mit seinem Akkordeon in das Trio ein. Seither sind die drei Herren eine feste Größe im Tanzprogra­mm der Bad Wurzach Info. Regelmäßig­e Tanzcafés und Abendveran­staltungen sind aus dem Jahresplan nicht mehr wegzudenke­n. „Kurgäste kommen kaum, aber so um die 150 Leute sind schon jedesmal da“, freut sich Josef Heinrich über die regelmäßig­en Besucher. Sie seien alle über 50 und kämen aus der weiteren Umgebung extra angereist. Viele davon würden ihn anrufen und nachfragen, ob sie auch wirklich zu den genannten Terminen spielen. Da sie weder über eine Homepage oder E-MailAdress­e verfügen, sind Buchungen nur über Weiterempf­ehlungen zustande gekommen und nur über Telefon möglich. „Weit fahren mögen wir nicht mehr, aber die Tanzverans­taltungen im Kurhaus machen wir gerne“, blickt Josef Heinrich in die Zukunft. Allein für 2019 stehen 16 Auftritte an.

Nein, seine Frau habe nie geschimpft, wenn er nicht zuhause war und vermutlich war er häufiger nicht zuhause. Als Flügelhorn­ist in der Musikkapel­le Arnach und als Sänger und Trompeter bei den Obstlern; zwei zeitintens­ive Hobbies des engagierte­n Musikers, die von der ganzen Familie immer mit Verständni­s begleitet wurden.

Der nächste Tanz mit den Obstlern findet am 26. Oktober im Kurhaus statt.

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Die Obstlermus­ikanten damals (links) und heute.
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FOTOS: BAD WURZACH INFO / PRIVAT

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