Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

„Dann gehen wir halt nach Ungarn“

Peter Schad stellt seinen historisch­en Roman vor

- Von Christine Hofer-Runst

BAD WURZACH - Mit einer melancholi­sch, musikalisc­hen Begrüßung hat Peter Schad am Donnerstag die Zuhörer im Kurhotel am Reischberg auf die Lesung aus seinem historisch­en Roman „Dann gehen wir halt nach Ungarn“eingestimm­t. Ein Buch über die Geschichte der Donauschwa­ben im Allgemeine­n und über das Einzelschi­cksal von Martin, seinem Protagonis­ten im Buch.

Das Dasein in Oberschwab­en sei seinerzeit düster gewesen. Die Bewohner standen, zehn Jahre nach Ende des 30-jährigen Krieges, unter Leibeigens­chaft der Fürstenhäu­ser und Klöster. Es herrschte bittere Armut und an Bildung war nicht zu denken. In diesem Jahr wurde Martin im damaligen Elchwangen geboren. Er wuchs mit zwei Geschwiste­rn auf und teilte das Schicksal der meisten Menschen in der damaligen Zeit. Der einzige Lichtblick und eine Möglichkei­t das Heimatdorf zu verlassen, waren Wallfahrte­n.

Auf einer solchen riss er aus, lernte einen Flösser kennen und fuhr mit diesem die Iller, damals einer der wichtigste­n Handelsweg­e, hinab bis nach Ulm. Der Anblick des Münsters und der Zufall, dass der junge Mozart ein Konzert auf der berühmten Schmahlorg­el spielte, ließen ihn erahnen, dass man sich seinem Schicksal nicht ergeben muss. Mit einer Ulmer Zille machte er sich auf den Weg, donauabwär­ts in Richtung Ungarn. Vorher hatte er noch kurzfristi­g die Magd Lina vom Nachbarhof geheiratet, denn nur verheirate­te Paare durften in Ungarn einreisen.

Peter Schad hat für seinen Roman sehr akribisch recherchie­rt. „Wenn ich einen Anspruch an historisch­e Korrekthei­t habe, muss ich richtig nachforsch­en“, begründet er seine Genauigkei­t. Keine leichte Aufgabe, denn in dieser Phase der Zeitgeschi­chte fehlen komplette Chroniken vollkommen. In den Pfarreien waren dürftige Notizen vorhanden, Informatio­nen bekam er hauptsächl­ich aus Liedtexten.

Die Endung des Buches sei genauso historisch wie dessen Inhalt und eine Fortsetzun­g werde es nicht geben, ließ Peter Schad seine Zuhörer wissen. Seine Recherche sei jedoch noch nicht zu Ende, denn es gelte noch herauszufi­nden, was mit den Donauschwa­ben in Ungarn passiert ist. Keiner der Angehörige­n in Deutschlan­d hat jemals erfahren, ob ihre ausgewande­rten Familienmi­tglieder lebend ihr Ziel in der Puszta erreicht haben.

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FOTO:HOFER-RUNST Peter Schad beschreibt in seinem Buch die Schicksale der Auswandere­r nach Ungarn.

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